Bildschirmfoto 2023 12 20 um 00.58.21Israels Oppositionsführer Yair Lapid erläutert in einem Interview seine Position zum Krieg in Gaza

Redaktion tachles

Tel Aviv (Weltexpresso) - Der deutschen «Bild»-Zeitung gab Israels Oppositionsführer Yair Lapid ein ausführliches Interview. Dabei formulierte er noch einmal seine Positionen, die bekannt sind. Auch er ist erschrocken über das Versagen des Staates am 7. Oktober, am Tag des Massakers. Als Oppositionsführer hatte er zuvor Geheimdienstinformationen bekommen, dass sich in Gaza etwas zusammenbraut. Er hatte davor gewarnt, so seine Aussage, doch niemand hörte hin.

Auch wiederholte er seine Forderung, dass Premier Binyamin Netanyahu sofort hätte zurücktreten sollen, doch zugleich unterstützt er die Entscheidung mit Bodentruppen in Gaza einzumarschieren. Man müsse die Hamas-Terroristen ein für allemal ausschalten. Die Führung der Hamas in Gaza und im Ausland nannte er lebendige Tote. Die Vorwürfe der internationalen Staatengemeinschaft über die Kriegsführung Israels weist er zurück. Was den wachsenden Antisemitismus weltweit angeht, findet Lapid klare Worte. Der Staat Israel sei gegründet worden, damit Juden in Frieden leben und sagen können: «Ihr Antisemiten dieser Welt, fahrt zur Hölle». Dies gelte bis heute. Lapid: «Wir Juden wurden am 7. Oktober massakriert. Trotzdem gaben uns die Antisemiten die Schuld an dem Massaker und kritisierten, dass wir uns gegen die Hamas verteidigen. Aber wir brauchen keine Belehrungen von Menschen, die uns hassen.» Über die Zahl der Todesopfer äußerte sich Lapid vorsichtig. Die Zahlen stammen von der Hamas, man wisse nicht, ob sie stimmen. Im Übrigen befänden sich unter den Opfern viele Hamas-Kämpfer. Man versuche ja alles, um die Bevölkerung in Gaza zu schützen, aber der Zynismus der Hamas, immer und ausschließlich auf zivilem Gebiet zu agieren und die eigene Bevölkerung als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen, führe leider zu vielen Todesopfern. Trotz des Krieges ist Lapid weiterhin überzeugt, dass nur eine Zwei-Staaten-Lösung Frieden schaffen kann. Allerdings sei die Chance auf einen Palästinenserstaat durch die Ereignisse vom 7. Oktober in sehr weite Ferne gerückt.

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Yair Lapid äußert deutliche Worte in einem Interview
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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 19. Dezember 2023