Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Besonders allen Liebhabern von Agatha Christie zu empfehlen und auch denen, die gerne eine begrenzte Auswahl von Tätern sowie besonders gerne mit Geschworenen-Jurys zu tun haben, hier in Los Angeles, Kalifornien, wo im Jahr 2009 der des Mordes an seiner Schülerin, Jessica Silver, der Tochter des Immobilienmoguls von L.A. angeklagte schwarze Lehrer Bobby Nock nach vier Monaten Prozeß als nicht schuldig freigesprochen wird, obwohl in der ersten Abstimmung der Jury elf für Schuldig und damit zu verurteilen plädierten und nur eine für unschuldig votierte.
Diese ist Maya, die heute mindestens zehn Jahre später, längst selbst erfolgreiche Anwältin ist und oft bei Gericht nun hier fast zu Hause ist. Daß sie auf einmal an die damalige Zeit als Jury denken muß, hat mit einem Vorhaben eines Jurymitglieds zu tun, Rick. Über den gibt es viel zu sagen. Er war der letzte, der umfiel, also als Zwölfter für nicht-schuldig befand, war zudem über die letzten Monate der Geliebte von Maya, die zu Hause ihren Lebensgefährten hatte und findet seit geraumer Zeit seine damalige Entscheidung falsch, hat darüber ein Buch geschrieben, in dem er Maya der Manipulation bezichtigt und will nun alles in einer Doku-Serie aufarbeiten. Dazu hat er alle an einem Wochenende in das Hotel eingeladen, wo die Jury nächtigen mußte, nachdem die Presse Wind von den Namen bekommen hatte und sie zu Hause nicht mehr sicher waren.
Warum dieser Prozeß spektakulär war, hat gleich mit mehreren Sachverhalten zu tun: da ist das reiche junge, mit 17 Jahren noch minderjährige Mädchen, da ist der schwarze Lehrer Mitte Dreißig, der – verboten – mit seiner Schülerin eine Affäre hatte: Rassismus, Sex, Gewalt. Das war‘s dann. Im Gerichtsverfahren kommt alles zur Sprache: die ziemlich schweinischen Emails zwischen beiden, die Sorgen der Eltern. Klar, daß er der Schuldige ist, weil sie die Beziehung beenden oder veröffentlichen wollte. Problem: es gibt keine Indizien, keine echten Beweise der Schuld. Ein weiteres Problem ist, daß es keine Tote gibt, auch zehn Jahre später ist keine Leiche aufgefunden worden.
Nun hatte Rick mit der Behauptung, er hätte neue Beweismittel gegen Nock, alle ins Hotel eingeladen, wo auch alle, bis auf einen, zusagten, ein weiteres Jurymitglied ist schon länger verstorben. Man spürt von Beginn an, hier liegt was in der Luft, aber man kann es nicht fassen. Das macht eine Faszination dieses clever und unterhaltsam geschriebenen Romans aus, der einfach kurzweilig ist. Mal nebenbei, man lernt eine Menge über das amerikanische Rechtssystem und auch darüber, wie viel häufiger Schwarze vor Gericht stehen, wo sie dann auch noch eher verurteilt werden als Weiße. Genauso, daß mehr Arme vor Gericht stehen als Weiße und daß das dann oft gekoppelt ist: reiche Weiße, arme Schwarze. Was Wahrheit ist, was Lüge. Das ist eine alte Mär, aber wird hier wieder neu erzählt.
Kritik hat man eher an der doch leicht stereotypen Figurengestaltung. Die Maya ist die taffe, auf ihre berufliche Tätigkeit konzentrierte, wohl deshalb erfolgreiche Anwältin, die viele Prozesse gewinnt und für ihre Kanzlei ein Gewinn ist. Das Haupt der Kanzlei ist – natürlich – schwul und verfügt über mehrere Häuser, in einem von diesen wird Maya sich dann heimlich aufhalten. Der superreiche Silver ist ein fieser Typ, der seine Tochter geschlagen hat, seine Frau auch.
