SchulKinoWochen Hessen - 1. Film am 7. März: 'Das Tagebuch der Anne Frank' - Reaktionen

 

Heinz Markert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Schwerpunkt mögen an dieser Stelle die Reaktionen und Bekundungen seitens der Schülerinnen und Schüler während und nach dem Anschauen des Films 'Das Tagebuch der Anne Frank' sein, der im Rahmen der SchulKinoWochen Hessens seinen Start erfuhr. Eine Rezension des Films ist nicht noch einmal Gegenstand. Wir verweisen auf unsere Besprechungen und das Interview. (1,2,3)

 

 

Mit dem Film 'Das Tagebuch der Anne Frank' begannen die SchulKinoWochen. Der Saal mit der größten Leinwand im Gebäude Cinestar Metropolis an der Eschenheimer Anlage/ Frankfurt am Main war nahezu komplett besetzt. 14 Schulklassen waren gekommen. Die Schulkinowochen waren in weltexpresso.de bereits angekündigt worden wie weitere Veranstaltungen zum Film Anne Frank. (4)

 

Die Vorführung am frühen Montagmorgen war zugleich Jubiläumsveranstaltung anlässlich von 10 Jahren SchulKinoWochen in Hessen. Es wurden drei Preise im Zusammenhang mit der Herstellung von Trailern vergeben, die Schöpfungen einer Besonderheit des Konzepts der SchulKinoWochen waren. Die Lichtigfeldschule in Frankfurt am Main bekam den ersten Preis für eine überzeugende Papier-Animation, die jetzt an allen Aufführungsstätten im Rahmen der Wochen als Vorfilm gezeigt wird.

 

 

Vergleichbarkeit

 

Der Film 'Das Tagebuch der Anne Frank' bietet eine Vergleichsmöglichkeit mit dem Film 'Meine Tochter Anne Frank', der vor einem Jahr als Doku-Drama des hessischen Fernsehens zu Leben und Sterben der Anne Frank herauskam. (5). Beide Filme können als gleichberechtigt nebeneinander gelten. Der erste Film zeigte Anne (gespielt von der berückenden Mala Emde) als kluge, lebensfrohe, quirlige und doch auch zu jeder Zeit dem Ernst der gefährlichen Lage im klaustrophobischen Gefängnis der Prinzengracht zugewandte Teenagerin, mit deren filmischer Behandlung heutige Jugendliche unmittelbar etwas anfangen konnten (auch ohne umfänglicheres Vorwissen aus dem Tagebuch).

 

Der neue Film - im Rang des Spielfilms – zeigt mit der Darstellerin Lea van Acken viel mehr Härten in der Wiedergabe der bedrohlichen Gefängnissituation, vor allem, was die Kompromißlosigkeit im Verhältnis Mutter-Tochter angeht. Der Vater ist in beiden Filmen als der Ausgleichende gezeichnet, der er auch war. Der zweite Film hat mehr von einer 'Letzten Versuchung'. Generationen treffen im heutigen Leben zeitweise ähnlich hart aufeinander. Das ist ein Stück Natur, die aber nicht gleich etwas mit Terror zu tun hat. Der entscheidende Unterschied aber ist, daß der eine Film aus der Perspektive des Vaters die Geschichte des Versteckens und der Entdeckung erzählt, der Spielfilm aber eine völlig neue Perspektive hat, indem das Tagebuch selbst verfilmt wird, also Anne Frank direkt mit dem Zuschauer spricht.

 

Exzessiv seitens der Jugendlichen in den Reihen war eine Reaktion auf eine schrille Stressreaktion von 'Petronella', die für einige kaum erträglich gewesen sein muss, wohl weil sie der Erwartung von einer stets ausgleichend wirkenden Frau widersprach. Am Anfang war es mucksmäuschenstill während der Film lief, später kam es zu spontanen Stress-Kommentaren, das Schauen des Film wurde immer belastender. Im ganzen gesehen blieben die Jugendlichen aber stets aufgeschlossen für das Gezeigte, sie lebten und litten mit, die Identifikation besonders mit einer Jugendlichen, die von Hitler mit Mord bedroht wird, kann kaum anders sein als ursprünglich von Verstehen geprägt.

 

 

Wie Nazismus und Rechtspopulismus funktionieren

 

Die Strandszene und die Straßenszene zu Beginn zeigten den nationalistisch-völkischen Wahn in Paradigma. Ob der Film wohl zum Element einer Art Kanon der Vermittlung von politischem Wissen und kritischem Gesellschaftsverständnis wird? Als am Ende die 'Untergetauchten' von dem Greiftrupp der Gestapo überfallen werden, wird gleich nachgefragt: 'Wo ist Ihr Geld - wo sind die Wertsachen!'. Das eben ist Nationalsozialismus in Rein'kultur'. Gegenwärtig werden Geflüchtete gefilzt, eine neuer Anfang des Übels?

