Ohde Deniz 182 Copyright Heike Steinweg Suhrkamp VerlagLesungsreihe ‚Frankfurter Premieren‘ weiterhin digital

Felicitas Schubert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die vom Kulturamt Frankfurt organisierte Reihe Frankfurter Premieren stellt neue Bücher aus Frankfurter Verlagen oder von Autoren mit Frankfurt-Bezug vor. Die letzte Folge des Jahres findet als Livestream statt.

Am Mittwoch, 9. Dezember, um 19.30 Uhr, ist die in Frankfurt geborene und aufgewachsene Schriftstellerin Deniz Ohde zu Gast und stellt im Gespräch mit Shirin Sojitrawalla ihren Debütroman „Streulicht“ (Suhrkamp Verlag) vor. Der Aufzeichnung steht via YouTube kostenfrei zur Verfügung und ist im Anschluss eine Woche auf Abruf bereit unter https://www.youtube.com/watch?v=EVVZTQkQVA8&feature=youtu.be im Internet.

Versuchter Bildungsaufstieg und eine Jugend im Schatten des Industrieparks: Drastisch und feinsinnig zugleich erzählt „Streulicht“ die Geschichte eines deutsch-türkischen Mädchens von „ganz unten“. In der Schule kann es sich keine Französisch-Vokabeln merken, weil es zu sehr darauf konzentriert ist, die stumme Sprache der Wohnung zu verstehen: zerbrochenes Glas, der jähzornige Vater, die Löcher in der Kleidung. Die Armut ist so alltäglich wie die unzähligen, mehr oder weniger subtilen Erfahrungen von Ausgrenzung und Diskriminierung. Sie bleiben zurück als seelische Narben, selbst als die junge Frau entgegen aller Wahrscheinlichkeit dem Arbeitermilieu der Eltern doch noch zu entkommen scheint.

Dem Mythos von der Chancengleichheit hält Ohde in ihrem Roman die bittere Realität der Klassengesellschaft entgegen. Wie die jüngsten Bücher von Nicolas Mathieu und Édouard Louis, Anna Mayr und Christian Baron wirft auch „Streulicht“ einen schonungslosen Blick auf die soziale Wirklichkeit und die Machtmechanismen, die in ihr wirken. Das wichtigste Debüt des Jahres stand auf der kurzen Liste für den Deutschen Buchpreis 2020 und wurde mit dem Literaturpreis der Jürgen-Ponto-Stiftung ausgezeichnet. Desgalb war die junge Schriftstellerin auch bei der Vorstellung der letzten Sechs des Deutschen Buchpreises dabei, die traditionell im Literaturhaus lesen und befragt werden, was WELTEXPRESSO dokummentiert hat, wie auch ihr Roman besprochen worden ist.

Ohde, geboren 1988 in Frankfurt am Main, studierte Germanistik in Leipzig, wo sie auch lebt. 2016 war sie Finalistin des 24. „open mike“ und des 10. „poet bewegt“ Literaturwettbewerbs, 2017 Stipendiatin des 21. Klagenfurter Literaturkurses. 2019 stand sie auf der Shortlist für den Wortmeldungen-Förderpreis. Shirin Sojitrawalla lebt in Wiesbaden und schreibt als freie Journalistin und Kritikerin unter anderem für Die Zeit, die taz, den Deutschlandfunk und das Portal http://www.nachtkritik.de .

Foto:
Deniz Ohde
©Heike Steinweg/Suhrkamp Verlag

Info:
Die Veranstaltung mit Deniz Ohde und Shirin Sojitrawalla ist eine Kooperation des Kulturamts Frankfurt am Main mit der Evangelischen Akademie Frankfurt und wird gefördert im Rahmen von „Neustart Kultur“ der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien durch den Deutschen Literaturfonds.

Die Digitalisierung der Reihe wird in loser Folge fortgesetzt.

Bisher sind in der Reihe Frankfurter Premieren digital erschienen:
#1 Ingo Schulze im Gespräch mit Alf Mentzer – „Die rechtschaffenen Mörder“
#2 Julia Malik im Gespräch mit Bärbel Schäfer – „Brauch Blau“
#3 Leif Randt im Gespräch mit Christian Metz – „Allegro Pastell“
#4 Jürgen Kaube im Gespräch mit Lothar Müller – „Hegels Welt“