Ach so, der Fall. Also in der Nacht, als alle Geschworenen - bis auf einen – im Hotel sind, geht Maya früher aufs Zimmer, weil sie sich mit Rick – wie in alten Zeiten – dort verabredet hatte, er kommt – und nicht wie in alten Zeiten – streiten sie sofort über Schuld und Nichtschuld. Das wird Maya zuviel und sie verläßt ihr Zimmer, geht aus dem Hotel spazieren, kommt wieder und findet Rick tot auf dem Boden. Das war‘s. Natürlich sieht sie nach der Schuldigen aus, die Angst davor hatte, was er am nächsten Tag vor der Kamera den übrigen damalige Geschworenen zur Schuld des Schwarzen beweisen wollte, der nur ihretwegen freigesprochen wurde. Sie wird verdächtigt und verhaftet.
Sehr interessant die Passagen, wenn der Chef der Kanzlei, nun ihre Verteidigung übernimmt, wenn er sie hindert, wenn sie ihm die Wahrheit sagen will, die nämlich, daß sie Rick nichts angetan hat, aber eben schuldig aussieht, da nur von ihr Spuren in ihrem Zimmer zu finden waren. Er schlägt ihr nämlich ein anderes Konzept vor, sie solle sich schuldig bekennen, der Streit sei eskaliert....das bringe weniger Jahre als eine aussichtslose Verteidigung. Das ist zwar verteidigungstaktisch interessant, aber als es so weit ist, kann Maya nicht anders, als sich als nicht schuldig zu bekennen und jetzt gehrt der ganze Krimi erst richtig los.
Toll, die elf, nein nach Ricks Tod nur noch zehn Juroren als Personen kennenzulernen, die damals 2009 je eigene Binnenbeziehungen zu einander hatten. Das alles wird beim neuen Fall eine Rolle spielen und so zaubert Moore immer wieder was Neues aus dem Hut, so daß das Leserinteresse wach bleibt. Maya ist natürlich besonders am Ball und sie findet den verschollenen Nock, der aber mit allem nichts zu tun hat. Er aber muß am Ende mit dem Leben für etwas bezahlen, daß andere verbockt haben. Das das eigentlich Geheimnis kommt am Schluß!, das jedoch die findige Leserin schon erwartet hatte.
P.S.:
Einspruch Euer Ehren: bei aller wirklich geschickten Schreibstrategie ist ein Sachverhalt unsinnig, d.h. nicht zu verstehen. Es wurde deutlich, daß zwischen Jessica und Bobby ein wahres Vertrauensverhältnis herrschte. Da paßt es nicht, daß Jessica den oben zitierten schweinischen Emailverlauf zwischen beiden, den aber sie alleine geschrieben hatte, auf beiden Mobilen, nicht gelöscht hatte, denn ihr mußte bekannt sein, daß dies für ihn unter Umständen lebensgefährlich werden könnte. Das versteht allerdings nur, wer den Krimi liest.
Die Krimibestenliste
1(–) Merle Kröger
Die Experten
Suhrkamp,
688 Seiten, 20 Euro
Kairo, BRD, 60er Jahre. Rita Hellberg, 17, ist mit Vater, Flugzeugingenieur bei
Hitler und nun bei Nasser, und neurotischer Mutter unter die „Experten“ geraten.
Erste Liebe, Orient, Nazis, Anschläge, im Hintergrund BRD, Israel. Geschichte stört
Gegenwart. Dokumente, Fotos, Zitate – lies, verstehe das. Kolossal.
2 (–) Stephen Greenall:
Winter Traffic
Aus dem Englischen von Conny Lösch
Suhrkamp, 494 Seiten, 16,95 Euro
Sydney, 1994. Detective Inkremental Sergeant Mick Rawson ist Legende. Ein rücksichtsloser,
versoffener Polizist mit hohen Wettschulden und mächtigen Feinden. Seine Chance: ein Überfall
auf einen Geldtransporter. Alltags-Epos eines gebrochenen Helden, gegen alle Erwartungen erzählt.
Eine Herausforderung.
3 (–) Patrícia Melo:
Gestapelte Frauen
Aus dem Portugiesischen von
Barbara Mesquita
Unionsverlag, 252 Seiten, 22 Euro
Acre, West-Brasilien. Femícidio. Die namenlose Ich-Erzählerin, Anwältin, erforscht
die Urteilsfindung über Frauenmorde: zu viele, gestapelt in ihrem Notizbuch. Eine
14-jährige Indigene wird von drei Upperclass-Jungs vergewaltigt und zerstückelt.
Mordermittlung, gellende Anklage, Rachephantasie. Femizid.