 

 

Das Filmgespräch

 

Vorrangig zunächst zu fragen für die Jugendlichen betraf technische Hintergründe und Vorgehensweisen. Die Kamerafrau des Films, Bella Halben, und Céline Wendelgaß von der Bildungsstätte Anne Frank gaben den Jugendlichen Auskunft. Schwierig beim Filmen war die Enge und wie sie durch Einstelloptionen bei der Nahaufnahme akzentuiert wurde. 8 Schauspieler und 15 Leute vom Filmteam bewegten sich auf engstem Raum.

 

Beeindruckend für die Jugendlichen war das direkte Sprechen, 'der Monolog', von Anne an das Publikum; zum Teil waren das Stellen aus dem Tagebuch, aber auch Drehbuchtext. Die Jugendlichen erlebten, so notierten sie, wie es sich anfühlt in einer Enge auszuharren, über der das Damoklesschwert der Verschleppung und des Mords schwebt. Dass Völkermord in Gang war, darüber machten sich die Eingeschlossenen keine Illusionen. Bella Halben hatte zur Vorbereitung für die Arbeit den Film 'Shoa' zu Rate gezogen.

 

Betont wurde seitens der jungen Leute ab der siebten Klasse, dass das persönliche Erleben mit den Augen von Anne Frank überzeugend rübergekommen sei. Einer sprach an, dass der Film und die Menschenrechtslage im Heute in enger Beziehung zueinander ständen. Ihr Wert werde einem nochmal bewusster.

 

Es wurde darauf hingewiesen, dass der Film dazu dienen könne, die Erinnerung an das Geschehene aufrechtzuerhalten und es wurde angemerkt, 'wie gut wir es doch heute haben'. Der Film vermittle die Gefühle und Empfindungen aus Annes Sicht. Die Frage, was der Film gekostet habe, konnte nicht beantwortet werden. Es brauche für die Planung und die Ausführung eines Films dieser Art an die eineinhalb Jahre, so die Kamerafrau.

 

Man weiß, dass manche in der Umgebung der Zwangslage wohl wussten, dass Menschen versteckt sind. Es ist nicht nachgewiesen, wer sie verraten hat. Das war noch ein gefragter Punkt. Es ist allerdings bekannt, dass ein Anruf mit einer Frauenstimme erfolgte. Noeb Gies (Sekretärin bei Gies & Co.) hat das Tagebuch gefunden und gesichert.

 

Am 27. Januar 1945 wurde Otto Frank, Vater von Anne, in Auschwitz befreit. Er machte sich sogleich auf den Weg Richtung Westen. Seine Tochter Anne musste ihr Leben lassen. Das Todesdatum von Anne und ihrer Schwester Margot muss zwischen Ende Februar und Anfang März 1945 liegen. Der Vater wurde zum Sachwalter des Tagebuchs.

 

Info:

Eröffnung 10. SchulKinoWochen Hessen, 7. März 2016 9:00 Uhr. Begrüßung durch Claudia Dillmann, Direktorin Deutsches Filminstitut, Grußwort Regine Bantzer, Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Grußwort Hans Joachim Mendig, HessenFilm und Medien, Grußwort Michael Jahn, Projektleiter SchulKinoWochen bei Vision Kino, Sabine Imhof, Preisverleihung Jubiläumstrailerwettbewerb www.schulkinowochen-hessen.de

Anne Frank Film in Weltexpresso

Erster Beitrag zu den SchulKinoWochen (6+7)

 

1-3)

http://weltexpresso.tj87.de/index.php?option=com_content&view=article&id=6733:das-tagebuch-der-anne-frank&catid=79:kino&Itemid=471

 

http://weltexpresso.tj87.de/index.php?option=com_content&view=article&id=6819:gespraech-mit-regisseur-hans-steinbichler&catid=79&Itemid=471

 

http://weltexpresso.tj87.de/index.php?option=com_content&view=article&id=6734:ein-gespraech-mit-lea-van-acken-ueber-ihre-rolle-als-anne-frank&catid=79:kino&Itemid=471

 

(4)

http://weltexpresso.tj87.de/index.php?option=com_content&view=article&id=6505:eine-gute-idee-kam-zur-realitaet&catid=79:kino&Itemid=471

 

(5)

http://weltexpresso.tj87.de/index.php?option=com_content&view=article&id=4237:beachtenswerte-verfilmung-des-tagebuchs-der-anne-frank&catid=80:heimspiel&Itemid=472

 

(6+7)

 

http://weltexpresso.tj87.de/index.php?option=com_content&view=article&id=6504:das-kino-ist-ein-menschenformer&catid=79:kino&Itemid=471

 

http://weltexpresso.tj87.de/index.php?option=com_content&view=article&id=6505:eine-gute-idee-kam-zur-realitaet&catid=79:kino&Itemid=471