»Liebesnester« und »Südtirols schönste Waalwege«; Oswald Stimpfl im Folio Verlag, Wien – Bozen

Thomas Adamczak

Wiesbaden (Weltexpresso)  Empfehlenswerte Bücher! - »Welche Bücher empfehlen Sie?« - »Bücher, die ich gut finde.« - »Genau!« »Und welche Bücher finden Sie gut?« - »Es kommt darauf an, um was für Bücher es sich handelt.« - »Genau!«


Entscheidens sind die Motive, aus denen wir nach einem Buch greifen, da werden Sie zustimmen.  -  Wollen wir herzhaft lachen? Geht es um Spannung? Bevorzugen wir anspruchsvolle Unterhaltung, intellektuelle Anregung? Geht es um Informationen? Welche Art von Information suchen wir? Gründliche, differenzierte Information oder möglichst knappe, überblickartige Information? Oder, oder?

Bevor ich mir den Vorwurf gefallen lassen muss, ich spräche um den heißen Brei herum, verweise ich auf die Titel der beiden Bücher, um die es hier gehen soll: »Verliebt in Südtirol« (überarbeitete und aktualisierte Ausgabe einer Veröffentlichung aus dem Jahre 2007) und »Südtirols schönste Waalwege“, verfasst vom Südtiroler Autor Oswald Stimpfl, der ein profunder Kenner Südtirols ist und zahllose Reiseführer über diese Region verfasst hat (u.a. „Blumenwanderungen in Südtirol“, „Südtirol für Kinder“,“ Südtirol für Genießer“). Sämtliche Bücher sind im Folio Verlag (Wien – Bozen) erschienen.

Schon wieder juckt es mich, Ihnen Fragen zu stellen. »Wohin fahren Sie am liebsten in den Urlaub? « - »Aha!«  - »Und wie haben Sie diese Region, diesen Ort, dieses Plätzchen, dieses Gasthaus, dieses Hotel entdeckt?« - »Aha!« Wieder sind die Motive unterschiedlich. Zufälle spielen eine Rolle.

Wenn wir einen speziellen Ort entdeckt haben, wo wir uns wohl fühlen, fahren wir wieder dorthin. Na klar doch!

Ich will die Katze aus dem Sack lassen. Meine ersten Eindrücke von Südtirol liegen lange zurück, ziemlich lange. Diese Bergregion mit ihren Menschen gefiel mir von Anfang an. Wie vielen anderen.

Dem ersten Eindruck folgt ein zweiter, ein dritter usw. Man fragt nach weiteren lohnenden, besonders schönen Orten in dieser Region, nach Tälern, Bergen, Sehenswürdigkeiten, kulturellen Angeboten, Gasthäusern/Hotels. Man hört sich um, ist offen für Empfehlungen.

Da fällt einem, zufällig meist, manchmal auch durch gezieltes Nachfragen, ein Buch in die Hand. Man blättert drin herum, überfliegt es, liest sich fest. Endlich mal wieder ein Buch, das einem zusagt!

So war es bei mir. So bin ich auf Oswald Stimpfl gestoßen, auf seinen Südtirol-Klassiker: »Landgasthöfe in Südtirol«. (Ich glaube, das Büchlein lag im Schaufenster einer Buchhandlung in Brixen. Oder war es Bruneck?) Dieser Klassiker liefert flotte, knappe, präzise Informationen zu attraktiven Landgasthöfen in Südtirol.
Deshalb erfüllt das Buch wie die auch die anderen des Autors seinen Zweck, um endlich den Bezug zum Anfang des Artikels herzustellen.

Der aufklappbare Umschlag bietet Überblickskarten Südtirols, vorn vom Reschenpass und Stilfser Joch bis Bozen und dem gesamten Eisacktal, auf den hinteren Umschlagseiten von Bozen bis Toblach, Staller Sattel usw.
Überblickskarten und darauf in knalligem Rot Punkte mit Zahlen von 1-28 (»Waalwege«) und 1-42 (»Liebesnester«), die auf die Kapitel im Buch verweisen. Optimal für LeserInnen, die sich ruck zuck informieren wollen, ohne lange suchen zu wollen.

Die Bücher von Oswald Stimpfl genügen diesem Anspruch. In »Verliebt in Südtirol« sind die Kapitel unterteilt in »Sehens-und Wissenswertes«, »Wanderung«, »Ein Tisch für zwei« und weitere Informationen unter »Auf einen Blick«. Pro Kapitel nicht mehr als drei Seiten, auf denen auch noch ansprechende Fotos und die Skizze der empfohlenen Wanderung untergebracht werden.