4 (3) Samantha Harvey:
Westwind
Aus dem Englischen von Steffen Jacobs
Atrium, 382 Seiten, 22 Euro
„Oakham“, Somerset 1491. Der reichste Mann des ärmsten Dorfes ist tot, der Dekan
steckt seine Nase in alle Ritzen, Pfarrer John Reve möchte nicht „Richter und
Sheriff“ zugleich sein. Als ließe sich die Zeit zurückdrehen, erzählt Reves Ich vier
Tage rückwärts: Scham, (geistige) Armut, Lügen.
5 (–) Ottessa Moshfegh:
Der Tod in ihren Händen
Aus dem Englischen von Anke Caroline
Burger. Hanser Berlin, 256 Seiten, 22 Euro
„Levant“, Osten der USA. „Sie hieß Magda. Niemand wird je erfahren, wer sie
ermordet hat.“ Ein Zettel im Garten alarmiert Vesta, 72, Witwe mit Hund. Ihr Job,
ihr Wahn, ihr Auftrag: Schreiben, grübeln, Magda (er-)finden. Und die eigenen
Schmerzen. Aufklärungswut + Einsamkeit = Einbildungswelt. Soghaft.
6 (6) Graham Moore:
Verweigerung
Aus dem Englischen von André Mumot
Eichborn, 396 Seiten, 22 Euro
Los Angeles. Vor zehn Jahren hat Maya als Jurymitglied verhindert, dass ein
Schwarzer wegen Mordes an der 15-jährigen Tochter eines Immobilien-Tycoons
verurteilt wurde. Heute ist Maya Anwältin, die alte Jury kommt wieder zusammen.
Tot in ihrem Hotel: der Widersacher von damals. Im Zweifel für die Täuschung.
7 (9) Doug Johnstone:
Der Bruch
Aus dem Englischen von Jürgen Bürger
Polar, 230 Seiten, 20 Euro
Edinburgh. Tyler, 17, zwischen allen Stühlen. Er sorgt für Schwester Bean, 7, und
Junkie-Mum Angela, hilft Bruder Barry einbrechen. Als Psycho Barry die Frau eines
Gangsterbosses absticht, sind auch noch die Bullen hinter ihm her. Brutales Sozialdrama,
voller Bitterkeit mit einem Tröpfchen Sentimentalität.
8 (–) Orkun Ertener:
Was bisher geschah
(und was niemals geschehen darf)
Fischer Scherz,
334 Seiten, 20 Euro
Köln, Berlin, Hamburg, London. Paul erlebt seit dem Unfall bei der rituellen
Abischlacht jeden einzelnen Tag neu. Kindheitsfreund Finn fremdelt mit ihm, bis
Khalil, der dritte inmitten, per Brief mit Islamistischem oder so droht.
Max Annas: „Jung zu sein ist wie ein Thriller.“ Und dieser geht ab.
9 (–) Jan Seghers:
Der Solist
Rowohlt Hundert Augen,
236 Seiten, 20 Euro
Berlin 2017. Kurz nach dem Anschlag am Breitscheidplatz erschießt das „Kommando
Anis Amri“ einen Juden. Kaum ist Einzelgänger Neuhaus aus Frankfurt eingerückt,
werden weitere Nazis und Islamisten Verhasste liquidiert. Neuhaus enttarnt die
wahren Hintermänner, man weiß wo, mit Türkin Grabowski als Partnerin.
10 (8) Robert Galbraith:
Böses Blut
Aus dem Englischen von Wulf Bergner,
Christoph Göhler, Kristof Kurz
Blanvalet, 1194 Seiten, 26 Euro
London, Cornwall. Strike und Robin haben einen Cold Case: Vor 40 Jahren verschwand eine Ärztin.
Ein Serienmörder ist verdächtig, jetzt will die Tochter Wahrheit. Ergebnis wie Lösungsweg können
Vorurteile Hegenden nicht gefallen. Galbraith seziert Beziehungszwänge. Gekonnt weitschweifige Bösartigkeit.
Die Krimibestenliste, wo kann man sie lesen, wer erstellt sie, wo wird sie veröffentlicht?
WO? außerhalb von WELTEXPRESSO?
