von Lida Bach

 

„Elise, sag mir wenn du Probleme hast.“, bittet die Lehrerin das junge Mädchen, das ihr ganz allein im Klassenraum gegenüber sitzt. Elise sagt es, aber nicht wie es ist. Sagt, sie müsse nur mehr lernen, weiter nichts. Nichts davon, dass sie Probleme hat, denn sonst bekäme die verschlossene 15-Jährige (Jasna Fritzi Bauer) noch mehr. „Elise, sag deiner Mutter, sie kann jederzeit kommen.“ Elise sagt es ihrer Mutter. Zum hundertsten, tausendsten, hunderttausenden Mal? Dass Elternabend ist, die Miete überfällig, der Feierlärm sie beim Üben stört. Aber Betty (Christina Große) hört nicht hin und hört nicht auf. Nicht mit der Verschwendung und den Parties, vor allem nicht mit dem Trinken.

 

von Lida Bach

 

New Orleans ist der abblätternde Prunk alter Kolonialbauten und der Natur trotzende Ruine. New Orleans ist Robert Johnson, der nachts zu einem einsamen Kreuzweg geht, mit einem Hühnersandwich und seiner Gitarre. Beides gibt er dem dort wartenden Fremden, der die Gitarre stimmt und schmatzend das Sandwich verschlingt. „Deine Seele,“, sagt er, „würde mir noch viel besser schmecken.“ Der Musiker reicht ihm seine Seele und der Teufel frisst sie. „Yum, yum!“. Dass Johnson bis zu seinem frühen Tod mit 27 höllisch gute Blues spielen konnte steht außer Zweifel. Dass es dazu genau so kam wie in der Legende, auch. 

von Lida Bach 

 

 

„Hattest du einen Unfall?“ Ja, so in der Art hatte er den, beichtet Georg, wobei das Beichten hier ein buchstäbliches vor einem Kirchenvertreter ist. Da das Bekenntnis trotzdem unaufrichtig wirkt, ist der Mann Gottes, vor dem der Gastwirt (Christian Ulmen) des bayerischen Skiressort Hollerbach es ablegt, der Ihm allernächste Papst Innozenz XIV (Nikolaus Paryla). Er sei gern Papst, antwortet er auf Georgs Frage bei der ersten Begegnung. Mittlerweile ist das vielleicht anders, doch als Papst gibt es kein Entkommen, stellt Georg fest: „Es ist ja nicht so, dass Sie einfach aufhören können, wenn´s Ihnen nicht mehr zusagt.“ Ähnlich ergeht es Filmkritikern, die neben der dem Hintergrundkommentar Georgs dessen filmische Bebilderung Marcus H. Rosenmüllers ertragen abnehmen müssen.

 

von Lida Bach

 

 

Nichts als Ruinen. Irgendetwas an ihnen deprimiere ihn, erklärt John. „Ich nenne das Ozymandias-Melancholie.“ Ozymandias ist das Erzähler-Ich Percy Shelleys, das in dessen gleichnamigen Sonett aus dem Totenreich die Vergänglichkeit aller Größe anmahnt. Seine melancholische Schwermut bewegt den angegrauten Stararchitekt (Alec Baldwin) in Rom, wo der angegraute Stararchitekt seinem jungen Alter Ego Jack (Jesse Eisenberg) begegnet. Ihn souffliert John nolens-volens die Affäre, die sich zwischen dem jungen Architekturstudenten und der bei ihm und seiner Freundin Sally (Greta Gerwig) gastierenden Monica (Ellen Page) anbahnt. „Mit dem Alter kommt Weisheit.“, konstatiert Jack, was John korrigiert: „Mit dem Alter kommt Erschöpfung.“

 

von Lida Bach 

 

 

Adele steht am Abgrund. Sinnbildlich und buchstäblich. Zweimal gähnt in Emily Atefs sprödem Charakterdrama vor dem schroffen Mädchen (Maria Dragus), das trotz seiner 15 Jahre verhärmt und abgeklärt wirkt, eine Leere, die erträglicher scheint als jene andere Leere. Eine innere, die Adele seit dem Tod ihres Bruders fühlt, und die äußere des Lebens auf dem elterlichen Viehhof. „Da ist nichts.", sagt der grobschlächtige Timo (Roeland Wiesnekker) nüchtern über das, womit Adele die Tiefe lockt und zudem der flüchtige Sträfling ihr verhelfen soll: den Tod.