linkes zentrum»Nur wer sich aufgibt, ist verloren«. Alfred Hausser - Porträt eines Antifaschisten, Teil 3

 Conrad Taler

Bremen (Weltexpresso) - Alfred Hausser: »Damals wurden die Uhren zwei Stunden vorgestellt, das heißt, es war hell bis um halb elf Uhr. Was macht man, wenn um sechs Uhr Feierabend ist, das Werkzeug abgeholt wird, der Einschluss erfolgt? In der Woche ein Buch. Das liest man natürlich an einem Abend aus, und dann kommen sechs lange Abende, wo man entweder das Buch ein zweites oder drittes Mal liest. Und da merkt man langsam, wie eine Zeit auf einen Menschen zukommt, wo plötzlich einiges nicht mehr funktioniert. Das fängt an mit der Sprache, dass man also, wenn der Wachtmeister morgens aufschließt und gefragt wird, ob man Meldung zu machen hat, dass man zwar vielleicht sich zum Arzt melden wollte, aber man fängt an zu stottern, die Sprache versagt.

plakat breiter kanon jpg

Ausstellung in der Universitätsbibliothek Frankfurt zur Veröffentlichung der „Lückenliste“ der Initiative #breiterkanon. Angebot für die germanistische Lehre und den schulischen Deutschunterricht


Hubertus von Bramnitz

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - An Universitäten und Schulen wird Kanon gemacht. Weil die Werke von Frauen und marginalisierte Texte auf Leselisten stark unterrepräsentiert sind, entwickelt das Netzwerk #breiterkanon eine „Lückenliste“, die Lücken adressiert und reflektiert. Sie versammelt Texte, die bisher nicht Teil des Kanons sind, aber von denen die Beitragenden meinen, dass sich die Lektüre lohnt. Die Lückenliste versteht sich als Angebot für den Einsatz in Seminaren und in der Schule sowie für die individuelle Lektüre – und als Diskursangebot. Sie ist unvollständig und offen und lädt zu Entdeckungen ein.

kontext wochenzeitung»Nur wer sich aufgibt, ist verloren«. Alfred Hausser - Porträt eines Antifaschisten, Teil 2

Conrad Taler

Bremen (Weltexpresso) - Hausser zeichnet für ein Flugblatt verantwortlich, das zum Widerstand gegen Sozialabbau und weitere Zugeständnis an die Nationalsozialisten aufruft. Es richtet sich gegen Brünings Nachfolger im Amt des Reichskanzlers, Franz von Papen, dessen »Kabinett der Barone« soeben auf Drängen der Nazis das Verbot der SA, Hitlers brauner Schlägertruppe, aufgehoben hat. In dem Flugblatt hieß es unter anderem: »Die verbissenen Arbeiterfeinde von Hitlers Gnaden haben die Aufgabe, den Weg frei zu machen für die blutigste faschistische Diktatur, die die Weltgeschichte je gesehen hat.«

tractatus23 charim isoldedaniel novotny 1536x1022erhält den Tractatus-Preis für philosophische Essayistik

Redaktion

Wien (Weltexpresso) - Die österreichische Philosophin Isolde Charim wird mit dem diesjährigen Essay-Preis „Tractatus“ des Philosophicums Lech ausgezeichnet. Sie erhält den mit 25.000 Euro dotierten Preis exemplarisch für ihr Werk „Die Qualen des Narzissmus. Über freiwillige Unterwerfung“, erschienen bei Zsolnay.

verdi StuttgartAlfred Hausser - Porträt eines Antifaschisten, Teil 1

Conrad Taler

Bremen (Weltexpresso) - Hellwach sitzt er mir gegenüber und sieht mich freundlich interessiert an. Sieht so einer aus, der 82 Jahre alt ist, noch dazu wenn er die besten Jahre seines Lebens als politischer Gegner Hitlers im Zuchthaus verbringen musste? Das Geheimnis seiner Vitalität verrät mir Alfred Hausser am Ende unseres langen Gesprächs. Wir waren bei Recherchen für eine Arbeit über den Umgang mit dem antifaschistischen Widerstand in Kontakt miteinander gekommen. Irgendwann hatte ich ihn gefragt, ob er bereit wäre, einmal ausführlicher über seine Erlebnisse und Erfahrungen zu sprechen. So kam es zu der Begegnung in Stuttgart.