Filmheft
Stuttgart (Weltexpresso) – Weil wir mit der heutigen Buchbesprechung dem Filmstart von MALEIKA hinterherhinken, wollen wir das dann auch gründlich tun. Die Besprechung selbst unten als Link. Heute wollen wir das im Presseheft veröffentliche Interview mit dem Filmer und Autor wiedergeben, wobei leider nie dazugeschrieben wird, wer die Fragen stellt. Die Antworten auf jeden Fall sind von Matto Barfuss. DIE REDAKTION
INTERVIEW MIT MATTO BARFUSS
Wie kam es zu Ihrer ersten Begegnung mit Maleika im Jahr 2013?
Als ich Maleika traf, war sie Single und offenkundig auf Beutesuche. Wir waren schon einige Zeit unterwegs, als sie plötzlich spontan auf mein Filmauto sprang. Ganz vertraut saß sie über mir auf dem Dach und blickte in die Ferne – um dann genauso plötzlich mit einem Satz vom Auto zu hechten und loszurennen. Mein Masai-Freund und Fahrer raste querfeldein hinter Maleika her. Sie war viel schneller als wir. Nach rund zwei Kilometern wilder Jagd beschleunigte Maleika überraschend noch einmal. Wir dagegen gaben auf, stellten das Auto quer und ich filmte die letzte Phase einer spektakulären Jagd. Ein Gepard jagt in der Regel über maximal 800 Meter im Sprint, und ich habe viele Geparden kennen gelernt. Aber das war einfach einmalig!
Und warum sind Sie überzeugt, dass Maleika eine Urenkelin von Diana aus der Serengeti ist?
Mit der Gepardin Diana habe ich ab 1996 und zuletzt 2002 für insgesamt 25 Wochen auf allen Vieren zusammengelebt, als akzeptiertes Familienmitglied. Schon damals lebte ihre Tochter sehr viel weiter im Norden der Serengeti. Maleika und Diana haben erstaunlich viele Ähnlichkeiten und die Masai Mara ist der nördlichste Teil der Serengeti, also quasi das gleiche Gebiet.
Filmen in „freier Wildbahn“ ist natürlich eine einzige Herausforderung. Worin besteht die größte?
Filmen in den Weiten Afrikas bedeutet vor allem: Kampf gegen Staub, Hitze, oft Feuchtigkeit – und Energiemanagement. Mental gesehen geht es um Geduld und Einfühlungsvermögen. Da ist die akribisch genaue Vorbereitung der Drehs entscheidend. Noch zu Hause mache ich einen umfangreichen Technikcheck und überlege mir, wie ich das Equipment am besten vor zum Teil mikrofeinem Staub schütze. Das heißt natürlich: regelmäßig putzen. 2003 habe ich mal einen Teil einer sechswöchigen Produktion wegen Staub verloren, das prägt!
Temperaturen bis zu 50 Grad und starke Regenfälle bringen die Kameraausrüstung an physikalische Grenzen. Ich produziere in 4K- und 5K-Auflösungen, so dass sich die Hitze wegen des gewaltigen Datenflusses weiter potenziert. Eine Herausforderung ist auch die Übertragung und Sicherung der riesigen Datenmassen – und die Energie, die ich dafür benötige. Während meiner sehr abgeschiedenen Produktionen arbeite ich mit meinem speziell ausgerüsteten Filmauto. Es ist mit Solarzellen ausgestattet, die 220 Watt erzeugen. Das reicht gerade eben aus. Für MALEIKA habe ich ein Filmcamp genutzt und den Strom über einen Generator erzeugt.
Wie muss man sich Ihren Alltag im Busch während der Dreharbeiten vorstellen?
Normalerweise beginnt ein Produktionstag um 4.45 Uhr mit einem kurzem Technikcheck und der ein oder anderen kleinen Nachbesserung am geschundenen Filmauto. Spätestens um 5.30 Uhr fahren wir los. Wenn über Nacht nichts Außergewöhnliches passiert ist, finden wir Maleika recht schnell. Oft müssen wir sie aber erst suchen, in seltenen Fällen dauert das Stunden oder sogar Tage. Sind wir wieder an der Gepardin dran, kommt die Kamera aufs Stativ und die Dreharbeiten beginnen. Maleika ist spontan und schnell, entsprechend muss ich frühzeitig die Situation einschätzen und handeln. Mit der linken Hand mache ich die Belichtung, mit der rechten die Schärfe und mit beiden die Kameraführung. Es gibt ja keine „Klappe, die zweite“, eine verpasste Szene ist unwiederbringlich verloren.
