In Israel haben Ultraorthodoxe einen für die Einberufung der streng religiösen Männer in die Armee verantwortlichen Offizier bedrängt und beschimpft
Redaktion tachles
Tel Aviv (Weltexpresso) - «Ich verurteile den gewaltsamen Angriff auf General David Zini durch eine Handvoll extremer Randalierer in Bnei Brak aufs Schärfste», teilte der israelische Verteidigungsminister Israel Katz auf X mit. Damit sei eine rote Linie überschritten worden.
Laut israelischen Medien saßen der General sowie ein weiterer Offizier am Donnerstagabend in dem Tel Aviver Vorort Bnei Brak, in dem hauptsächlich streng religiöse Juden leben, in einem Restaurant. Zahlreiche ultraorthodoxe Männer seien dorthin gekommen, hätten die Armeeangehörigen umringt und ihnen unter anderem «Mörder» entgegengerufen.
Nach Angaben der Polizei wurden drei Verdächtige im Alter zwischen 19 und 29 Jahren festgenommen und die beiden Offiziere aus der Menge geholt. Der betroffene General Zini war bereits im Juli vergangenen Jahres in Bnei Brak von Ultraorthodoxen bedrängt worden.
Auch Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kritisierte den Vorfall. «Ich verurteile den empörenden Angriff auf General David Zini aufs Schärfste», sagte er nach Angaben seines Büros. Zini habe sein Leben der Sicherheit Israels gewidmet; in einem Rechtsstaat sei kein Platz für eine solch «gefährliche und beschämende Gewalttat», hieß es ohne weitere Details.
Streng religiöse Männer waren in Israel jahrzehntelang von der Wehrpflicht befreit. Diese Ausnahmeregelung lief jedoch vor mehreren Monaten aus. Der israelischen Regierung gelang es nicht, ein Gesetz zu verabschieden, um die Erleichterungen für die Ultraorthodoxen zu zementieren. Der Oberste Gerichtshof erließ schließlich im Sommer 2024 ein Urteil, wonach ultraorthodoxe Männer zum Wehrdienst einzuziehen sind.
Viele ultraorthodoxe Juden empfinden den Militärdienst als Bedrohung ihres frommen Lebensstils, unter anderem weil Frauen und Männer gemeinsam dienen.
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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 11. Januar 2025