Elisabeth Römer
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Haben Sie gemerkt, daß es um Krimis geht? Oder hätten wir besser in die Überschrift gesetzt: Tilman Spreckelsen, Lucas Fassnacht, Jan Beck,( Andreas Winkelmann), wobei man Ersteren ja nicht aus dem Krimigenre, sondern eher aus der FAZ als Literaturredakteur kennt. Und so nimmt es nicht Wunder, daß er einen Theodor-Storm-Krimi geschrieben hat, schon den vierten, der hier vorgestellt wird.
Eigentlich sollte am Abend des ersten Tages auch noch Andreas Winkelmann kommen und lesen, aber da war Corona vor und im Nachhinein wäre für ihn gar keine Zeit gewesen an diesem so lauschigen wie unterhaltsamen Abend im Ratskeller des Römer, wo die anwesenden Autoren und Moderator Michael Sahr (ZDF) nicht gemeinsam auf der Bühne saßen, sondern coronagerecht hintereinander auftraten. Außerdem ist er unter den vieren der Bekannteste und hat mit seinem neuesten Krimi DER FAHRER sowieso viele Leser.
Mit dem historischen Theodor Storm begann es also. Wie kommt jemand darauf, diesen Dichter und literarischen Repräsentanten des Realismus zum Krimihelden, zum Ermittler zu machen? Auf jeden Fall kann das nur jemand tun, der mehr über den Dichter weiß, als daß er den „Schimmelreiter‘ geschrieben hat! Das gefällt uns nun gar zu gut, daß wir uns gezwungen fühlen, mehr über Theodor Storm wissen zu wollen, damit wir gewappnet sind, die Ausführungen von Tilman Spreckelsen auch einordnen zu können. Daß der 1817 in Husum Geborene auch Jurist war, wußten wir, nicht aber, wie lebhaft sein juristischen Leben verlief. Doch das kommt später. Spreckelsen fängt mit seiner Zeit als Rechtsanwalt in Husum (1842–1853) an. Er wird später zurückkehren, dazwischen in Potsdam u.a. Orten arbeiten und leben. Mal sehen, ob solche Krimis auch noch kommen. Auf jeden Fall begründet Spreckelsen die Auswahl seines Ermittlers sympathisch. Für ihn ist Storm jemand, „der das Hirn nicht beleidigt und das Herz berührt. Sentimental ja, aber nie kitschig.“
Jetzt geht es in DIE NORDSEEFALLE um Husum und zweite Vorbemerkung sollte der politischen Situation gelten. Dänemark war damals groß und mächtig und sein König ein mächtiger Monarch, während das Herzogtum Schleswig, zu dem Husum gehörte, eben nur ein Herzogtum war. Anwalt Storm soll im Sommer 1844 dem Tagelöhner Hinrich Dahl helfen. Dieser ist nach einer durchzechten Nacht mit einem blutigen Messer neben der Leiche eines Fremden gefunden worden, was ihn zum Mörder stempelt, der er nicht ist, wie er felsenfest glaubt. Storm übt das Anwaltsdasein erst zwei Jahre aus und schon wieder ist er in einen Fall verwickelt, der es nötig macht, ins Detail zu gehen, wobei ihm sein Schreiber Peter Söt wie sonst hilft. Aber als von Rungholt die Rede ist, was bedeutet das? Das ist doch die sagenumwehte Stadt. Und die Spur führt auf die Insel Föhr, damals dänisch, wo der dänische Monarch mit seinem Hofstaat seinen Sommerurlaub verbringt, darunter der schmale und hibbelige Hans Christian Andersen. Und Storm trifft auch auf seinen Jugendfreund Sterfors, Mitglied der Entourage des Königs. Alles seltsam. Aber Storm kommt zum Zug! Uns wir nehmen uns vor, die ersten Krimis und erst recht die nächsten um Storm auf jeden Fall zu lesen.
Es ist nicht nur die Literatur, weshalb Spreckelsen auf Storm kam, es ist die Nordsee persönlich, die es ihm angetan hat. Im Guten wie im Schlechten.
