Die Streichpläne von Siemens gleichen einem alten Muster, sie erfüllen nur, was die neoliberale Wende propagiert hat, Teil 3/4
Heinz Markert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Das durch die Politik von Wolfgang Clement und anderen in der SPD geförderte Lohndumping gehört ausnehmend der Kategorie der Sozialvergessenheit an, als Teil jener infamen Masche, die Börsenkapitalisierung durch rigiden Druck auf die Löhne hochzutreiben und arbeitende Menschen zu Freiwild von Dienstleistern und ihren beauftragten Subunternehmern zu machen, die beständig Gesetze brechen.
Aber auch Konzerne gründen ihr Geschäftsmodell auf Leiharbeit und Niedriglohn.
Heinz Markert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Das durch die Politik von Wolfgang Clement und anderen in der SPD geförderte Lohndumping gehört ausnehmend der Kategorie der Sozialvergessenheit an, als Teil jener infamen Masche, die Börsenkapitalisierung durch rigiden Druck auf die Löhne hochzutreiben und arbeitende Menschen zu Freiwild von Dienstleistern und ihren beauftragten Subunternehmern zu machen, die beständig Gesetze brechen.
Aber auch Konzerne gründen ihr Geschäftsmodell auf Leiharbeit und Niedriglohn.
Verfall der Gesellschaftskultur
Lohndumping ist die Chiffre für den Verfall von Fairness und Gesellschaftskultur. Wenn diese Angelegenheit von den „Sozialpartnern“ nicht mehr geregelt wird, muss die Gesellschaft eine Untergrenze einziehen, einen Stundenlohn von mindestens 12 Euro festsetzen. 12 Euro sind aber ein lächerlicher Betrag, denn wer kann damit am gesellschaftlichen und kulturellen Leben teilnehmen, zumal wenn Familien ihren Kindern ein Leben in Würde garantieren möchten. Die Kaufkraft der unteren Vierzig Prozent ist seit dem Jahr 2000 nicht mehr gestiegen. Das schadet auch der Binnenkonjunktur. Lohndumping ist schlicht gleichbedeutend mit frühkapitalistischer Ausbeutung.
Die oberen Sechzig Prozent konnten zwischen 2000 und 2014 ihr Realeinkommen um 7,5 Prozent steigern, die Reallöhne der unteren Vierzig Prozent sanken um 4,5 Prozent (Maybrit Illner 19.05.2017). Die Facharbeiterlöhne stiegen mit 5 Prozent, die Vermögen mit 30 von Hundert. 50 Prozent haben kein Vermögen dazugewonnen, zehn Prozent verbuchten 70 Prozent Vermögenszuwachs. Geerbt wurde im Zeitraum von 2000 bis 2014 im Gegenwert von 250 Milliarden Euro.
Wenn Geld von denen, die es grad nicht brauchen, zu redlichen Bedingungen an jene geliehen wird, die damit etwas Sinnvolles, d.h. mit langfristigen Gemeinschaftsaufgaben Verbundenes anfangen können, ist das ok. Das Geldcasino aber muss geschlossen werden. Eine Finanztransaktionssteuer muss die kurzfristige Spekulation eindämmen und die großen Geldvermögen müssen, soweit sie fast nur noch der Spekulation dienen - und daher gemeingefährlich sind -, verschlankt werden: für Vorschulförderung, für eine auf Mündigkeit setzende Schulbildung, für ein kreatives, von kritischem Geist getragenes Studieren, für Erneuerbare Energien, für die Agrarwende und die Verkehrswende.
