Weltexpresso - Der Stil des Herrn Renz vom FBI

Details: Kategorie: Lust und Leben; Veröffentlicht: 11. Januar 2016

„NS-Aufarbeitung und Homosexuellenverfolgung“ in einer Veranstaltung des Fritz Bauer Instituts in Frankfurt am 11. Januar, Teil 3

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Am 16. Juli 2014 fand zum 111. Geburtstag des ehemaligen Hessischen Generalstaatsanwalts und großen Humanisten (1903-1968) eine anrührende Geburtstagsfeier im Frankfurter Logenhaus statt. Dort berichtete auch Bauers Nachbar, der damals jugendliche Wolfgang Kaven, heute anerkannter Schauspieler, über seinen väterlichen Mentor, dem er tiefe Einblicke in das Weltgeschehen verdankt. Und hier kommt Werner Renz ins Spiel.

Er berichtete nämlich auch von unwürdigen und peinlichen Briefen aus dem Fritz Bauer Institut, die er nicht zu beantworten gedenke, so unglaublich fände er dieses Vorgehen.Er sei gefragt worden, wie sich seine Freundschaft zu Bauer gestaltet habe, daß doch sein Vater gegen diese freundschaftlichen Beziehungen war und ihm sogar den Umgang mit Bauer verboten habe? „Was wurde ausgesprochen, was nur unter vorgehaltener Hand zum Ausdruck gebracht?“

Wolfgang Kaven konnte man das Angewidertsein noch am Gesicht ablesen, obwohl der Brief an ihn von Werner Renz schon vom 8. Juni 2011 rührte. Er erzählte so viel von Fritz Bauer, der ihn für sein Leben beeindruckt hatte und er erzählte auch vom Aufklärer Bauer, vom linken Sozialdemokraten, der für seinen Vater – der CDU nahe – ein rotes Tuch war. Und aus so etwas versucht der Archivar des Fritz Bauer Instituts Kapital für seine abenteuerliche These der Homosexualität Fritz Bauers zu schlagen?

Wolfgang Kaven auf jeden Fall ist von diesen Vorgängen sehr betroffen, zu denen er sagte: „Ich weiß nicht, ob das Fritz Bauer Institut sich auch für die Schriften von Fritz Bauer in gleicher Weise interessiert, wie sie das für seine vermeintliche Homosexualität zu tun scheint. Denn dann wäre über das folgende Credo von Fritz Bauer nachzudenken, das er im Munde führte: 'Nichts ist so entscheidend für den Stil eines Rechtzeitalters wie die Auffassung vom Menschen, an dem es sich orientiert.' (Gustav Radbruch). Welche Auffassung vom Menschen (Dr. Fritz Bauer) verfolgt Herr Renz im Namen des Fritz Bauer Instituts?“

Inzwischen wissen wir noch von weiteren intriganten Versuchen des Herrn Renz, auf Teufel komm raus irgendwelche Beweise für die von ihm behauptete Homosexualität Fritz Bauers zu erhalten. Nichts. Es gibt keine Beweise, keine Belege dafür, daß Fritz Bauer schwul war. Und noch einmal: Wenn er es gewesen wäre, hätte er es sein dürfen, wobei wir auch dann diese für seine Privatsache gehalten hätten und nicht für eine Institutsaufgabe. Aber jemanden, der schon politisch ausgegrenzt wurde, denn seine linke Gesinnung gefiel auch in seiner SPD nicht allen Genossen, der vor den Nazis fliehen mußte, noch in Dänemark observiert wurde, diesen Mann auch bald 50 Jahre nach seinem Tod mit einer Behauptung zu verfolgen, die eindeutig von seinen politischen Bedeutung für die Geschichte der Bundesrepublik ablenken will, das ist mehr als man ertragen kann.

Wie oft müssen wir zudem noch anmerken, daß Fritz Bauer Generalstaatsanwalt in der Bundesrepublik Deutschland war, der ob seiner politischen Gesinnung von den deutschen Geheimdiensten (was im Film deutlich wird) und der CIA mißtrauisch überwacht wurde. Wäre Fritz Bauer auch noch so versteckt und verdeckt homosexuell gewesen, er hätte keinen Tag sein Amt in Westdeutschland überlebt, sondern wäre im Gefängnis gelandet. Noch einmal: es langt!

Wir hatten den beiliegenden Brief von Werner Renz auf einem offiziellen Briefkopf des Fritz Bauer Instituts – WER WEISS DAVON ? - seit langem in den Händen und uns immer wieder gefragt, warum seinem Treiben kein Einhalt geboten wird. Es ist Zeit dafür und auch Zeit, daß sich das Fritz Bauer Institut um die angemessene Würdigung seines Namensgebers bemüht.

Info:

NS-Aufarbeitung und Homosexuellenverfolgung
Ein Gespräch mit Filmausschnitten aus »Der Staat gegen Fritz Bauer«

Montag, 11. Januar 2016, 18:15 Uhr

Goethe-Universität Frankfurt am Main, Campus Westend
Norbert-Wollheim-Platz 1, Casino am IG Farben-Haus, Raum 1.811

mit Dr. Nicolas Berg, Frankfurt am Main/Leipzig, apl. Prof. Dr. Werner Konitzer, Frankfurt am Main und Dr. Andreas Pretzel, Berlin

Brief: Der Stil des Herrn Renz vom FBI