Gegen 18.30 Uhr geht die Sonne unter. Sofern Maleika einen sicheren Schlafplatz gefunden hat, brechen wir gegen 19 Uhr Richtung Filmcamp auf. Zuweilen wird es aber auch später. Sobald ich im Camp bin, heißt es sofort alle Akkus aufladen, Kameras putzen und vor allem Filmmaterial übertragen. Ich checke die Aufnahmen und beginne dann gegen 21 Uhr, das Material auf das Festplattenset A zu übertragen. Das dauert Stunden. Gegen 23.30 Uhr lege ich mich im Zelt schlafen. Schließlich klingelt der Wecker nachts um 1 Uhr, schlaftrunken kontrolliere ich die hoffentlich korrekte Übertragung auf die Festplatte. Danach wird das Backup-Festplattenset B angehängt und die nächste Übertragung beginnt. Bis zum Aufstehen am nächsten Morgen ist dann alles fertig.
Gab es beim Dreh Zwischenfälle oder heikle Situationen?
Die Produktion startete schon am dritten Tag mit einem Rippenbruch. Wir hatten unweit von Maleika drei junge Geparden entdeckt, bereit zur Jagd. „Schnell, in Position!“, feuerte ich den Fahrer an. Der Geländewagen setzte zum Spurt an, dann gab es eine Vollbremsung, weil sich die Hinterachse in einem Hyänenloch verkeilt hatte. Verzweifelt versuchte ich die schwere Kamera auf dem Stativ zu retten. Dabei knallte mein Oberkörper mit Wucht auf die Armaturen. Ich sah Sterne, dann kamen die Schmerzen. Zwei Rippen waren weich wie Butter. Ich musste wirklich oft die Zähne zusammenbeißen.
Eine Produktion ging 47 Tage am Stück. Der Schlafmangel und die unablässige Konzentration hatten mich völlig ausgelaugt. Auf der achtstündigen Fahrt nach Nairobi wurde ich regelecht bewusstlos, dabei knickte mein Knopf nach links. Plötzlich ging eine Ziege über die Straße und mein Fahrer musste eine Vollbremsung machen. Ich kam mit einem fürchterlichen Drehschwindel zu mir, der mich monatelang handicapte. Der Rückflug war Horror. Ich war allein, hatte entsetzlich viel Gepäck und die ganzen Festplatten. Durch die Schwindelanfälle war mir permanent übel, zeitweise konnte ich kaum geradeaus gehen. Aber es ging trotzdem. In gewisser Weise hatte ich schon von Maleika gelernt: Aufgeben kommt nicht in Frage.
Wie nah sind Sie den Geparden tatsächlich gekommen?
Ich wollte Maleikas Geschichte authentisch erzählen, da durfte ich auf keinen Fall in Erscheinung treten. Deshalb habe ich auch bestimmt, mit nur einem Filmauto und einer Kamera zu drehen. Das war ein Risiko, denn viele Großproduktionen dieser Art arbeiten mit mehreren Autos und vielen Kamerapositionen. Dabei werden die Tiere aber oft gefährlich beeinträchtigt. Im Nachhinein kann ich sagen, dass gerade diese bewusste Entscheidung zur geringstmöglichen Beeinflussung die besondere Qualität von MALAIKA ausmacht. So vermitteln die Bilder viel mehr Nähe, sogar die Actionszenen.
Und ich bin Maleika emotional sehr nahe gekommen. Bald fühlte ich, wenn sie traurig oder verzweifelt war und sie deshalb ungestüm oder übereilt handeln würde. All das konnte ich bei der Vorbereitung meiner Kameraarbeit berücksichtigen. Bei alldem lernte ich Maleika auch als Jägerin viel besser kennen. Das half uns als Team, schnell die beste Kameraposition zu finden. Oft sind wir bis zu zwei Kilometer vorausgefahren. So gelang es, insgesamt 47 großartige Jagden oft aus der Frontalen einzufangen.
Oft ergeben sich beim Dreh gefährliche und hochemotionale Situationen. Fällt es Ihnen schwer, nicht einzugreifen, wenn sich vor Ihrer Kamera Dramen abspielen?
Klare Antwort: Ja! Wenn so etwas passiert, ist das für mich die Hölle. Zum Beispiel, als die Gepardenfamilie einen reißenden Strom überquerte und Maleikas Sohn Marlo von einem Krokodil gepackt wurde. Im ersten Moment überlegte ich tatsächlich, meine Kamera nach dem Krokodil zu werfen. Und dann der Tag, an dem sich Maleika schwer verletzte und alles zuende schien.
