Serie: Neuer Streit um das Fritz-Bauer-Institut (FBI), Teil 6 : Raphael Gross im Deutschlandfunk

 

Klaus Hagert

 

Köln (Weltexpresso) –In der schrifltichen Wiedergabe des in Teil 5 wiedergebenen Gesprächs zwischen Deutschlandfunk und dem Direktor des FBI, findet sich noch folgende Anmerkung: Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.

 

Anders als im Tagesspiegel, wo man mit Leserbriefen reagieren kann, verhindert obiger Passus die Möglichkeit, als Hörer etwas nachzufragen oder als Betroffener seine Posittion den Hörern zur Kenntnis zu bringen.Was also tun, wenn man mit den Äußerungen des interviewten Direktors des Fritz Bauer Instituts vom 9. Dezember nicht einverstanden ist? Eine der wenigen Möglichkeiten ist, dies in der Presse zu diskutieren, wie wir es mit dieser Serie versuchen.

 

In Teil 4 hatte Kollegin Weinberg schon kurz auf die Aussagen von Gross rekurriert , der unserem Autor und dem des Tagesspiegelartikels vom 8. Dezember, Kurt Nebhiebel, vorwarf, daß er fälschlich sage, daß das Fritz Bauer Institut seine vormalige Stellvertretende Direktorin und Fritz Bauer Biographin Irmtrud Wojak in ihrer Arbeit bei der Erstellung dieser Biographie nicht unterstützt habe. Liest man daraufhin den Artikel im Tagesspiegel noch einmal durch, erkennt man, daß der Verfasser überhaupt keine Aussagen zu einer vom Institut nicht geförderten Irmtrud Wojak gemacht hat.

 

Da fragt man sich erst einmal, was das eigentlich soll. Denn Lügen haben in solch einem öffentlichen Geschäft immer kurze Beine. Also schrieb der fälschlich der Unwahrheit geziehene Kurt Nelhiebel einen entsprechenden Brief an den Direktor Gross nach Frankfurt, was unsere Kollegin Weinberg ebenfalls zitiert. Der Leser aber, auch der Leser des Weltexpresso, der hat längst müde abgewinkt. Was soll das?, fragt man sich augenreibend. Denn seine Minuten im Deutschlandfunk hätte der Institutsdirektor doch darauf verwenden müssen, die dezidiert vorgetragenen Vorwürfe von Kurt Nelhiebel zum Wirken seines Dokumentationsleiters Werner Renz 'richtig zu stellen'.

 

Genau das tat Gross nicht. Er unterlief die Debatte, indem er einen Nebenkriegsschauplatz eröffnete. Er behauptete, das Institut habe niemals die Bauer mehrfach verleumdende zweite Bauer Biographie von Ronen Steinke gefördert - dabei bedankt sich Steinke im Buch FRITZ BAUER ODER AUSCHWITZ VOR GERICHT, Piper Verlag 2013, ausdrücklich beim Institut für die tolle Förderung . Gleichzeitig spricht Gross von einer angeblichen Förderung für die Verfasserin der großen wissenschaftlichen Biographie durch Irmtrud Wojak FRITZ BAUER 1903–1968. EINE BIOGRAPHIE, München 2009 , was Nelhiebel bestritten habe, was dieser also -vergleiche den Tagesspiegelartikel - gar nicht tat.

 

Kommen Sie bei diesem Verwirrspiel des Institutsdirektors noch mit? Wir auf jeden Fall machen Schluß mit solchem Kinderkram und stellen fest: alle gegen Werner Renz und die Ausstellung erhobenen Vorwürfe im Nelhiebelschen Tagesspiegelartikel vom 8. Dezember bleiben unwidersprochen: vom Direktor des Fritz Bauer Instituts und vom angegriffenen Werner Renz ebenfalls. Das hat die Konsequenz, das angebliche Treuebekenntnis gibt es nicht, Fritz Bauer war nicht homosexuell. Die Verharmlosung des Nazi-Regimes, die sich Werner Renz leistet, wird noch gesteigert dadurch, daß er, der Leiter der Dokumentation des Fritz-Bauer-Instituts, die Wichtigkeit und Wirkung des Auschwitzprozesses für die bundesrepublikanische Gesellschaft der Nachkriegszeit bestreitet und den ganzen Prozeß für überflüssig erklärt. Dazu hätte der Institutsleiter Gross aus Frankfurt etwas sagen müssen.