Die DAX-Konzerne müssen von denen mitbestimmt werden, die die Werte schöpfende Arbeit leisten. Konzerne sollten nicht von anonymen Kapitalsammelstellen à la Blackrock kontrolliert und unter Druck gebracht und nicht von Managern, die nur an kurzfristigen Zielen orientiertet sind, beherrscht werden - diese ziehen weiter, sobald sie nur genügend Betriebskultur zerstört haben. Der Diesel-Betrug ist die Folge der bösen Tat im Top-Management. Die Opel-Arbeiterinen und Arbeiter und Ingenieure hätten besser gewusst, was für Opel gut ist, die Gods-own-Country Manager haben über den großen Teich hinweg versagt. Es kann nicht sein, dass der systemische Effekt des förmlichen Besitzes Macht und Reichtum bei immer wenigeren - immer mehr - konzentriert und dass das persönliche Fehlverhalten ungeahndet bleibt. Dazu müssen in Deutschland die Strafgesetze für Unternehmen verschärft werden, um sie den strikteren US-amerikanischen anzugleichen
Vereitelte Kreativität (sie wird gefeiert, aber wehe, wenn sie auftritt!)
Auch werden produzierende Firmen durch den ungenügenden Akzent auf Arbeit und Entwicklung - Investitionen bedürfen des langen Atems, verleihen der Wirtschaft aber Nachhaltigkeit und Solidität - ihrer Kompetenzen beraubt. Diejenigen, die entlassen werden, fehlen anschließend. Sie können nicht einfach schnell mal nachgebacken werden. Der vormalige BDI-Präsident Rogowski flennte einst bei „Anne Will“ über momentan verzweifelt gesuchte Ingenieure. Lachhaft war‘s! Es wurden in vielen Jahren vorher geradezu Armeen von Fachkräften „freigesetzt“.
Die „Freigesetzten“ sind schnell weit weg vom Markt, weil innerlich so frustriert, dass sie nicht mehr zurück zu holen sind. Unausweichlich, eisern! Weil Menschen ‚so sind‘ und strikt so funktionieren. Einmal böswillig entlassen, immer entlassen! Daimler, das schon in den Achtzigern die Mercedes-Meister frühentsorgt hatte, kämpft heute mit Qualitätsproblemen. Taxifahrer wissen ein Lied davon zu singen. Eine Qualität sichernde Tradition brach ab. Auch dieses Element gehört zum Niedergang der Wirtschaft. Pfusch am Bau (U-Bahn Köln) und an den Bahn-Trassen (DB) sind eine Folge des Rückzugs des Staats als einer für das langfristige Dasein sorgenden Instanz. Ahnungslose Politiker, die den Rückzug des Staates aus der Sozialbindung des Eigentums und der Betriebe betreiben, leisten mafiösen und destruktiven Entwicklungen Vorschub.
Kredithebel (mit Hedgefonds und Private Equity)
Pervers ist der Aktienrückkauf mittels Schuldenaufnahme durch die industriellen Konzerne, also mittels des Kredithebels (leveraged loans). Die Mittel, die damit in den Schornstein gehen, nur um Investoren selig zu stimmen – Börsenkurs steigt -, gehen den Firmen für produktive Sachinvestitionen ab. Auch eine solche Praxis im Rahmen des börse- und reditegetriebenen Shareholder-Value ist zerstörerisch und gesellschaftlich gesehen destruktiv.
Auch halten wir - uns darin in guter bürgerlicher Gesellschaft findend – Finanz-Heuschrecken für antisozial, volkswirtschaftlich schädlich und destruktiv gestört, die sich mit dem Kredithebel Firmen krallen, ihnen die Schulden aufbrummen, sie nach allen Mitteln der Niedertracht ausweiden, Leute ‚freisetzen‘, und sie nach relativ kurzer Zeit wieder mit Profit – zumal, wenn filetiert - erneut losschlagen. Die Gier, eines der Geistesgifte, ist Motor dieser Praxis. Hedgefonds sind lediglich und außerdem hochmathematisiert gehebelte Wettbuden.
