Nachdem Franziska Schreiner gerade mit dem Sächsischen Literaturpreis ausgezeichnet wurde. Beide im Frankfurter Verlag Schöffling & Co
Felicitas Schubert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Bei der Preisverleihung des Binding-Kulturpreises an den Verleger Klaus Schöffling in diesem Juli, sprach Laudator Hannes Hintermeier das an, was einen wirklich sprachlos macht: Schöffling habe wohl einen Schlag bei den jungen Frauen. Eine Verlagsautorin nach der anderen wird nämlich prämiert.
Darum müßte man eigentlich präzisieren, Schöffling hat wohl einen Schlag bei den jungen begabten Dichterinnen und Schriftstellerinnen!! Kaum hatte man Ende Juni vom Robert Gernhardt Preis für Silke Scheuermann und vom Düsseldorfer PoesieDebütPreis für Julia Trompeter gehört, gibt es mit Franziska Gerstenberg und Margit Schreiner die beiden nächsten Preisträgerinnen.
Margit Schreiner erhält den mit 15.000 Euro dotierten Literaturpreis der Österreichischen Industrie - Anton Wildgans 2016. Die Jury lobt Schreiner als »kluge Chronistin unserer Alltagskultur, die sie nuanciert und auch befreiend komisch literarisch verarbeitet«. Sie fühle großen Themen auf überraschende Art nach und spiele souverän mit Erwartungshaltungen und dem Potential der Enttäuschung. »Ihre Literatur porträtiert Aspekte unserer Gesellschaft, basierend auf einem analytischen Blick, mit der Leichtigkeit meisterhaft erzählter Geschichten.«
Der Literaturpreis der Österreichischen Industrie - Anton Wildgans gehört zu den renommiertesten Literaturpreisen Österreichs. Er ist 1962 von der österreichischen Industriellenvereinigung gestiftet worden und wird jährlich verliehen. Die Jury besteht aus Prof. Marianne Gruber, Univ.-Prof. Dr. Johann Holzner und Barbara Neuwirth. Unter den Preisträgern befinden sich Ingeborg Bachmann, Thomas Bernhard, Michael Köhlmeier, Erich Hackl und andere.
Die Preisverleihung findet am 28.11.2016 um 18.00 Uhr im Wiener Haus der Industrie am Schwarzenbergplatz 4 statt.
Wend Kässens urteilt über sie: »Eine Meisterin des literarischen Changierens zwischen dem Profanen und dem Existenziellen, der Selbstironie und dem bösen Blick.«
Zur Autorin
Margit Schreiner wurde 1953 in Linz geboren. Sie studierte Germanistik und Psychologie in Salzburg, lebte dann in Japan, Paris, Berlin und Italien, ehe sie nach Linz zurückkehrte. Für ihre Bücher erhielt sie zahlreiche Stipendien und Preise, u. a. den Oberösterreichischen Landeskulturpreis, den Kunstwürdigungspreis der Stadt Linz und den Österreichischen Würdigungspreis für Literatur. Zuletzt wurde sie für DAS MENSCHLICHE GLEICHGEWICHT mit dem Johann-Beer-Literaturpreis und dem Heinrich-Gleißner-Preis ausgezeichnet.
Franziska Gerstenberg hatte in der letzten Woche den Sächsischen Literaturpreis 2016 errungen, wozu Manfred Papst, NZZ am Sonntag meint: »Franziska Gerstenbergs Königsdisziplin ist die Erzählung.«
»Für die tief berührenden Erzählungen ihres Bands So lange her, schon gar nicht mehr wahr« erhält Franziska Gerstenberg den Sächsischen Literaturpreis 2016. Mit sozialkritisch geschärftem Blick stelle sie existenzielle Hauptfragen der Gesellschaft in einer ebenso dichten wie präzisen Sprache, erläutert die Jury.
Der mit 5.500 Euro dotierte Sächsische Literaturpreis wird seit 2010 jährlich vergeben. Bisherige Preisträger waren Jan Kuhlbrodt, Andreas Altmann, Jens Wonneberger, Undine Materni und Thomas Böhme. Der Jury gehören an: die Schriftstellerinnen Undine Materni und Constanze John, der Literaturkritiker Ulf Heise, der Journalist Dr. Tomas Gärtner sowie der Verleger Andreas Heidtmann.
Die Preisverleihung findet im Rahmen der Veranstaltungsreihe »Landnahme« statt, einer Gemeinschaftsveranstaltung des Sächsischen Literaturrates und des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst.
Zur Autorin
Franziska Gerstenberg, 1979 in Dresden geboren, studierte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und lebt heute wieder in Dresden. Sie erhielt zahlreiche Stipendien und Literaturpreise.
Manchmal bricht in Franziska Gerstenbergs Erzählungen etwas ein, das ein sorgsam eingerichtetes Zuhause für immer verändert. Manchmal kommen ihre Figuren gar nicht erst dazu, das ersehnte Familienleben aufzubauen, weil die Realität dem Traum vom Haus, vom Kind, von der großen Liebe entgegensteht.
»Die Texte schwingen so intensiv nach, dass man kaum zwei Geschichten hintereinander lesen kann.«, schwärmt Carsten Otte, swr2 Bücher
Fotos:
links: Margit Schreiner (c) Alfred Pittertschatscher
rechts: Franziska Gerstenberg (c) Birgitta Kowsky
Info:
Vorherige Preisträger 2016 (Auswahl)
http://weltexpresso.wurzelknoten.de/index.php/kulturbetrieb/6841-frohburg-und-die-tutoren
http://weltexpresso.wurzelknoten.de/index.php/kulturbetrieb/6842-von-der-kunst-des-uebersetzens
http://weltexpresso.wurzelknoten.de/index.php/kulturbetrieb/7474-neues-aus-der-welt-der-lyrik