Die Krimibestenliste auf Deutschlandfunk Kultur
www.deutschlandfunkkultur.de
Die Krimibestenliste erscheint nicht mehr am ersten Sonntag des Monats in der Printausgabe: www.faz.net !!! Die zukünftigen Krimibestenlisten 2021 sind allerdings noch nicht einmal online verfügbar. In der Vergangenheit veröffentlichte die FAS, die Sonntagszeitung der FAZ, an jedem ersten Sonntag im Monat die jeweilige Liste im Feuilletonteil. Noch einmal im Klartext: Leider gibt es die Liste ab 2021 noch nicht einmal im FAZ-Internet. Ob die FAZ und FAS wissen, welche Einbuße sie damit bei Krimilesern erfahren? Da muß man froh sein, daß der Deutschlandfunk Kultur die Kriminalromane als anspruchsvolles Genre noch nicht aufgegeben hat, sondern weiterhin jeden ersten Freitag im Monat die neue Liste bringt, die wir sobald wir können, nachveröffentlichen.
An jedem ersten Freitag des Monats geben also 18 Literaturkritiker und Krimispezialisten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz die Kriminalromane bekannt, die ihnen am besten gefallen haben. Die Krimibestenliste war zuvor eine Kooperation der Frankfurter Allgemeinen mit Deutschlandfunk Kultur, der Sender, der nun die Krimibestenliste alleine veröffentlicht und trägt. Das wäre schon für die Regierungskoalition in Sachsen-Anhalt ein wichtiges Argument, den Rundfunkgebühren zuzustimmen.
Die Jury:
Tobias Gohlis, Sprecher der Jury
Volker Albers, „Hamburger Abendblatt“
Andreas Ammer, „Druckfrisch“, ARD
Gunter Blank, „Rolling Stone“
Thekla Dannenberg, „Perlentaucher“
Hanspeter Eggenberger, „Tages-Anzeiger“
Fritz Göttler, „Süddeutsche Zeitung“
Jutta Günther, „Radio Bremen Zwei“
Sonja Hartl, „Zeilenkino“, „Crimemag“, „Deutschlandfunk Kultur“
Hannes Hintermeier, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“
Alf Mayer, „CulturMag“, „Strandgut“
Kolja Mensing, „Deutschlandfunk Kultur“
Marcus Müntefering, „Der Spiegel“
Ulrich Noller, „Deutschlandfunk Kultur“, „Deutschlandfunk“, „SWR“, „WDR“
Frank Rumpel, „SWR“
Ingeborg Sperl, „Der Standard“
Sylvia Staude, „Frankfurter Rundschau“
Jochen Vogt, „NRZ“, „WAZ“
Wie funktioniert die Abstimmung?
Die Krimibestenliste wird im Auftrag von Deutschlandfunk Kultur durch eine Jury aus Kritikerinnen und Kritikern erstellt.
Es sind die obigen 19 Spezialistinnen und Spezialisten für Kriminalliteratur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die aus der laufenden Produktion monatlich jeweils vier Titel vorschlagen, die sie mit sieben, fünf, drei oder einem Punkt bewerten.
Der so gefundene Punktwert pro Titel wird mit der Zahl der für ihn abgegebenen Stimmen multipliziert. Daraus wird die monatliche Liste berechnet.
Jedes Jurymitglied darf insgesamt drei Mal für denselben Titel votieren. Voten für Titel, an deren Entstehung oder Vorbereitung man beteiligt war, sind verboten.
Die Titel dürfen nicht älter als zwölf Monate und keine Wiederauflagen, Sammelbände oder Anthologien sein. Unterschiede zwischen Hardcover, Paperback und Taschenbuch werden nicht gemacht.
Im Durchschnitt kommen fünf Titel neu auf die monatliche Liste. Die Ziffer in Klammern gibt den Rang des Vormonats an.
Foto:
Cover
Info:
Besprechungen der Krimibestenliste in WELTEXPRESSO im Dezember 2020
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/20678-goetter-und-tiere-von-denise-mina-von-ariadne-weiterhin-auf-platz-
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/20679-platz-6-eric-plamondon-mit-taqawan-aus-dem-lenos-verlag
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/20680-platz-1-denise-mina-goetter-und-tiere-ariadne-im-argument-verlag
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/20735-die-guten-krimis-von-gestern-annas-rendon-steph-cha-u-a
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/20733-real-tigers-von-mick-herron-von-diogenes-auf-platz-4
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/20894-platz-9-und-10-ungewoehnliche-amerikanische-verbrecher-damals-1919-und-heute
Besprechungen der Krimibestenliste in WELTEXPRESSO im Januar 2021
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/20958-dark-von-candice-fox-von-suhrkamp-auf-platz-1
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/20962-dominique-manotti-mit-marseille-73-von-ariadne-bleibt-auf-platz-2
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/20972-unter-den-ausgeschiedenen-kalmann-von-joachim-b-schmidt
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/21031-unter-den-ausgeschiedenen-heisses-blut-von-un-su-kim
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/21023-unter-den-ausgeschiedenen-dammbruch-von-robert-brack
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/21050-neu-auf-platz-8-nicci-french-mit-eine-bittere-wahrheit
konnten wir noch nicht besprechen, das wollten wir im Zusammenhang mit der Februarliste leisten, aber, siehe Teil 1, leider ist DIE RESIDENTUR einfach weggefallen. Deshalb wird in einem der nächsten Teile eine Besprechung folgen!