 

 

Stattdessen passierte etwas ganz anderes: Aus den USA, wo Irmtrud Wojak derzeit an der Harvard Universität eine wissenschaftliche Forschungsstelle innehat, meldete sie sich schriftlich beim Deutschlandfunk zu ihrer von Gross behaupteten Förderung durch das Institut. Was sie zu sagen hat, finden wir so ungeheuerlich und für uns, die wir nicht täglich mit dem Fritz Bauer Institut aufstehen oder ins Bett gehen derart neu, daß wir die schriftliche Reaktion der Irmtrud Wojak im nächsten Artikel abdrucken, in Teil 7 unserer Serie, die sich so also ausweitet.

 

Festzuhalten bleibt, daß Institutsleiter Gross gleich dreimal die Unwahrheit gesagt hat: Das Institut hat die Bauer Biographie des Ronen Steinke doch maßgeblich gefördert. Kurt Nelhiebel hat nie gesagt, das Institut habe die wissenschaftliche, die eigentliche Bauer Biographie von Irmtrud Wojak nicht gefördert. Aber in Wahrheit hat das Institut, was Gross einfach behauptet und was die Verfasserin Frau Wojak nun dementiert, ihre Biographie tatsächlich nicht gefördert.

 

Und darum sprechen wir von Verwirrspiel durch den Institusleiter Raphael Gross. In der mündichen Replik im Deutschlandfunk auf den Tagesspiegelartikel von Kurt Nebhiebel vom Vortag, der gravierende Vorwürfe inhaltlicher Art enthält, spricht Herr Gross nur von der Förderung und Nichtförderung von insgesamt zwei Biographien über Fritz Bauer. Schon das wäre zu beanstanden, daß die unglaublichen und von Nelhiebel zitierten Aussagen des FBI Mitarbeiters Werner Renz ihm kein Wort wert sind. Daß aber dann Gross als verantwortlicher Direktor auch noch Falschaussagen zur Förderung dieser Biographien in den Äther schickt, ist einfach peinlich.

 

Mehr als peinlich wird es aber dann, wenn das Institut in Wahrheit die kurze Biographie von Ronen Steinke gefördert hat, in dem leichtfertig und unbegründet Fritz Bauer Homosexualität angedichtet wird und ihm unehrenhaftes Verhalten gegenüber den Nazis unterstellt wird. Die wissenschaftliche Biographie von Irmtrud Wojak dagegen, die Leben und Werk Bauers auf 1000 Seiten ernsthaft und mit Dokumenten darstellt, ist vom Fritz Bauer Institut niemals gefördert worden.Was ist da in Frankfurt an diesem Institut, das nach Fritz Bauer benannt ist, eigentlich los? Fortsetzung folgt.

 

INFO:

 

Damit Sie den Artikel original lesen können, hier der Link zum Tagesspiegel:

http://www.tagesspiegel.de/kultur/deutungskampf-um-das-werk-fritz-bauers-die-nestbeschuetzer/11087028.html.

Damit Sie das angesprochene Gespräch im Deutschlandfunk mit Raphael Gross hören können, hier der Link

http://www.deutschlandfunk.de/vorwuerfe-gegen-fritz-bauer-institut-im-bereich-der-reinen.691.de.html?dram:article_id=305739

 

Die Serie von Kurt Nelhiebel: „Hände weg von Fritz Bauer“ in Weltexpresso

 

http://weltexpresso.tj87.de/index.php/buecher/3363-haende-weg-von-fritz-bauer-teil-1

 

http://weltexpresso.tj87.de/index.php/buecher/3371-haende-weg-von-fritz-bauer-teil-2

 

http://weltexpresso.tj87.de/index.php/buecher/3373-haende-weg-von-fritz-bauer-teil-3

 

http://weltexpresso.tj87.de/index.php/lust-und-leben/3382-haende-weg-von-fritz-bauer-teil-4

 

http://weltexpresso.tj87.de/index.php/lust-und-leben/3383-haende-weg-von-fritz-bauer-teil-5