als neuer Präsident des Internationalen Kunsthistorikerverbandes CIHA in Nürnberg gewählt
Felicitas Schubert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Manchmal kommt im Leben alles zusammen. Für Ulrich Großmann ist das sicherlich so, denn er hat gerade im Stammhaus, im Germanischen Nationalmuseum zu Nürnberg, eine unter vielen Aspekten spannende Ausstellung - vgl. Links unten - über den frühen Dürer mit einem sensationellen Begleitprogramm laufen, die nicht nur das Publikum goutiert, sondern die auch die internationalen Kunsthistoriker selbst anzieht, was sich für den Hausherrn auswirkte.
Es tagen nämlich mehr als 1 000 Fachleute aus aller Welt seit letzten Sonntag, 15. Juli 2012 für eine Woche in Nürnberg, um sich über kunsthistorische Fragestellungen auszutauschen. Organisator und Ausrichter des „33. Internationalen Kunsthistoriker-Kongresses“ ist das Germanische Nationalmuseum. Sein Generaldirektor Ulrich Großmann wurde nun zum neuen Präsidenten des international ausgerichteten Fachverbandes gewählt. Die Amtszeit dauert vier Jahre.
Das „Comité international d’histoire de l’art“, kurz CIHA, ist die älteste weltumspannende Organisation von Kunsthistorikern überhaupt. Sie wurde im Jahr 1873 in Wien gegründet – Wien war eine der Geburtsstätten der Kunstgeschichte überhaupt, die als Wissenschaft ein Kind des 19. Jahrhunderts ist - und steht unter der Schirmherrschaft der UNESCO. Seit 1893 lädt CIHA alle vier Jahre zu einem Weltkongress, auf dem aktuelle kunsthistorische Themen und Probleme diskutiert werden. Die Mitgliederliste umfasst derzeit 35 Staaten aus fünf Kontinenten.
Hauptanliegen von CIHA ist, Fachwissenschaftler aus aller Welt miteinander in Kontakt zu bringen und international zu vernetzen. Ein Ziel, das im Zuge der Globalisierung immer wichtiger wird. Der Verband versteht sich außerdem als Sprachrohr für kunsthistorisch relevante Themen, die sich explizit nicht auf den Museumsalltag beschränken, sondern vor allem auch die universitären Einrichtungen mit einbeziehen. Dadurch unterscheidet sich CIHA von seinem Parallelverband ICOM. Durch Kongresse und Publikationen soll die wissenschaftliche Forschung angeregt und der wissenschaftliche Nachwuchs gefördert werden.
Die Zweigleisigkeit kann man insofern erläutern, als sich der ICOM vor allem um die Museumsarbeit kümmert. In ihm sind rund 30 000 Mitglieder, die aus 137 Ländern kommen und 171 Komitees ausmachen. Jährlich wird ein Museumstag durchgeführt und dieser Verband sichert auch die Zusammenarbeit der Institutionen. In Deutschland ist Klaus Weschenfelder ICOM-Direktor, der die Kunstsammlungen Veste Coburg leitet, nicht weit von Nürnberg entfernt. Daß derzeit auch der zweite internationale Kunstexpertenverband in deutscher Hand ist, sollte man schon erwähnen. Auf der Versammlung in Shanghai im Jahr 2010 wurde Hans-Werner Hinz aus Berlin für 3 Jahre als ICOM-Präsident gewählt.
Prof. Großmann ist Gründungsdirektor des Weserrenaissance-Museums Schloss Brake in Lemgo und leitet seit 1994 als Generaldirektor das Germanische Nationalmuseum. Seit 2008 ist er Gast im CIHA-Vorstand, zu dessen Präsident er am heutigen Mittwoch, 18. Juli 2012 einstimmig gewählt wurde. Künftig wird er die Anliegen von CIHA nach außen vertreten.
Außerdem wird er den Organisatoren des 34. Internationalen Kunsthistoriker-Kongresses, der im Jahr 2016 in Peking stattfindet, beratend zur Seite stehen. Man sieht also, ICOM war gerade in China, CIHA geht. Seinen Schwerpunkt möchte Großmann auf den intensiveren Ausbau der Kontakte nach Südamerika, Indien, Osteuropa und vor allem Afrika legen: „Afrika hat in der kunsthistorischen Forschung bislang noch viel zu wenig Beachtung gefunden. Seine Kunstschätze gelten vor allem als völkerkundlich interessant und finden sich heute in Spezialsammlungen. Es wird daher höchste Zeit, sich mit einer afrikanischen Kunstgeschichte zu beschäftigen.“
Links zur Berichterstattung über die Dürer-Ausstellung
http://weltexpresso.tj87.de/index.php/kunst2/686-der-fruehe-duerer-vom-kopf-auf-die-fuesse-gestellt
http://weltexpresso.tj87.de/index.php/kunst2/741-forschungsergebnisse-zum-der-fruehe-duerer
http://weltexpresso.tj87.de/index.php/kunst2/742-austausch-als-kuenstlerisches-und-menschlichen-prinzip-beim-der-fruehe-duerer
http://weltexpresso.tj87.de/index.php/kunst2/740-anlaesslich-des-50-000sten-besuchers-zum-der-fruehe-duerer-eine-fuehrung-mit-andreas-puchta