OPEN BOOKS: Das städtische Lesefest zur Frankfurter Buchmesse 13. - 17. Oktober, Teil 8
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Als wir vom Angebot lasen, die Autoren und ihre Bücher kennenzulernen, die beim diesjährigen Scweizer Buchpreis die letzten fünf Finalisten sind, wußten wir: wir sind dabei! Denn es ärgert uns seit vielen Jahren, daß in Deutschland, wo ja mit dem Jahr 2005 auch relativ spät ein nationaler Buchpreis eingerichtet wurde, der sich orientiert an dem franzöischen Prix Goncourt, den es seit 1903 gibt, und an dem englischen Booker Prize, der seit 1969 verliehen wird, die beiden anderen nationalen Literaturpreise kaum wahrgenommen werden. Der Schweizer Buchpreis wurde dann 2005 kreiert, der Österreichische Buchpreis stolperte hinterher, hat aber als einziger alle literarischen Formen zur Auswahl und darüberhinaus einen zusätzlichen Debütpreis.
Wir wie schon in der Berichterstattung über die Pressekonferenz zu OPEN BOOKS weitergaben, hatten wir dort nachgefragt, wie es zum so löblichen Thematisieren des Schweizer Buchpreises kam. Denn natürlich fiel uns sofort auf, daß der aufwendigere, also mit mehr Autoren bestückte Österreichische Buchpreis keine Darstellung in Frankfurt zur Buchmesse hat. Da haben die Österreicher geschlafen, denn der Termin erfolgte nicht auf Einladung aus Frankfurt, sondern die Schweizer wurden von sich aus aktiv. Das hätte man natürlich auch nach Wien durchstecken können. Das ist nämlich eine gute Idee, jährlich zur Buchmesse - nicht nur auf der Messe in kleinem Kreis - sondern in der Stadt Frankfurt Veranstaltungen zu den zwei anderen deutschsprachlichen Buchpreisen zu veranstalten. Besonders interessant wird es dann, wenn auf den Listen der nationalen Buchpreise identische Schriftsteller und Autorinnen stehen, was auch diesmal der Fall ist.
Sa · 17. Oktober 20:00
RömerhallenRömerberg 23
60311 Frankfurt am Main
Die Nominierten des Schweizer Buchpreises 2020 / Mit Dorothee Elmiger / Tom Kummer / Karl Rühmann / Anna Stern
Schweizer Buchpreis
Moderation:Anna Engel (hr2-kultur)
Mit dem Schweizer Buchpreis zeichnen der Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband (SBVV) und der Verein LiteraturBasel das beste erzählerische oder essayistische deutschsprachige Werk von Schweizer oder seit mindestens zwei Jahren in der Schweiz lebenden Autor*innen aus. Ziel des Schweizer Buchpreises ist es, jährlich fünf herausragenden Büchern größtmögliche Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zu verschaffen.
Bei OPEN BOOKS treten auf:
Dorothee Elmiger („Aus der Zuckerfabrik“, Carl Hanser Verlag),
Tom Kummer („Von schlechten Eltern“, Tropen Verlag),
Karl Rühmann („Der Held“, Rüffer & Rub Verlag) und
Anna Stern („das alles hier, jetzt.“, Elster & Salis Verlag)
Anna Stern kann leider nicht an der Lesung der Nominierten für den Schweizer Buchpreis 2020 teilnehmen, heißt es in der aktualisierten Ankündigung des Programms.
Kommentar
Da war ich baff. Nicht wegen Anna Stern, in Zeiten von Corona ist das alles einsichtig. Es war und ist etwas anderes, was mich platt machte. Denn den Roman von einem der fünf Nominierten, die es beim Schweizer Buchpreis als Finalisten gibt, den ich zuallerst gelesen und auch besprochen hatte, weil der Autor auch in der Vergangenheit famose Romane veröffentlicht hatte, nämlich DER HALBBART von Charles Lewinsky aus dem Diogenes Verlag. Vielleicht fehlt er und sein Roman ja nur auf der Ankündigung, also ein redaktioneller Fehler? Wir werden es heute feststellen und anschließend in der Besprechung berichten. Hier noch einmal die Aussendung, die der Schweizer Buchpreis in die Welt schickte:
Die fünf Nominierten
Dorothee Elmiger: «Aus der Zuckerfabrik» (Carl Hanser Verlag)
«Aus der Zuckerfabrik» heisst das neue Buch von Dorothee Elmiger, in dem sie ebenso sinnlich wie reflektiert den Spuren des Zuckers, des Geldes und des Begehrens nachforscht. Entstanden ist ein faszinierendes Kaleidoskop, in dem die Komplexität der heutigen Welt aufscheint.
Tom Kummer: «Von schlechten Eltern» (Tropen Verlag)
Tom Kummers Roman «Von schlechten Eltern» ist ein Road-Movie der besonderen Art und ein Buch von überraschender Emotionalität. In langen Fahrten durch die Nacht treffen die Welt der Business-Leute, die sich durch die Schweiz chauffieren lassen, und die Innenwelt des Erzählers aufeinander, die durchdrungen ist von der Trauer um dessen verstorbene Frau.
Charles Lewinsky: «Der Halbbart» (Diogenes Verlag)
Tief in die Schweizer Geschichte führt uns Charles Lewinsky mit «Der Halbbart». Anschaulich und kraftvoll erzählt er von Mächtigen und Aussenseitern und öffnet einen neuen Blick auf die legendäre Schlacht bei Morgarten.
Karl Rühmann: «Der Held» (Rüffer & Rub Verlag)
Wie werden zwei Generäle, die sich während des Bürgerkriegs feindlich gegenüberstanden, zu Freunden? Wo verlaufen unter extremen Umständen die Grenzen zwischen Schuld und Gerechtigkeit? Karl Rühmann legt mit «Der Held» einen bewegenden Roman vor, in dem die Zuordnungen von Freund und Feind fragwürdig werden.
Anna Stern: «das alles hier, jetzt.» (Elster & Salis Verlag)
«das alles hier, jetzt.» von Anna Stern erzählt vom Verlust eines geliebten Menschen, von Verbundenheit und dem Versuch, der Erinnerung eine angemessene Sprache zu finden. Entstanden ist ein Buch von grosser Intensität, das durch die formale Kühnheit besticht.
Fotos:
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Info:
Über den Schweizer Buchpreis
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/19908-die-fuenf-nominierten-stehen-fest
Besprechungen HALBBART und
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/19926-charles-lewinsky-der-halbbart-diogenes-verlag
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/20127-dorothee-elmiger-aus-der-zuckerfabrik-carl-hanser-verlag