Grundlage dieser „Geschäftsmodelle“: es ist viel zu viel ‚Geldzeugung‘ im System - Geld ohne Wertentsprechung & Realabsicherung -: es weiß nicht, was es will und wohin es soll. „Wohin bloß mit meinem Geld?!“, ist die schrecklich brennende Frage einer nicht ganz neuen gesellschaftlichen Randgruppe.
Arcandor genoss keine wirkliche Geschäftspolitik mehr, es war allein zum Spekulationsobjekt geworden. Tausende mussten dran glauben. Die Politik hat das von langer Hand begünstigt.
Foto: ueberdruckventil.en (zu BlackRock)
Info:
Die Teile der Serie in WELTEXPRESSO:
1. Das Kapital ist ein scheues Reh
https://weltexpresso.de/index.php/zeitgesehen/11731-das-kapital-ist-ein-scheues-reh
2. Politikversagen mit Bauernlegen
https://weltexpresso.de/index.php/zeitgesehen/11732-politikversagen-mit-bauernlegen
3. Gefahr droht vom Geldcasino
https://weltexpresso.de/index.php/zeitgesehen/11733-gefahr-droht-vom-geldcasino
4. Eliteversagen
https://weltexpresso.de/index.php/zeitgesehen/11734-eliteversagen
Die oberen Sechzig Prozent konnten zwischen 2000 und 2014 ihr Realeinkommen um 7,5 Prozent steigern, die Reallöhne der unteren Vierzig Prozent sanken um 4,5 Prozent (Maybrit Illner 19.05.2017). Die Facharbeiterlöhne stiegen mit 5 Prozent, die Vermögen mit 30 von Hundert. 50 Prozent haben kein Vermögen dazugewonnen, zehn Prozent verbuchten 70 Prozent Vermögenszuwachs. Geerbt wurde im Zeitraum von 2000 bis 2014 im Gegenwert von 250 Milliarden Euro.
Wenn Geld von denen, die es grad nicht brauchen, zu redlichen Bedingungen an jene geliehen wird, die damit etwas Sinnvolles, d.h. mit langfristigen Gemeinschaftsaufgaben Verbundenes anfangen können, ist das ok. Das Geldcasino aber muss geschlossen werden. Eine Finanztransaktionssteuer muss die kurzfristige Spekulation eindämmen und die großen Geldvermögen müssen, soweit sie fast nur noch der Spekulation dienen - und daher gemeingefährlich sind -, verschlankt werden: für Vorschulförderung, für eine auf Mündigkeit setzende Schulbildung, für ein kreatives, von kritischem Geist getragenes Studieren, für Erneuerbare Energien, für die Agrarwende und die Verkehrswende.
Die DAX-Konzerne müssen von denen mitbestimmt werden, die die Werte schöpfende Arbeit leisten. Konzerne sollten nicht von anonymen Kapitalsammelstellen à la Blackrock kontrolliert und unter Druck gebracht und nicht von Managern, die nur an kurzfristigen Zielen orientiertet sind, beherrscht werden - diese ziehen weiter, sobald sie nur genügend Betriebskultur zerstört haben. Der Diesel-Betrug ist die Folge der bösen Tat im Top-Management. Die Opel-Arbeiterinen und Arbeiter und Ingenieure hätten besser gewusst, was für Opel gut ist, die Gods-own-Country Manager haben über den großen Teich hinweg versagt. Es kann nicht sein, dass der systemische Effekt des förmlichen Besitzes Macht und Reichtum bei immer wenigeren - immer mehr - konzentriert und dass das persönliche Fehlverhalten ungeahndet bleibt. Dazu müssen in Deutschland die Strafgesetze für Unternehmen verschärft werden, um sie den strikteren US-amerikanischen anzugleichen
Vereitelte Kreativität (sie wird gefeiert, aber wehe, wenn sie auftritt!)