Besprechungen der Krimibestenliste in WELTEXPRESSO im Februar 2021
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/21208-tim-macgabhanns-der-erste-tote-von-suhrkamp-auf-platz-1
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/21211-tim-macgabhanns-der-erste-tote-von-suhrkamp-auf-platz-2
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/21226-dark-von-candice-fox-aus-dem-suhrkamp-verlag-auf-platz-7
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/21248-westwind-von-samantha-harvey-im-atrium-verlag-auf-platz-3
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/21249-boeses-blut-von-robert-galbraith-verlag-blanvalet-auf-dem-achten-rang
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/21280-der-tschechische-thriller-die-residentur-trotz-qualitaet-und-aktualitaet-herausgefallen
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/21256-das-grosse-aufraeumen-von-david-wish-wilson-suhrkamp-auf-platz
Besprechungen der Krimibestenliste in WELTEXPRESSO im März 2021
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/21466-die-experten-von-merle-kroeger-bei-suhrkamp-auf-platz-1
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/21465-mim-visier-des-snipers-von-stephen-hunter-festa-verlag-leider-verschwunden
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/21464-verweigerung-von-graham-moore-eichborn-verlag-auf-platz-6
1(–) Merle Kröger
Die Experten
Suhrkamp,
688 Seiten, 20 Euro
Kairo, BRD, 60er Jahre. Rita Hellberg, 17, ist mit Vater, Flugzeugingenieur bei
Hitler und nun bei Nasser, und neurotischer Mutter unter die „Experten“ geraten.
Erste Liebe, Orient, Nazis, Anschläge, im Hintergrund BRD, Israel. Geschichte stört
Gegenwart. Dokumente, Fotos, Zitate – lies, verstehe das. Kolossal.
2 (–) Stephen Greenall:
Winter Traffic
Aus dem Englischen von Conny Lösch
Suhrkamp, 494 Seiten, 16,95 Euro
Sydney, 1994. Detective Inkremental Sergeant Mick Rawson ist Legende. Ein rücksichtsloser,
versoffener Polizist mit hohen Wettschulden und mächtigen Feinden. Seine Chance: ein Überfall
auf einen Geldtransporter. Alltags-Epos eines gebrochenen Helden, gegen alle Erwartungen erzählt.
Eine Herausforderung.
3 (–) Patrícia Melo:
Gestapelte Frauen
Aus dem Portugiesischen von
Barbara Mesquita
Unionsverlag, 252 Seiten, 22 Euro
Acre, West-Brasilien. Femícidio. Die namenlose Ich-Erzählerin, Anwältin, erforscht
die Urteilsfindung über Frauenmorde: zu viele, gestapelt in ihrem Notizbuch. Eine
14-jährige Indigene wird von drei Upperclass-Jungs vergewaltigt und zerstückelt.
Mordermittlung, gellende Anklage, Rachephantasie. Femizid.
4 (3) Samantha Harvey:
Westwind
Aus dem Englischen von Steffen Jacobs
Atrium, 382 Seiten, 22 Euro
„Oakham“, Somerset 1491. Der reichste Mann des ärmsten Dorfes ist tot, der Dekan
steckt seine Nase in alle Ritzen, Pfarrer John Reve möchte nicht „Richter und
Sheriff“ zugleich sein. Als ließe sich die Zeit zurückdrehen, erzählt Reves Ich vier
Tage rückwärts: Scham, (geistige) Armut, Lügen.