Natürlich habe ich überlegt einzugreifen. Maleika hatte ja noch fünf Junge, die sie säugen musste. Wir haben veterinärmedizinische Ratschläge eingeholt, aber es lief darauf hinaus, dass man vielleicht Maleika retten könnte, es dann aber um die Kinder schlecht bestellt sei. Ich glaube, es hat sehr geholfen, dass wir tagtäglich bei Maleika waren. Wie sie aus eigener Kraft – ganz ohne unsere Hilfe – ins Leben zurückkehrte, ist ein wichtiges dramaturgisches Moment im Film. Aber es hat mich wirklich Nerven gekostet!
Wie haben Sie aus über 250 Stunden Filmmaterial (von 2013 bis 2016) die endgültige Kinofassung erstellt? Wie geht man da im Schnitt vor?
Zuerst habe ich ein ausführliches Storyboard in 70 Kapiteln angefertigt, dann wochenlang Aufnahmen gesichtet und für jedes Kapitel einen Container mit 30 bis 40 Minuten Material erstellt. Ende 2015 war dann ein erster Rohschnitt von 10,5 Stunden fertig. Danach begann eine aufwühlende Arbeit, denn es ging darum, mich von vielen Lieblingsszenen und persönlichen, emotionalen Momenten zu trennen. So ging es nur zäh bis zu einer 352-Minuten-Version voran. Als ich mich entschloss, viel später einmal aus dem ganzen tollen Material eine Serie zu gestalten, war die psychologische Hürde genommen: Ich konnte mich auf die Filmgeschichte konzentrieren und auf für mich wichtige Episoden verzichten.
Bis Juli 2016 hatten wir dann eine gut funktionierende 132-Minuten-Version. Von Fassung zu Fassung kamen dann mal vier oder auch nur zwei Minuten weg. Dazu kam bald mehr Tiefe in den Sound. Unsere Komponisten lieferten tolle Musik, wir mussten oft vor den Screens weinen. Dann, als der Schnitt fast stand, gab es unglaubliche Nachrichten von Maleika. Also sind wir quasi direkt aus dem Studio zu ihr nach Afrika aufgebrochen – und kamen mit über 36 Stunden Rohmaterial zurück. Am Ende haben wir nur drei Minuten davon verwendet! Aber für den Film sind sie ein Geschenk.
Was macht Maleika zu Ihrer „Königin von Afrika“?
Ich habe in den vier Jahren mit Maleika sehr viel gelernt. Ich bewundere ihren Mut und ihre stoische Ruhe, scheinbar ausweglose Situationen zu meistern. Respekt! Maleika besitzt eine Eigenschaft, die jede Königin auszeichnen sollte: Sie geht mit vorbildlicher Eigenverantwortung voran und gibt niemals auf.
Was soll das Publikum aus dem Kino mitnehmen?
MALEIKA ist ein Film über große Gefühle: über Liebe, die Sorgen einer Mutter und den Schmerz des Loslassens. Er zeigt, dass Tiere großartige Persönlichkeiten sein können, deren Emotionen mitreißen. Genau darum geht es: Das Artensterben auf diesem Planeten geht weiter, und nur mit großen Emotionen gelingt es, Menschen zu motivieren, sich dagegen zu engagieren. Maleika ist eine Botschafterin für alle Tiere und für die Geparden im Besonderen. Es leben nur noch rund 7000 Geparden in der freien Natur! Deshalb unterstützen wir mit dem Kinofilm aktiv ein Artenschutzprojekt in Botswana, wo ich eine Stiftung betreibe.
Filmbesprechung:
https://weltexpresso.de/index.php/kino/11109-maleika
Foto: ©
Info:
Interview entnommen dem Presseheft zum Film
Buch
Matto Barfuss, MALEIKA. Das bewegende Leben einer Gepardin in der Savanne, Rivaverlag 2017
Film
Maleika (Deutschland 2017)
Genre: Dokumentarischer Spielfilm
Filmlänge: 105 Min.
Regie: Matto Barfuss
Verleih: Camino Filmverleih
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 12.10.2017
Wie muss man sich Ihren Alltag im Busch während der Dreharbeiten vorstellen?
