Als DVD seit dem 22. September im Handel
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Gleich mal vorneweg. Wer jetzt schon nach Weihnachtsgeschenken sucht, kann diese DVD unbedenklich erwerben, denn sie ist für alle da, für alle produziert, was zur Freigabe ab 6 Jahren führte. Das heißt aber beileibe nicht, daß hier Kinderkram verhandelt wird. Es ist eher so, daß es sich um europäisches Kulturgut handelt (so wie LORIOT ein westdeutsches kulturelles Phänomen ist), denn die beiden Gallier sind die Vorzeigefiguren für aufmüpfige kleine Leute in der Provinz – hier das Dorf Aremorica in Gallien, rund 50 vor Chr., damals an der französischen Mittelmeerküste – gegen die Herrschaft von oben, erst recht, wenn es ausländische Usurpatoren sind, wie es die Römer historisch waren, deren Römisches Reich bis England, Frankreich, Deutschland reichte, wobei es diese Nationalstaaten damals noch gar nicht gab.
ASTERIX & OBELIX wurden von den beiden Franzosen: Autor René Goscinny und Zeichner Albert Uderzo – inzwischen beide gestorben – entwickelt und seit 1959 als Comix herausgegeben. Auf ihren Figuren basiert auch dieser Film. Nur wurde der Film, anders als die bisherigen, nicht nach dem Comic gestaltet, sondern vorher gedreht. Gerade jetzt gibt es übrigens wieder einen neuen A. & O.-Comic. Höchste Zeit, auf dem Laufenden zu bleiben.
Und da gibt es für die Film-Enthusiasten erstmal lange Gesichter, denn sie müssen mit weiteren Neuerungen umgehen. Wir meinen: Kein Problem. Das muß nämlich einer ASTERIX und OBELIX erst einmal nachmachen, daß trotz neuer Besetzung der beiden gefährlichen Gallier, mit Guillaume Canet als Asterix und Gilles Lellouche als Obelix, was angesichts des bisherigen Obelix durch Gérard Depardieu keine Kleinigkeit ist, sich dennoch das gewisse AsterixundObelixgefühl einstellt, für das dann auch gilt, daß man trotz des Ausflugs ins ferne China irgendwie schon alles kennt. Und diese Mischung aus Neuem und Altem, macht’s dann. Nun sind die beiden Schauspieler beide César-Gewinner (französischer Schauspielerpreis), Canet gibt den ASTERIX zum dritten Mal, ist gleichzeitig Regisseur und Lellouche meistert den OBELIX so, als ob er Gérard Depardieu wäre, ist also in doppelter Verkleidung zugange..
Als fünfter Film muß er schon deshalb auf Vergangenes keine große Rücksicht nehmen, weil die letzte buchstäbliche Verkörperung von OBELIX durch Depardieu in „Im Auftrag Ihrer Majestät“ schon elf Jahre zurückliegt. Das war ein Schrecken beim Recherchieren, so lange her und man hat den Film noch vor Augen. Das ist doch andererseits etwas Schönes. In einer Welt, auch einer Filmwelt, in der pausenlos Neues passiert und die größten Menschheitsdramen - dystopisch oder utopisch - mit unerhörtem technischen Spektakel auf der Leinwand ablaufen, mit einer Raffinesse psychologische Innenleben nach außen gekehrt werden, sind solche Typen, die man schon kennt und auch um ihre politischen Erfolge gegen doch eigentlich übermächtige Römer – die hier stellvertretend für alle Gewaltherrschaften stehen – weiß, einfach etwas Vertrautes. Zusätzlich machen die Filmemacher allerdings ein gewaltiges Faß auf, das wir historisch jetzt lieber nicht untersuchen wollen. Ja, man wußte auch im Altertum damals von China, Alexander der Große war sogar Jahrhunderte vorher nach Indien gezogen, aber es muß natürlich einen Grund geben, warum dieses kleine Dorf in Gallien nach China aufbricht, denn die Entdeckungen, Eroberungen und Kolonisierungen Asiens kommen ja mit den Schiffsfahrten erst im späten Mittelalter. Wir aber sind zur Römerzeit so rund um 50 v.Chr. Und deshalb spielen sowohl Cäsar wie auch Kleopatra eine große Rolle, die damals wichtige Bündnispartner, Liebespartner und gleichzeitig Konkurrenten waren.