5 (–) Ottessa Moshfegh:
Der Tod in ihren Händen
Aus dem Englischen von Anke Caroline
Burger. Hanser Berlin, 256 Seiten, 22 Euro
„Levant“, Osten der USA. „Sie hieß Magda. Niemand wird je erfahren, wer sie
ermordet hat.“ Ein Zettel im Garten alarmiert Vesta, 72, Witwe mit Hund. Ihr Job,
ihr Wahn, ihr Auftrag: Schreiben, grübeln, Magda (er-)finden. Und die eigenen
Schmerzen. Aufklärungswut + Einsamkeit = Einbildungswelt. Soghaft.
6 (6) Graham Moore:
Verweigerung
Aus dem Englischen von André Mumot
Eichborn, 396 Seiten, 22 Euro
Los Angeles. Vor zehn Jahren hat Maya als Jurymitglied verhindert, dass ein
Schwarzer wegen Mordes an der 15-jährigen Tochter eines Immobilien-Tycoons
verurteilt wurde. Heute ist Maya Anwältin, die alte Jury kommt wieder zusammen.
Tot in ihrem Hotel: der Widersacher von damals. Im Zweifel für die Täuschung.
7 (9) Doug Johnstone:
Der Bruch
Aus dem Englischen von Jürgen Bürger
Polar, 230 Seiten, 20 Euro
Edinburgh. Tyler, 17, zwischen allen Stühlen. Er sorgt für Schwester Bean, 7, und
Junkie-Mum Angela, hilft Bruder Barry einbrechen. Als Psycho Barry die Frau eines
Gangsterbosses absticht, sind auch noch die Bullen hinter ihm her. Brutales Sozialdrama,
voller Bitterkeit mit einem Tröpfchen Sentimentalität.
8 (–) Orkun Ertener:
Was bisher geschah
(und was niemals geschehen darf)
Fischer Scherz,
334 Seiten, 20 Euro
Köln, Berlin, Hamburg, London. Paul erlebt seit dem Unfall bei der rituellen
Abischlacht jeden einzelnen Tag neu. Kindheitsfreund Finn fremdelt mit ihm, bis
Khalil, der dritte inmitten, per Brief mit Islamistischem oder so droht.
Max Annas: „Jung zu sein ist wie ein Thriller.“ Und dieser geht ab.
9 (–) Jan Seghers:
Der Solist
Rowohlt Hundert Augen,
236 Seiten, 20 Euro
Berlin 2017. Kurz nach dem Anschlag am Breitscheidplatz erschießt das „Kommando
Anis Amri“ einen Juden. Kaum ist Einzelgänger Neuhaus aus Frankfurt eingerückt,
werden weitere Nazis und Islamisten Verhasste liquidiert. Neuhaus enttarnt die
wahren Hintermänner, man weiß wo, mit Türkin Grabowski als Partnerin.
10 (8) Robert Galbraith:
Böses Blut
Aus dem Englischen von Wulf Bergner,
Christoph Göhler, Kristof Kurz
Blanvalet, 1194 Seiten, 26 Euro
London, Cornwall. Strike und Robin haben einen Cold Case: Vor 40 Jahren verschwand eine Ärztin.
Ein Serienmörder ist verdächtig, jetzt will die Tochter Wahrheit. Ergebnis wie Lösungsweg können
Vorurteile Hegenden nicht gefallen. Galbraith seziert Beziehungszwänge. Gekonnt weitschweifige Bösartigkeit.
Die Krimibestenliste, wo kann man sie lesen, wer erstellt sie, wo wird sie veröffentlicht?
WO? außerhalb von WELTEXPRESSO?
Die Krimibestenliste auf Deutschlandfunk Kultur
www.deutschlandfunkkultur.de
Die Krimibestenliste erscheint nicht mehr am ersten Sonntag des Monats in der Printausgabe: www.faz.net !!! Die zukünftigen Krimibestenlisten 2021 sind allerdings noch nicht einmal online verfügbar. In der Vergangenheit veröffentlichte die FAS, die Sonntagszeitung der FAZ, an jedem ersten Sonntag im Monat die jeweilige Liste im Feuilletonteil. Noch einmal im Klartext: Leider gibt es die Liste ab 2021 noch nicht einmal im FAZ-Internet. Ob die FAZ und FAS wissen, welche Einbuße sie damit bei Krimilesern erfahren? Da muß man froh sein, daß der Deutschlandfunk Kultur die Kriminalromane als anspruchsvolles Genre noch nicht aufgegeben hat, sondern weiterhin jeden ersten Freitag im Monat die neue Liste bringt, die wir sobald wir können, nachveröffentlichen.