Normalerweise beginnt ein Produktionstag um 4.45 Uhr mit einem kurzem Technikcheck und der ein oder anderen kleinen Nachbesserung am geschundenen Filmauto. Spätestens um 5.30 Uhr fahren wir los. Wenn über Nacht nichts Außergewöhnliches passiert ist, finden wir Maleika recht schnell. Oft müssen wir sie aber erst suchen, in seltenen Fällen dauert das Stunden oder sogar Tage. Sind wir wieder an der Gepardin dran, kommt die Kamera aufs Stativ und die Dreharbeiten beginnen. Maleika ist spontan und schnell, entsprechend muss ich frühzeitig die Situation einschätzen und handeln. Mit der linken Hand mache ich die Belichtung, mit der rechten die Schärfe und mit beiden die Kameraführung. Es gibt ja keine „Klappe, die zweite“, eine verpasste Szene ist unwiederbringlich verloren.
Gegen 18.30 Uhr geht die Sonne unter. Sofern Maleika einen sicheren Schlafplatz gefunden hat, brechen wir gegen 19 Uhr Richtung Filmcamp auf. Zuweilen wird es aber auch später. Sobald ich im Camp bin, heißt es sofort alle Akkus aufladen, Kameras putzen und vor allem Filmmaterial übertragen. Ich checke die Aufnahmen und beginne dann gegen 21 Uhr, das Material auf das Festplattenset A zu übertragen. Das dauert Stunden. Gegen 23.30 Uhr lege ich mich im Zelt schlafen. Schließlich klingelt der Wecker nachts um 1 Uhr, schlaftrunken kontrolliere ich die hoffentlich korrekte Übertragung auf die Festplatte. Danach wird das Backup-Festplattenset B angehängt und die nächste Übertragung beginnt. Bis zum Aufstehen am nächsten Morgen ist dann alles fertig.
Gab es beim Dreh Zwischenfälle oder heikle Situationen?
Die Produktion startete schon am dritten Tag mit einem Rippenbruch. Wir hatten unweit von Maleika drei junge Geparden entdeckt, bereit zur Jagd. „Schnell, in Position!“, feuerte ich den Fahrer an. Der Geländewagen setzte zum Spurt an, dann gab es eine Vollbremsung, weil sich die Hinterachse in einem Hyänenloch verkeilt hatte. Verzweifelt versuchte ich die schwere Kamera auf dem Stativ zu retten. Dabei knallte mein Oberkörper mit Wucht auf die Armaturen. Ich sah Sterne, dann kamen die Schmerzen. Zwei Rippen waren weich wie Butter. Ich musste wirklich oft die Zähne zusammenbeißen.
Eine Produktion ging 47 Tage am Stück. Der Schlafmangel und die unablässige Konzentration hatten mich völlig ausgelaugt. Auf der achtstündigen Fahrt nach Nairobi wurde ich regelecht bewusstlos, dabei knickte mein Knopf nach links. Plötzlich ging eine Ziege über die Straße und mein Fahrer musste eine Vollbremsung machen. Ich kam mit einem fürchterlichen Drehschwindel zu mir, der mich monatelang handicapte. Der Rückflug war Horror. Ich war allein, hatte entsetzlich viel Gepäck und die ganzen Festplatten. Durch die Schwindelanfälle war mir permanent übel, zeitweise konnte ich kaum geradeaus gehen. Aber es ging trotzdem. In gewisser Weise hatte ich schon von Maleika gelernt: Aufgeben kommt nicht in Frage.
Wie nah sind Sie den Geparden tatsächlich gekommen?
Ich wollte Maleikas Geschichte authentisch erzählen, da durfte ich auf keinen Fall in Erscheinung treten. Deshalb habe ich auch bestimmt, mit nur einem Filmauto und einer Kamera zu drehen. Das war ein Risiko, denn viele Großproduktionen dieser Art arbeiten mit mehreren Autos und vielen Kamerapositionen. Dabei werden die Tiere aber oft gefährlich beeinträchtigt. Im Nachhinein kann ich sagen, dass gerade diese bewusste Entscheidung zur geringstmöglichen Beeinflussung die besondere Qualität von MALAIKA ausmacht. So vermitteln die Bilder viel mehr Nähe, sogar die Actionszenen.
Und ich bin Maleika emotional sehr nahe gekommen. Bald fühlte ich, wenn sie traurig oder verzweifelt war und sie deshalb ungestüm oder übereilt handeln würde. All das konnte ich bei der Vorbereitung meiner Kameraarbeit berücksichtigen. Bei alldem lernte ich Maleika auch als Jägerin viel besser kennen. Das half uns als Team, schnell die beste Kameraposition zu finden. Oft sind wir bis zu zwei Kilometer vorausgefahren. So gelang es, insgesamt 47 großartige Jagden oft aus der Frontalen einzufangen.
Oft ergeben sich beim Dreh gefährliche und hochemotionale Situationen. Fällt es Ihnen schwer, nicht einzugreifen, wenn sich vor Ihrer Kamera Dramen abspielen?
