Der alljährlich festzustellende Zuwachs antisemitischer Auswüchse in Deutschland setzte sich auch 2022 fort.
Jacques Ungar
Berlin (Weltexpresso) - Den diese Woche veröffentlichten Statistiken der deutschen Bundes-Kriminalpolizei entnimmt man eine Zunahme um fast 40 Prozent der registrierten Gewaltakte gegen Juden. Die deutsche Innenministerin Nancy Faeser spricht von einer «Schande für unser Land» und fordert härtere Konsequenzen für die Täter. Die Zahl gewalttätiger Verbrechen, die sich gegen Juden richteten stieg 2022 auf 88, verglichen mit 63 im Vorjahr. Landesweit wurden im Berchtsjahr total 2639 antisemitische Verbrechen registriert.
Das entspricht zwar einem leichten Rückgang gegenüber dem Vorjahr (3028), doch Offizielle erwarten, dass das Total für 2022 noch zunehmen werde, da ein Teil der gegen Ende des letzten Jahres erstellten Statistiken noch in das Gesamttotal integriert werden müssen. Zudem weisen viele Offizielle darauf hin, dass eine bedeutende Zahl antisemitischer Verbrechen gar nicht berichtet würden. «Die Dunkelziffer ist viel grösser – jene Zwischenfälle, die aus verschiedenen Gründen gar nicht mitgeteilt werden», meinte Thomas Haldenwang, Präsident des deutschen Bundesbüros für Verfassungsschutz (BfV).
Die gemeldeten Zwischenfälle seien nur «die Spitze des Eisbergs». Die jüdische Gemeinde Deutschlands beklagt die neuen Daten als ein Zeichen dafür, dass der Antisemitismus immer gewaltsamer werde. «Es endet nicht mit Worten und Beschädigung von Eigentum. Die Gewalt wendet sich vielmehr immer direkter gegen die Juden selber», meint Josef Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, gegenüber «Die Welt». Petra Pau, Vizepräsidentin des deutschen Parlaments, des Bundestags, sagte: «Die Daten beweisen, dass der Antisemitismus eine Bedrohung für die Gesellschaft als Ganzes darstellt». Die Behörden müssten sich dem Problem gegenüber konkreter zeigen.
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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 1.März 2023