An jedem ersten Freitag des Monats geben also 18 Literaturkritiker und Krimispezialisten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz die Kriminalromane bekannt, die ihnen am besten gefallen haben. Die Krimibestenliste war zuvor eine Kooperation der Frankfurter Allgemeinen mit Deutschlandfunk Kultur, der Sender, der nun die Krimibestenliste alleine veröffentlicht und trägt. Das wäre schon für die Regierungskoalition in Sachsen-Anhalt ein wichtiges Argument, den Rundfunkgebühren zuzustimmen.
Die Jury:
Tobias Gohlis, Sprecher der Jury
Volker Albers, „Hamburger Abendblatt“
Andreas Ammer, „Druckfrisch“, ARD
Gunter Blank, „Rolling Stone“
Thekla Dannenberg, „Perlentaucher“
Hanspeter Eggenberger, „Tages-Anzeiger“
Fritz Göttler, „Süddeutsche Zeitung“
Jutta Günther, „Radio Bremen Zwei“
Sonja Hartl, „Zeilenkino“, „Crimemag“, „Deutschlandfunk Kultur“
Hannes Hintermeier, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“
Alf Mayer, „CulturMag“, „Strandgut“
Kolja Mensing, „Deutschlandfunk Kultur“
Marcus Müntefering, „Der Spiegel“
Ulrich Noller, „Deutschlandfunk Kultur“, „Deutschlandfunk“, „SWR“, „WDR“
Frank Rumpel, „SWR“
Ingeborg Sperl, „Der Standard“
Sylvia Staude, „Frankfurter Rundschau“
Jochen Vogt, „NRZ“, „WAZ“
Wie funktioniert die Abstimmung?
Die Krimibestenliste wird im Auftrag von Deutschlandfunk Kultur durch eine Jury aus Kritikerinnen und Kritikern erstellt.
Es sind die obigen 19 Spezialistinnen und Spezialisten für Kriminalliteratur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die aus der laufenden Produktion monatlich jeweils vier Titel vorschlagen, die sie mit sieben, fünf, drei oder einem Punkt bewerten.
Der so gefundene Punktwert pro Titel wird mit der Zahl der für ihn abgegebenen Stimmen multipliziert. Daraus wird die monatliche Liste berechnet.
Jedes Jurymitglied darf insgesamt drei Mal für denselben Titel votieren. Voten für Titel, an deren Entstehung oder Vorbereitung man beteiligt war, sind verboten.
Die Titel dürfen nicht älter als zwölf Monate und keine Wiederauflagen, Sammelbände oder Anthologien sein. Unterschiede zwischen Hardcover, Paperback und Taschenbuch werden nicht gemacht.
Im Durchschnitt kommen fünf Titel neu auf die monatliche Liste. Die Ziffer in Klammern gibt den Rang des Vormonats an.
Foto:
Cover
Info:
Besprechungen der Krimibestenliste in WELTEXPRESSO im Dezember 2020
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/20678-goetter-und-tiere-von-denise-mina-von-ariadne-weiterhin-auf-platz-
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/20679-platz-6-eric-plamondon-mit-taqawan-aus-dem-lenos-verlag
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/20680-platz-1-denise-mina-goetter-und-tiere-ariadne-im-argument-verlag
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/20735-die-guten-krimis-von-gestern-annas-rendon-steph-cha-u-a
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/20733-real-tigers-von-mick-herron-von-diogenes-auf-platz-4
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Besprechungen der Krimibestenliste in WELTEXPRESSO im Januar 2021
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/20958-dark-von-candice-fox-von-suhrkamp-auf-platz-1
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konnten wir noch nicht besprechen, das wollten wir im Zusammenhang mit der Februarliste leisten, aber, siehe Teil 1, leider ist DIE RESIDENTUR einfach weggefallen. Deshalb wird in einem der nächsten Teile eine Besprechung folgen!
Besprechungen der Krimibestenliste in WELTEXPRESSO im Februar 2021
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/21208-tim-macgabhanns-der-erste-tote-von-suhrkamp-auf-platz-1
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https://weltexpresso.de/index.php/buecher/21226-dark-von-candice-fox-aus-dem-suhrkamp-verlag-auf-platz-7
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/21248-westwind-von-samantha-harvey-im-atrium-verlag-auf-platz-3
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Besprechungen der Krimibestenliste in WELTEXPRESSO im März 2021
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/21466-die-experten-von-merle-kroeger-bei-suhrkamp-auf-platz-1
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