Walter Farmer und die "Monuments of Man"

 

Eva Mittmann

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Sie haben einst Erstaunliches geleistet: Walter Farmer und die "Monuments Men and Women"! Organisiert von der „Monuments, Fine Arts & Archives Section“ waren nämlich 345 weibliche und männliche Kunstschutzoffiziere damit beauftragt, die kulturellen Schätze im zerstörten Nachkriegsdeutschland aufzufinden und zu bewahren.

Zum Jubiläum des 110. Geburtstags des Monuments Man Captain Walter Ings Farmer wurde nunmehr eine permanente Installation auf dem Museumsvorplatz eingeweiht (siehe Titelfoto mit Dr. Jörg Daur). Es handelt sich um die sogenannte „Sonic Memory Box“ , eine

Outdoor-Hörstation zum Kurbeln. Sechs Audiotracks informieren somit zur Geschichte der „Monuments Men“ und „Monuments Women“.

 

Das Museum Wiesbaden wurde nach Kriegsende zum „Central Collecting Point" der US-amerikanischen Truppen und Sammelstelle der in Bergwerken verborgenen Kunstschätze aus Berlin – u.a. der Büste der Nofretete (Ägyptisches Museum und Papyrussammlung im Neuen Museum).

Dr. Jörg Daur, der stellvertretende Direktor des Museums Wiesbaden, erklärt eindrucksvoll, welch unermesslichen Verlust solch unrechtmäßig entzogenes Kulturgut für die Gemeinschaft als auch für jeden Einzelnen darstellen könne und dass gerettetes Kulturgut demnach letztlich von unvergleichlichem Wert für die gesamte Gesellschaft sei.

Wie Goethe, der als guter Geist‚ also als 'Spiritus des Hauses‘ gelte, sei deshalb auch Walter Farmer als ‚Spiritus‘ des Museum Wiesbaden anzusehen. Es gehe letztlich darum, das Bewusstsein dahingehend zu schärfen, wie überaus wichtig es sei, einmal geraubtes Kulturgut auch wieder an die ehemaligen Besitzer zurückzugeben!

Besonderes Augenmerk wurde deshalb auf dereinst unrechtmäßig entzogenes Kulturgut gelegt, das keinesfalls in die USA verbracht werden dürfe, sondern wo immer möglich, den rechtmäßigen Eigentümerinnen und Eigentümern zurückzugeben sei.

„Sonic Memory“ ehrt deshalb die Arbeit dieser besonderen Einheit der US-Armee nunmehr mit einer Outdoor-Hörstation vor dem Museum Wiesbaden (siehe Foto links: Initiator des Projekts Jürgen Czwienk).

Eine Gesellschaft wie Deutschland, der so Schlimmes widerfahren sei, brauche nämlich in stärkerem Maße die Kulturgüter, um wieder ‚heilen‘ zu können. Somit stelle dieses im Rahmen des Kulturförderprogramms „Hessen kulturell neu eröffnen“ geförderte Projekt einer Hörstation sozusagen die „Stunde Null“ der deutschen Museumslandschaft dar.

Ganz nach dem Motto „Geschichte zum Anfassen!“ können Besucherinnen und Besucher mithilfe einer Handkurbel nun selbst Strom erzeugen und sechs Tonstücke in deutscher und englischer Sprache anhören –, so Jürgen Czwienk. Es ist „eine Hörstation über die Kunst, ihre Geschichte und ihre transatlantische Bedeutung. In Erinnerung an alle, die sich um den Neubeginn an deutschen und europäischen Museen gekümmert haben.“

Hörstücke in Deutsch und Englisch - insgesamt sechs Audiospuren- erzählen vom Central Collecting Point Wiesbaden, seinem ersten Leiter Walter Ings Farmer und dem von ihm formulierten „Wiesbaden Manifesto“, das einzigartig in der deutschen Museumsgeschichte ist. Mit diesem Protestschreiben der "Monuments Men" wandten sich die amerikanischen Kunstschützer gegen einen geplanten Transport von 200 Meisterwerken in die Vereinigten Staaten. Eine ergänzende Audiospur widmet sich der aktuellen Museumsarbeit von Restitution und Provenienzforschung.

Der Gründer der Monuments Men Foundation, Robert M. Edsel, erklärt darüber hinaus die Aufgaben seiner Stiftung, die erst vor kurzem im National World War II Museum in New Orleans ihre neue Heimat gefunden hat (engl. Original). Ebenfalls erklingt aus der Station ein Ausschnitt aus einem Interview mit Monuments Man Kenneth Lindsay über seine persönliche Begegnung mit der berühmten Büste der Nofretete (engl. Original).

In diesem Museum befand sich ab 1945 eine Kunstsammelstelle für die Rückgabe NS verfolgungsbedingt entzogener Kulturgüter. Die in der amerikanischen Besatzungszone für den Collecting Point Wiesbaden zu ständige Behörde der Militärregierung war die Monuments, Fine Arts & Archives Sec tion (MFA&A). Diese Einheit bestand aus 345 Männern und Frauen aus 14 Nationen. Ihre Aufgabe: Die kulturellen Schätze im zerstör ten Nachkriegsdeutschland zu schützen und zu bewahren. Einer dieser Monuments Men war Walter I. Farmer.

200000

000 000

EN

From 1945, this museum was home to a collecting point for the return of cultural assets seized as a result of Nazi persecution. The authority of the military government responsible for the Collecting Point Wies baden in the American occupation zone was the Monuments, Fine Arts & Archives Section. It consisted of 345 men and women from 14 nations. Their task: to protect and preserve cultural treasures. One of these Monuments Men was Walter I. Farmer.

HÖRSTÜCKE 1. Biografie Farmer - 2. Collection Point - 3. Das Manifest - 4. Restitution 5. Robert Edsel 6. Historical Witness Lindsay

ANLEITUNG

Mit der Handkurbel erzeugen sie den Strom zum Abspielen. Bitte drehen sie kontinuierlich. Mit den

Knöpfen wählen sie das gewünschte Hörstück aus.

INSTRUCTIONS

Use the hand crank to generate the electricity to play. Please turn continuously. Use the buttons to elect the audio track of your choice.

Monuments Man W. Farmer, 1945 Foto: National Gallery of Art

Eine Installation von Sonic Memory in Zusammenarbeit mit dem Museum Wiesbaden

Museum Wiesbaden

Monuments Men – Ungewöhnliche Helden heißt der Film von 2014, in dem George Clooney die Hauptrolle spielt und den Film produziert, der die Geschichte der Monuments Men auf die Leinwand bringt. Der auf der Berlinale 2014 uraufgeführte Film entstand nach dem Buch des oben erwähnten Robert M. Edsel, der die Geschichte der Monuments, Fine Arts, and Archives Section (MFAA), einer Abteilung zum Schutz von Kunstgütern während des Zweiten Weltkriegs umfangreich erzählt.
Unsere Berichterstattung Film 
https://weltexpresso.de/index.php/kino/2573-von-der-berlinale-gleich-ins-kino-monuments-men
https://weltexpresso.de/index.php/kino/2565-monuments-men
https://weltexpresso.de/index.php/kino/2222-monuments-men-raubkunst-im-film

Rezension des Buches
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/2566-robert-m-edsel-die-jagd-nach-hitlers-raubkunst-aus-dem-residenz-verlag

Fernsehsendung darüber
https://weltexpresso.de/index.php/kino/4391-zdf-kulturmagazin-aspekte-ueber-neue-us-schutztruppe-fuer-kulturgueter