Auch werden produzierende Firmen durch den ungenügenden Akzent auf Arbeit und Entwicklung - Investitionen bedürfen des langen Atems, verleihen der Wirtschaft aber Nachhaltigkeit und Solidität - ihrer Kompetenzen beraubt. Diejenigen, die entlassen werden, fehlen anschließend. Sie können nicht einfach schnell mal nachgebacken werden. Der vormalige BDI-Präsident Rogowski flennte einst bei „Anne Will“ über momentan verzweifelt gesuchte Ingenieure. Lachhaft war‘s! Es wurden in vielen Jahren vorher geradezu Armeen von Fachkräften „freigesetzt“.
Die „Freigesetzten“ sind schnell weit weg vom Markt, weil innerlich so frustriert, dass sie nicht mehr zurück zu holen sind. Unausweichlich, eisern! Weil Menschen ‚so sind‘ und strikt so funktionieren. Einmal böswillig entlassen, immer entlassen! Daimler, das schon in den Achtzigern die Mercedes-Meister frühentsorgt hatte, kämpft heute mit Qualitätsproblemen. Taxifahrer wissen ein Lied davon zu singen. Eine Qualität sichernde Tradition brach ab. Auch dieses Element gehört zum Niedergang der Wirtschaft. Pfusch am Bau (U-Bahn Köln) und an den Bahn-Trassen (DB) sind eine Folge des Rückzugs des Staats als einer für das langfristige Dasein sorgenden Instanz. Ahnungslose Politiker, die den Rückzug des Staates aus der Sozialbindung des Eigentums und der Betriebe betreiben, leisten mafiösen und destruktiven Entwicklungen Vorschub.
Kredithebel (mit Hedgefonds und Private Equity)
Pervers ist der Aktienrückkauf mittels Schuldenaufnahme durch die industriellen Konzerne, also mittels des Kredithebels (leveraged loans). Die Mittel, die damit in den Schornstein gehen, nur um Investoren selig zu stimmen – Börsenkurs steigt -, gehen den Firmen für produktive Sachinvestitionen ab. Auch eine solche Praxis im Rahmen des börse- und reditegetriebenen Shareholder-Value ist zerstörerisch und gesellschaftlich gesehen destruktiv.
Auch halten wir - uns darin in guter bürgerlicher Gesellschaft findend – Finanz-Heuschrecken für antisozial, volkswirtschaftlich schädlich und destruktiv gestört, die sich mit dem Kredithebel Firmen krallen, ihnen die Schulden aufbrummen, sie nach allen Mitteln der Niedertracht ausweiden, Leute ‚freisetzen‘, und sie nach relativ kurzer Zeit wieder mit Profit – zumal, wenn filetiert - erneut losschlagen. Die Gier, eines der Geistesgifte, ist Motor dieser Praxis. Hedgefonds sind lediglich und außerdem hochmathematisiert gehebelte Wettbuden.
Grundlage dieser „Geschäftsmodelle“: es ist viel zu viel ‚Geldzeugung‘ im System - Geld ohne Wertentsprechung & Realabsicherung -: es weiß nicht, was es will und wohin es soll. „Wohin bloß mit meinem Geld?!“, ist die schrecklich brennende Frage einer nicht ganz neuen gesellschaftlichen Randgruppe.
Arcandor genoss keine wirkliche Geschäftspolitik mehr, es war allein zum Spekulationsobjekt geworden. Tausende mussten dran glauben. Die Politik hat das von langer Hand begünstigt.
Foto: ueberdruckventil.en (zu BlackRock)
Info:
Die Teile der Serie in WELTEXPRESSO:
1. Das Kapital ist ein scheues Reh
https://weltexpresso.de/index.php/zeitgesehen/11731-das-kapital-ist-ein-scheues-reh
2. Politikversagen mit Bauernlegen
https://weltexpresso.de/index.php/zeitgesehen/11732-politikversagen-mit-bauernlegen
3. Gefahr droht vom Geldcasino
https://weltexpresso.de/index.php/zeitgesehen/11733-gefahr-droht-vom-geldcasino
4. Eliteversagen
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