Bildschirmfoto 2022 07 26 um 23.41.28Neues aus der WELTEXPRESSO – Krimibibliothek, Teil 9

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Das war schon lange fällig! Darüber gesürochen haben wir in der Redaktion häufig, aber keiner hat sich hingesetzt und es niedergeschrieben, daß es eine Schande ist, wie wenig wir heute über die russische Literatur, konkret heute: die russische Kriminalliteratur wissen.

Gut, im Rahmen der Krimibestenliste betonen wir immer wieder, daß wir alle längst Amerikaner geworden sind, weil die häufigsten auf den Monatslisten auftauchenden Krimis aus der anglo-amerikanischen Welt kommen., wie alles andere auch: Musik, Literatur, Verhaltenscodex Und es ist wirklich so, ein Krimi-Geschmack ist keine feste Setzung und wenn man immer wieder mit gut geschriebenen Krimis zu tun hat, gewöhnt man sich daran, außerdem ist der westliche Buchmarkt eh ineinanderüberlaufend, es ist also nicht schwer zu verstehen, warum wir so einseitig geworden sind. Und doch, eigentlich ist es überhaupt nicht zu verstehen. Das war zu Zeiten des Kalten Krieges anders, da wußten wir sehr genau über russische Bücher Bescheid und erst recht nach 1990/91. Das kann man in unserer Krimibibliothek leicht überprüfen!

Polina Daschkowa, Alexandra Marinina, Darja Donzowa, Boris Akunin ...Das war einmal und zwar gewaltig. Der Aufbau-Verlag hat sich darum besonders verdient gemacht. Von Polina Daschkowa haben wir die meisten Krimis. Sie ist 1960 in Moskau geboren und sehr erfolgreich; es heißt, daß ihre, erst ab 1996 geschriebenen Krimis die Gesamtauflage von 25 Millionen haben. Nein, wir wollen nicht aufzählen, welche wir haben, dann wäre die Seite schnell voll, sondern, worum es jetzt geht, daß unser letzter Band IN EWIGER NACHT von 2010 ist. Kann das sein? Ja. Aber warum? Das wollen wir bei der Frankfurter Buchmesse dieses Jahr an den Ständen die Verlagsvertreter fragen, warum es seit damals keine neuen Übersetzungen gibt.

Also auch bei den Fischerverlagen. Von dort haben wir aus dem Argon Verlag einige Krimis von Alexandra Marinina. Das ist ein Pseudonym für Marina Alexejeva, die 1957 nahe St. Petersburg geboren wurde. So steht es auf dem Klappentext. Im Internet lesen wir allerdings, sie stamme aus Lemberg?! Dann wäre sie Ukrainerin und schon haben wir das Problem, daß wir fast alle die schwierige Gemengelage russisch-ukrainisch überhaupt nicht verstehen, erst recht nicht, wenn Ukrainer die Muttersprache Russisch haben, wie sehr viele in der Ukraine, einschließlich des Präsidenten, der zwar nur noch Ukrainisch spricht, an dessen Person man das Problem aber erst so richtig aufweisen kann: warum spricht einer öffentlich nicht mehr seine Muttersprache? Aus politischen Gründen. Nun hat auf jeden Fall die Juristin Marina Alexejeva für das russische Innenministerium gearbeitet und ihren ersten Krimi 1992 geschrieben. Und auch ihre Hauptheldin Anastasija Kamenskaja ist Kriminalistin bei der Moskauer Miliz. Übrigens, auch ein Hinweis darauf, daß wir so einseitig Kriminalliteratur lesen, weil veröffentlicht, ist die schlichte Frage nach der Polizei. Da gibt es in Frankreich zum Beispiel so viele unterschiedliche Organisationen, die man kennen muß, will man Maigret oder andere beim Lösen ihrer Fälle verstehen. Von der russischen Polizei und ihren Organisationen wissen wir nichts. Also, von Marinina sind in Rußland über 40 Bücher erschienen. Und wir haben nur fünf von Anastasijas Fällen, von denen es aber 10 gibt, die von 1994 bis 1999 erschienen sind. Was so lange schon her? Und warum keine weiteren. Wir vermuten, daß nach 1990/91 das Interesse deutscher Leser erst einmal groß war, aber sich dann die Bücher nicht so gut verkauften!? Wir werden nachfragen.

Das gilt auch für Darja Donzowa, die ebenfalls der Aufbau Verlag veröffentlichte. Sie wurde 1952 in Moskau geboren, arbeitete als Übersetzerin und Lehrerin, auch für Deutsch. Glaubt man den Überblicken, dann ist sie die erfolgreichste der drei Krimiautorinnen, sie begann schon 1977 mit den Krimis, von denen sie, lesen wir, schon 239 veröffentlich hat. Dreimal wurde sie SCHRIFTSTELLERIN DES JAHRES in Rußland. Inzwischen hat sie vier Krimireihen und eine Gesamtauflage von 200 Millionen Exemplaren. Wir haben nur ihre Tanja Romanowa-Reihe, die bei Aufbau erschien, lesen jetzt aber, daß eine Dascha Wassiljewa-Reihe bei Goldmann erschienen ist, aber alles lange her.Ihr letzte Krimi im Aufbau Verlag 2010. Das korrespondiert mit Polina Daschkowa, deren letzter Krimi auf Deutsch auch 2010 erschien und der letzte der Marinina war ja schon aus dem Jahr 1999. Warum?

Wir wollen es herausfinden?

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Kleine Serie über WAHRE VERBRECHEN
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