Lucas Fassnacht dagegen schreibt im Hier und Heute, aktuell dazu. Sein Thriller DIE MÄCHTIGEN aus dem Verlag Blanvalet ist ein wüster Ritt durch die Hackerszene. Denn das sind ja wirklich Fachleute und als einer von ihnen einen mehr als mysteriösen Fehler im Code einer neuen Zahlungssoftware findet, weiß er, daß hier etwas Verbrecherisches passiert, wo er als fachmännischer Zeuge nun Gefahr an Leib und Leben hat, was Wahrheit wird. Den dicke Thriller habe er in einem Zug runtergeschrieben, verrät der Autor, der außerdem auf Nachfrage betont, doch, doch, sein studiertes Altgriechisch würde ihm durchaus nutzen, denn es sind die einzelnen Wörter, die mit Bedeutung aufgeladen, den Texten ihre Würze geben.
Bleibt Jan Beck, mit seinem Thriller DAS SPIEL. ES GEHT UM DEIN LEBEN aus dem Penguin Verlag, das der junge, 1988 in Dieburg geborene Autor mit leuchtenden Augen vorstellt. Auch so ein dicker Wälzer! Und viele Morde! Doch das wissen die beiden Ermittler Inga Björk und Christian Brand noch nicht, als sie die erste Tote im Wald, eine Joggerin, finden. Jan Beck stellt das Treiben enthusiastisch dar, was eine Lüge ist, denn der Autor heißt eigentlich Joe Fischler, der unter seinem Pseudonym Beck nun wie er sagt: „die Sau rauslassen kann“, denn als Joe schreibt er eher humorvolle Landkrimis, die in Tirol spielen. Das mit der Lüge ist interessant. Denn ein Autor kann auf dem Titel einen anderen Namen haben, tritt er aber als Person auf, kommt dem Rezensenten das irgendwie komisch vor, das Pseudonym zu verwenden, zumal Fischler davon auch offen spricht. Übrigens der Krimi: Alle, die ein Tattoo tragen, sollen sich vorsehen!
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Info:
Das Lesefest OPEN BOOKS findet unter Einhaltung der Gesundheits- und Hygieneauflagen statt. Um sicher zu gehen, dass die Platzkapazitäten gewahrt bleiben und im Zweifelsfall die Nachverfolgung der Daten möglich ist, müssen die Besucherinnen und Besucher sich in diesem Jahr Tickets gegen eine Servicegebühr in Höhe von 1,50 Euro vorab buchen. Der Buchung ist je nach Verfügbarkeit bis 12 Uhr am Veranstaltungstag möglich. Im Fall von OPEN BOOKS Kids trägt der Veranstalter diese Umlage. Der Ticketanbieter ist AD Ticket.
Das gesamte Programm und die Hinweise auf Orte, Zeiten und Tickets finden sich auf www.openbooks-frankfurt.de. Dort findet sich auch eine Mediathek. Gestreamt werden die Lesungen im Haus am Dom, in der Evangelischen Akademie Frankfurt sowie die Eröffnung mit dem Blauen Sofa und die Lesung mit Katja Ebstein im Ignatz-Bubis-Gemeindezentrum der Jüdischen Gemeinde Frankfurt.
Das war der erste Artikel: https://weltexpresso.de/index.php/buecher/20054-open-books_544
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/20055-von-13-bis-18-oktober-steht-frankfurt-im-zeichen-des-buches_544
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/20056-zahlen-verlage-orte_544
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/20136-nell-zink-60-kilo-sonnenschein-und-die-krimis-am-mittwoch
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/20161-christian-berkel-und-kathrin-roeggla
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/20177-susan-sontags-biographie
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/20178-kristof-magnussons-vergnuegliche-kunstsatire-ein-mann-der-kunst
Das der damals achte Artikel zu den Veranstaltungen und gleichzeitig der sechste Artikel zum Schweizer Buchpreis, weil die hier Nominierten in Frankfurt lasen:
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/20421-tom-kummer-und-karl-ruehmann
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/22243-das-hohe-lied-von-nell-zink
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/22252-hallgrimur-helgasons-60-kilo-sonnenschein
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Das gesamte Programm und die Hinweise auf Orte, Zeiten und Tickets finden sich auf www.openbooks-frankfurt.de. Dort findet sich auch eine Mediathek. Gestreamt werden die Lesungen im Haus am Dom, in der Evangelischen Akademie Frankfurt sowie die Eröffnung mit dem Blauen Sofa und die Lesung mit Katja Ebstein im Ignatz-Bubis-Gemeindezentrum der Jüdischen Gemeinde Frankfurt.
Das war der erste Artikel: https://weltexpresso.de/index.php/buecher/20054-open-books_544
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