Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 7. Juni 2012, Teil 2
Romana Reich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Solche absurden und gleichermaßen wirklichkeitsnahen Filme gibt es nur in Spanien und Lateinamerika, denkt man sich vergnügt und ein bißchen erschrocken, daß einem solche Gesetzesverstöße derartigen Spaß bereiten. Denn heikel wäre das in einem deutschen Film allemal.
AMADOR UND MARCELAS ROSEN
Die Rosen sind von gestern, eher von vorgestern, die der Freund der Marcela aus dem Kompost des Rosen-Großzüchters herausklaubt, sie im Kühlschrank lagert, mit Rosenduft besprüht und die anschließend Marcela verkauft. Sie mag das alles nicht mehr. Dann geht der Kühlschrank noch kaputt, Verdienst also weg, aber die Liebe ist eh längst angekratzt und Marcela, die aus Bolivien kommt und zur Reservearmee der für wenig Geld Beschäftigten in Spanien gehört, will ihren Freund verlassen, kann aber nicht, denn sie ist schwanger.
Amador ist ein alter Mann, der nicht mehr alleine zurecht kommt und den dessen Tochter samt Ehemann nicht versorgen können, da sie arbeiten und zudem noch ein Haus bauen. Also kommen beide auf ihre Kosten, wenn Marcela den Alten versorgt. Für 500 Euro. Das Wie ist allerdings hier die Frage. Denn Amador hat sein Leben mit Puzzles zugebracht und ist darob zum Philosophen geworden. Jedes Leben sei ein Puzzle, wo man selbst für das passende Teil verantwortlich sei, sagte er Marcela – und stirbt, mit einem Puzzleteilchen in der Hand. Vorher hat er seiner Lebenshilfe noch die beabsichtigte Abtreibung ausgeredet.
Die nun redet sich ein, er sei gar nicht tot. Denn sein Tod beendet die Blütenträume, sprich ihr Verdienst. Sie aber hat sich an das leichte Geld gewöhnt und da – als die Leiche zu stinken anfängt - es wieder einen Kühlschrank und geklaute Rosen gibt, kommen die en masse ins Haus, die Sprühdosen dazu. Amador wird hübsch dekoriert und so ist es seinen Erben auch recht, denn dann läuft seine Pension weiter, die man für den Hausbau braucht. Daß die wöchentlich kommende Prostituierte das Spiel mitspielt, kann man verstehen. Warum auch der Priester mitmacht, als alles ans Tageslicht stinkt, aber ohne Folgen in einen späteren Tod umgemünzt werden kann, das ergibt sich aus dem Film, wo man sich selber wohl auch so verhalten hätte.
Daß dieser Film wirklich so leicht und locker und doch so todernst ist, ist der Regie des Fernando Leon de Aranoa zu danken, aber eben auch seiner Hauptdarstellerin. Magaly Solier spielte die Hauptrolle in Claudia Llossas LA TETA ASUSTADA aus Peru, der zur Berlinale 2010 den Goldenen Bären gewann. Sie ist auch hier überzeugend. Zusammen mit ihren Mitspielern zeigt sie in einem Film die Schönheit der Rosen und ihre Dornen.
KOCHEN IST CHEFSACHE
Diesen französischen Spaß verfolgen Sie bitte in der Einzelkritik:
http://weltexpresso.tj87.de/index.php/kino/676-comme-un-chef-kochen-ist-chefache
DEUTSCHLAND VON OBEN
Wie in der Naturdokumentation UNSERE ERDE zeigt dieser Film von oben nun Deutschland. Näheres in:
http://weltexpresso.tj87.de/index.php/kino/689-deutschland-von-oben