Im Band über die Waalwege sind die Kapitel ähnlich aufgebaut: Beschreibung der jeweiligen Umgebung, Vorschlag für eine Waal- Wanderung, ein oder zwei genauere Informationen zu Besonderheiten auf dieser Wanderung, dann die obligatorischen »Einkehrtipps« und stichwortartig hilfreiche »Infos in Kürze«.

Praktische Nachschlagbücher für den Urlauber: »Wanderungen am Wasser für die ganze Familie« (Untertitel des Waalwegbandes).

»Kurze Wege, stille Ziele, Liebesnester« für alle »liebenden Menschen, egal welchen Alters oder Geschlechts, egal, ob es sich um eine frisch aufkeimende oder eine tief gefestigte Liebe handelt«, »kein (Reise-) Führer im eigentlichen Sinn, eher ein Ver-Führer für jene, die sich gern zu romantischen Abenteuern, sinnlichen Erlebnissen und kleinen Torheiten verleiten lassen wollen«.

Das schreibt der Autor Oswald Stimpfl im Vorwort zu den Südtiroler „Liebesnestern“, und treffender hätte es der Rezensent nicht formulieren können.

Auf den Waalwegen können die Hänge des Vinschgaus und des Meraner Raums »meist ohne großes Auf und Ab bequem und sicher durchwandert werden, an ausgesetzten und steilen Stellen sind sie mit Geländer, Treppen, Stegen und Brücken versehen, sie sind gut markiert, und oft liegen Gastwirtschaften jedweder Art ganz in der Nähe«.

Der Rezensent muss sich damit begnügen, einige wenige »Liebesnester« und »Waalwege« aus diesen Büchern von Oswald  Stimpfl zu erwähnen. Ganz einmalig und auf ihre Art jeweils bezaubernd sind beispielsweise der »Gasthof Dreikirchen« und die »Pension Briol«, die in Kapitel  34 der »Liebesnester« beschrieben werden. Beide Unterkünfte sind auch heute noch nur zu Fuß erreichbar. Für den Transport des Gepäcks der Gäste wird allerdings gesorgt. Sigmund Freud schrieb über seine Sommerfrische in Bad Dreikirchen: »Es war eine entzückende Einsamkeit, Berg, Wald, Blumen, Wasser …«

Lohnend ebenso ein Besuch im Ultental in der Nähe von Meran, in dem die Brüder Heinrich und Thomas Mann waren und  auch der preußische Kanzler Otto von Bismarck sowie Christian Morgenstern und auch hier wieder Sigmund Freud, um nur einige bekannte Persönlichkeiten zu nennen.

Auf der Hügelkuppe des »Helener Bichl“ (1.532 m) steht oberhalb von St. Pankraz, dem ersten von vier nach Heiligen benannten Orten des Tals, die Kirche Sankt Helena, in der sich eine Statue der Gottesmutter Maria als hochschwangere Frau befindet. Unweit der Kirche befindet sich das Gasthaus »Helener Bichl«, das ein beliebtes Ausflugsziel sowohl für Einheimische wie auch der Urlauber im Tal ist.

Von den Waalwegen sei der Tscharser und Stabener Waalweg unterhalb von Schloss Juval im unteren Vinschgau erwähnt. Schloss Juval gehört dem Jahrtausendbergsteiger Reinhold Messner und ist Teil des Projekts MMM – Messner Mountain Museum und soll »den religiösen Zugang zum Berg« aufzeigen. Unterhalb vom Schloss ist beim »Schlosswirt Juval« ein rustikales Berggasthaus zu finden, zu dem zwei pittoreske Ferienwohnungen gehören.

Für Liebhaber Südtirols bieten beide Bände vielfältige Anregungen für neue Entdeckungen. Wer bislang Südtirol noch gar nicht kennt, aber mal in diese faszinierende Gegend hineinschnuppern möchte, dem seien u.a. diese beiden Stimpfl-Bände ebenfalls wärmstens empfohlen.

Vielleicht entdecken Sie ja in den Bänden für sich ein „Liebesnest“, in dem Sie sich besonders wohlfühlen oder wie Freud eine „entzückende Einsamkeit“, in die es Sie zieht, wenn Sie mal wieder einfach nur raus wollen aus der hektischen Atmosphäre in Ihrer Umgebung.


Info:

Oswald Stimpfl,"Verliebt in Südtirol", Untertitel »Liebesnester«, und »Südtirols schönste Waalwege«, 2016, Folio Verlag, Wien – Bozen
http://www.folioverlag.com/home.php



Siehe auch von TA:

Die Entdeckung eines Tals:  Das Ultental (Eine zehnteilige Serie über das Ultental)

hier:

http://weltexpresso.wurzelknoten.de/index.php/unterwegs/6086-die-kirche-st-helena-und-der-helener-pichl