Klare Antwort: Ja! Wenn so etwas passiert, ist das für mich die Hölle. Zum Beispiel, als die Gepardenfamilie einen reißenden Strom überquerte und Maleikas Sohn Marlo von einem Krokodil gepackt wurde. Im ersten Moment überlegte ich tatsächlich, meine Kamera nach dem Krokodil zu werfen. Und dann der Tag, an dem sich Maleika schwer verletzte und alles zuende schien.
Natürlich habe ich überlegt einzugreifen. Maleika hatte ja noch fünf Junge, die sie säugen musste. Wir haben veterinärmedizinische Ratschläge eingeholt, aber es lief darauf hinaus, dass man vielleicht Maleika retten könnte, es dann aber um die Kinder schlecht bestellt sei. Ich glaube, es hat sehr geholfen, dass wir tagtäglich bei Maleika waren. Wie sie aus eigener Kraft – ganz ohne unsere Hilfe – ins Leben zurückkehrte, ist ein wichtiges dramaturgisches Moment im Film. Aber es hat mich wirklich Nerven gekostet!
Wie haben Sie aus über 250 Stunden Filmmaterial (von 2013 bis 2016) die endgültige Kinofassung erstellt? Wie geht man da im Schnitt vor?
Zuerst habe ich ein ausführliches Storyboard in 70 Kapiteln angefertigt, dann wochenlang Aufnahmen gesichtet und für jedes Kapitel einen Container mit 30 bis 40 Minuten Material erstellt. Ende 2015 war dann ein erster Rohschnitt von 10,5 Stunden fertig. Danach begann eine aufwühlende Arbeit, denn es ging darum, mich von vielen Lieblingsszenen und persönlichen, emotionalen Momenten zu trennen. So ging es nur zäh bis zu einer 352-Minuten-Version voran. Als ich mich entschloss, viel später einmal aus dem ganzen tollen Material eine Serie zu gestalten, war die psychologische Hürde genommen: Ich konnte mich auf die Filmgeschichte konzentrieren und auf für mich wichtige Episoden verzichten.
Bis Juli 2016 hatten wir dann eine gut funktionierende 132-Minuten-Version. Von Fassung zu Fassung kamen dann mal vier oder auch nur zwei Minuten weg. Dazu kam bald mehr Tiefe in den Sound. Unsere Komponisten lieferten tolle Musik, wir mussten oft vor den Screens weinen. Dann, als der Schnitt fast stand, gab es unglaubliche Nachrichten von Maleika. Also sind wir quasi direkt aus dem Studio zu ihr nach Afrika aufgebrochen – und kamen mit über 36 Stunden Rohmaterial zurück. Am Ende haben wir nur drei Minuten davon verwendet! Aber für den Film sind sie ein Geschenk.
Was macht Maleika zu Ihrer „Königin von Afrika“?
Ich habe in den vier Jahren mit Maleika sehr viel gelernt. Ich bewundere ihren Mut und ihre stoische Ruhe, scheinbar ausweglose Situationen zu meistern. Respekt! Maleika besitzt eine Eigenschaft, die jede Königin auszeichnen sollte: Sie geht mit vorbildlicher Eigenverantwortung voran und gibt niemals auf.
Was soll das Publikum aus dem Kino mitnehmen?
MALEIKA ist ein Film über große Gefühle: über Liebe, die Sorgen einer Mutter und den Schmerz des Loslassens. Er zeigt, dass Tiere großartige Persönlichkeiten sein können, deren Emotionen mitreißen. Genau darum geht es: Das Artensterben auf diesem Planeten geht weiter, und nur mit großen Emotionen gelingt es, Menschen zu motivieren, sich dagegen zu engagieren. Maleika ist eine Botschafterin für alle Tiere und für die Geparden im Besonderen. Es leben nur noch rund 7000 Geparden in der freien Natur! Deshalb unterstützen wir mit dem Kinofilm aktiv ein Artenschutzprojekt in Botswana, wo ich eine Stiftung betreibe.
Filmbesprechung:
https://weltexpresso.de/index.php/kino/11109-maleika
Foto: ©
Info:
Interview entnommen dem Presseheft zum Film
Buch
Matto Barfuss, MALEIKA. Das bewegende Leben einer Gepardin in der Savanne, Rivaverlag 2017
Film
Maleika (Deutschland 2017)
Genre: Dokumentarischer Spielfilm
Filmlänge: 105 Min.
Regie: Matto Barfuss
Verleih: Camino Filmverleih
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 12.10.2017