Fangen wir mit China an. Wie immer haben es Frauen schwer. Als Herrscherinnen noch mehr. Die Kaiserin von China (Lint-Dan Pham) ist von dem aufständischen Fürsten Deng-Tsin Qins (Bun-Hay Mean) entmachtet und eingesperrt worden. Doch es gelingt ihrer Tochter nach Gallien zu fliehen und dort um Hilfe zu bitten. AHA!
Aber auch Julius Cäsar (Vincent Cassel) will nach China, Erstens hat er sich mit dem fiesen aufständischem Kerl verbündet und zweitens denkt er doch gar nicht daran, nach seinem militärischen Erfolg in China diesem Fiesling das Reich zu überlassen, das doch ihm selbst gebührt. Außerdem steht er gerade vor der aufmüpfigen und arroganten Kleopatra (die soooo schön war, was auf ihr Baden in Eselsmilch zurückgeführt wurde, hier: Marion Cotillard) schlecht dar. Ihr ein Reich zu Füßen zu legen, könnte sie vielleicht gewogen machen. Doch, diese Szenen genießt Cassel und wir mit ihm, wenn er der Schönheit, die Haare auf den Zähnen hat, seine eigenen zeigt. Aber das spielt er nur in Gedanken durch, wenn er von seinem Renommee träumt, wenn er erst China erobert hat.
Und damit auch nichts schief geht, wird der besonders grausame Heerführer Cajus Antivirus (haha: Fußballikone Zlatan Ibrahimović, der aber auch einen Fußballhingucker schafft ) die Legionen führen. (Das war mir deshalb witzig, weil ich zu seinem Fußballjubiläum seine beiden Biographien besprochen hatte. Unten der Link.)
Natürlich sind die Schlachtszenen zum Fürchten, bzw. zum Lachen, das weiß man ja, wie gewalttägig es im Alten China zuging, aber im Alten Europa nicht minder! So werden im Film die eindrucksvollsten Szenen diejenigen, die im alten China spielen, wenn die Märkte lebendig werden, uns die abenteuerlichsten Typen vor Augen kommen und vor allem, wenn Martial-Arts zum Einsatz kommt und richtig tolle Körperspiele über die Leinwand tanzen. Das ist vielleicht sogar das Schönste am Film!
Wie es ausgeht? Natürlich siegen die Gallier in Person von Asterix und Obelix, denen das gelingt, das haben wir verschwiegen, weil Asterix beim Zaubertrank zu große Schlucke nimmt, was Obelix so befeuert, daß er ein Gefährt, das nach der alten Ente, dem 2CVCitroën aussieht, wie eine Rakete steuert.
Wir haben viele Personen ausgelassen, viele Szenen auch, denn in diesem Film passiert viel und es gibt es wahrlich nicht zu wenige Personen, sondern von beidem das Gegenteil. Aber man behält den Überblick!
PS.
Eigentlich sollten die Filmaufnahmen in China stattfinden und man erhoffte sich auch, daß der Film in China viel Geld einspielt. Aber dort ist er verboten, heißt es, und gedreht wurde er eben auch nicht dort. Corona tat dann ein übriges.
Foto:
©Umschlagabbildung
Info:
Mit Guillaume Canet, Gilles Lellouche, Marion Cotillard, Vincent Cassel sowie Pierre Richard und Zlatan Ibrahimović
Regie: Guillaume Canet
Drehbuch: Philippe Mechelen, Julien Hervé
Frankreich, 2023
FSK ab 6 freigegeben
Bestellnummer: 114673
Erscheinungstermin: 22.9.2023
Serie: ufa
Genre: Abenteuer, Komödie
Spieldauer: 106 Min.
Filmmusik: -M- (Matthieu Chedid)
Originaltitel: Astérix et Obélix : L'Empire du milieu (2023)
Sprache: Deutsch, Französisch
Tonformat: Dolby Digital 5.1
Bild: Widescreen
Untertitel: Deutsch
Abdrucke von Interviewsin WELTEXPRESSO beim Anlaufen des Films in den Kinos im Mai
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