Die sechs neuen Krimis auf der Liste

Serie: DIE KRIMIBESTENLISTE im April  2021,  Teil 4

Elisabeth Römer

Hamburg (Weltexpresso) – Wir haben überhaupt noch nicht die neuen Krimis vorgestellt, von denen es diesmal ja gleich sechs !! neue gibt. Das stellt auch uns, was das Lesenmüssen angeht, dem ja das Buchbesorgen vorausgeht, vor Probleme. Aber wir arbeiten ab. Das sieht man heute. Aber zuvor den Überlbick über die Liste.

Merle Kröger mit DIE EXPERTEN aus dem Suhrkamp Verlag hat aus guten Gründen ihren ersten Platz, neu im März, behalten.Ihrem Roman galt Teil 3 dieser Monatsserie. Über den zweiten Platz, S.A.Cosby, Blacktop Wasteland können wir noch überhaupt nichts sagen, aber auf Anhieb auf Platz 2 zu gelangen, ist ein gutes Zeichen. Und auch der dritte Platz, VOR GERICHT – EIN ALTER FALL VON KRIMINALDIREKTOR A.D. MANZ von Matthias Wittekindt, Kampa Verlag, wird von einem ganz neuen Krimi eingenommen, den wir erst noch lesen müssen. Auf jeden Fall fällt auf, daß unter den ersten vier Krimis drei deutschsprachige sind. Das gab es sehr lange nicht, vielleicht überhaupt noch nicht. Wir schrieben ja, aus welchen Gründen wir das gut und richtig finden, in Kriminalromanen deutsche, österreichische, schweizerische Wirklichkeit nicht als heile Welt zu erfahren.

Und der vierte Platz, besetzt mit Tom Hillenbrand, MONTECRYPTO, aus dem Verlag Kiepenheuer & Witsch, und ebenfalls neu, wischt unsere obige Aussage gleich wieder weg. Denn es ist zwar ein auf Deutsch geschriebener Krimi, aber er spielt hauptsächlich in den USA, Held Edward Dante, aus England und in Amerika erst ein Spitzenbanker und dann ein armerikanischer Privatschnüffler, der Sam Spade, Held bei Dashiell Hammett, öfter im Munde führt. Das kommt gleich. Erst noch der fünfte Platz, wo Stephen Greenalls WINTER TRAFFIC aus dem Suhrkamp Verlag von uns im letzten Monat besprochen wurde, eine eindrucksvolle Geschichte. Link unten. Das gilt in noch stärkerem Maße für GESTAPELTE FRAUEN von Patricia Melo, Unionsverlag, dessen Besprechung WELTEXPRESSO aus gutem Grund zum Aufhänger am Weltfrauentag am 8. März gemacht hatte. Ein starker Roman, der seine satirischen Elemente als Speerspitze nutzt. Toll.

Ein weiterer deutscher Krimi ist WAS BISHER GESCHAH (UND WAS NIEMALS GESCHEHEN DARF) von Orkun Ertener, erschienen bei Fischer/Scherz Verlag, der neu im letzten Monat auf Platz 8 nun auf Rang 7 vorgerückt ist, den wir aber immer noch nicht in Händen haben, also auch nicht gelesen haben, demnach auch nicht besprechen können. Dagegen sind die Plätze 8 bis 10 zwar auch mit neuen Krimis bestückt, aber sie sind schon in der Redaktion und werden demnächst besprochen. Auf dem 8. Platz RIVER CLYDE von Simone Buchholz, Suhrkamp, deren Krimis normalerweise in Hamburg spielen, diesmal – daher der Titel, vermuten wir – auch in Glasgow. Besprechung demnächst.

Neu auf Platz 9 DIE ZWEITE SCHWESTER von Chan Ho-kei, Atrium Verlag. Wir erfahren so gerne über Krimis mehr über die asiatische Szenerie. Nur wundert man sich gleich, daß es eine Übersetzung aus dem Englischen ist. Das schreiben wir auch, wenn koreanische oder japanische Romane aus dem Englischen übersetzt werden. Wir hätten gerne die Originalsprachen, allerdings kann ja auch sein, daß Chan Ho-kei direkt auf Englisch geschrieben hat, deshalb schauen wir auf die ersten Seiten. Und da steht erst einmal etwas von der Übersetzung aus dem Englischen, was in England 2020 erschien, und man erkennt erst einmal überhaupt keine Originalausgabe, entziffert dann aber, „First published in the Traditional Chinese language.“ So geht das ja nicht. Da darf man erstens eine Übersetzung aus dem Chinesischen erwarten und zweitens auch den chinesischen Titel.

Neu auf dem zehnten Rang DER HEILIGE KING KONG von James McBride, btb, von dem der Juryvorsitzende der Krimibestenliste Tobias Gohlis nachgerade schwärmt: „Dass kriminalliterarische Fiktion herzerfrischende Erweckungsliteratur sein kann (heilsam in der Oster-Ruhe, als hätte es nie und nirgendwo Oster-Unruhen gegeben, hey, ihr Biederdeutschen!) zeigt James McBride in DER HEILIGE KING KONG. Ich sage nur: Lesen, LESEN, LESEN! Man muss die Allergrößten – Cervantes, Dickens, Baldwin, Márquez und noch viele mehr – aufrufen, um diesen Gewürzgarten von Roman und seinen Helden mit dem grünen Daumen zu preisen. Heiter und bissig, verspielt und voll tiefer Trauer, satt mit lebensklugem Witz: Es ist die Geschichte eines wahren Gotteskindes, das weder von Krankheit noch Repression, weder von der Mafia noch den Schwarzen Gangstern noch von den Bullen fertig gemacht werden kann. Das einem jungen Drogendealer ein Ohr abschießt, damit die Baseballtradition einer Sozialsiedlung in Brooklyn nicht abbricht und die schönste Frau der Welt, die Venus von Willendorf, gerettet werden kann. Der Spitzname dieses Gotteskindes: Sportcoat.“ Da darf man sich auf das Lesen und besprechen freuen. Demnächst.


DIE KRIMIBESTENLISTE IM APRIL 2021