Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Spätestens seit der umwerfenden literarischen Konstruktion von DREI gilt der Israeli Dror Mishani als großes Talent. Klar, daß sein neuer Krimi sofort auf die KrimiBestenListe kam, klar auch, daß er von uns sofort erbeten und gelesen wurde. Warum der erstaunlich krimifachkundige Kollege bei Hugendubel, der VERTRAUEN noch nicht kennt, weitergab, da handele es sich wieder um Polizeiarbeit, was im Kontext und der Stimmlage eindeutig eine negative Konnotation war, will ich noch mal nachfragen, wenn er VERTRAUEN gelesen hat.
Ganz schön schwierig, diesen Roman inhaltlich zusammenzufassen. Formal ist er das Gegenteil vom Roman DREI, der so heißt, weil er in zwei Kapiteln einzeln eine Geschichte bringt, die im dritten Kapitel dann zusammenläuft, man also erst dann so manche Stelle vom Anfang richtig versteht. Auch hier geht es abschließend ums Zusammenlaufen und Einssein, aber nicht additiv, sondern in dem von Anfang an erst einmal disparate Fälle, die nichts miteinander zu tun zu haben scheinen, vom bewährten Inspektor Avi Avraham und seiner Mitarbeiterin, der halbblinden Esthi Wahabe bearbeitet werden, so daß die beiden Untersuchungen inhaltlich unverbunden ineinandergeschachtelt werden, bis sich am Schluß herausstellt....
Aber nein, dies darf man nicht weitererzählen. Die Fälle schon. Da wird in einem Hotel ein Gast vermißt, der erst vom Flughafen in Tel Aviv gekommen war und nur kurz ausgehen wollte, aber nicht wiederkam. Für ihn aber kamen zwei Männer, die sein Gepäck mitnahmen, ohne daß das Hotel sich die Namen notierte. Avraham ist ein erfahrener Ermittler und ruckzuck bekommt er heraus, daß der Gast einen falschen Namen angegeben hatte, er mit seinem richtigen aber aus Paris eingereist war. So erfährt der Inspektor von dessen Tochter, die ihm am Telefon von der Tätigkeit ihres vermißten Vaters mit dem Mossad berichtet. Doch seine Kontaktleute beim Geheimdienst widersprechen vehement. Alles hängt in der Luft, der Leser hat wenig Infos, um durchzublicken.
Anders sieht es im Fall des vor einem Krankenhaus abgelegten Neugeborenen aus. Im Nu ist die Frau durch Überwachungsaufnahmen gefunden worden, erst bestreitet sie alles, dann will sie die Mutter sein, obwohl die DNA dagegenspricht, jeden Tag erzählt sie etwas anderes. Hier empfindet der Leser das Gegenteil, nämlich viel zu viel Informationen, die alle gegeneinander stehen. Die Mutter will ihre 16jährige Tochter schützen, die das Kind geboren hat, nachdem der Versuch einer Abtreibung nicht klappte. Zwischen dieser und der schnellen Geburt bei ein und demselben Arzt ergeben sich zeitlich bei der Leserin viele Fragezeichen, aber das empfindet man auf einmal als Vorzug, daß die Aussagen verschiedener gar keine Klarheit bringen, weil jeder eine andere Sicht hat. Die Mutter, die sich so absolut verkalkuliert hat, weil sie das Baby als Faustpfand sah, das Schicksal ihres verstorbenen Mannes öffentlich noch einmal aufrollen zu können, wozu gut paßte, daß sie das Baby als Frucht einer Vergewaltigung bezeichnete und alles so inszenierte, daß sie für diese Lesart eine Fernsehmoderatorin gewinnt, die sie öffentlich interviewt. Doch der jugendliche Vater des Babys widerspricht und kann Belege für eine einvernehmliche Beziehung mit der Sechzehnjährigen finden.
Die Leserin wird hin und her geschüttelt, wem soll sie glauben? Da geht es ihr nicht anders als dem Inspektor und seiner Mitarbeiterin. Aber diese beiden, die sich gut ergänzen, finden einen Weg, auf dem sich die beiden Fälle treffen und sich gegenseitig erklären. Wirklich toll gemacht und ich persönlich bin halt durch die absurden Vorgänge des Mossad und anderer Spionagestellen so an die späten Romane von John le Carré erinnert, obwohl Avi ständig versucht, sein Vorbild in den Mafia-Krimis von Leonardo Sciascia zu Ende zu lesen.
Schon wieder ein tolles Buch!
P.S. Nein, ganz sicher kein typischer Polizeiapparatkrimi. Das Gegenteil.
Fortsetzung folgt
DIE KRIMIBESTENLISTE VOM APRIL 2022
1 (–) Riku Onda: Die Aosawa-Morde
Aus dem Japanischen
von Nora Bartels
Atrium, 368 Seiten, 22 Euro
„K.“ 1973 wird die betuchte Arztfamilie Aosawa bei einem Familienfest durch Cyanid
ausgerottet. 17 Tote, eine Überlebende: die zwölfjährige blinde Hisako. „Wenn etwas
Unfassbares passiert, brauchen die Menschen Antworten.“ Doch gibt sie der gesichtslose
Erzähler? Zettel, ein Gedicht, Zeugenaussagen – das Rätsel bleibt und fasziniert.
2 (–) Dror Mishani: Vertrauen
Aus dem Hebräischen
von Markus Lemke
Diogenes, 351 Seiten, 22 Euro
Tel Aviv. Zwar ist Avi Avraham befördert worden, will aber noch lieber Fälle von
nationaler Bedeutung bearbeiten. Stattdessen hat er es mit einer renitenten Großmutter zu tun
und mit einem verschwundenen Hotelgast. Avi wäre nicht der gefinkelte
Bulle, würde er nicht im Kleinkram große Zusammenhänge entdecken. Toll.
3 (–) Jan Costin Wagner:
Am roten Strand
Galiani Berlin
303 Seiten, 22 Euro
Wiesbaden. 24 Fälle sexualisierter Gewalt gegen Kinder. Die Ermittlungen offenbaren ein tief
gespanntes Netzwerk, gleichzeitig gibt es Mordanschläge auf die Täter.
Aber wer ist hier Täter, wer ist Opfer? Verstörend: Kommissar und Familienvater
Ben Neven kämpft selbst mit pädophilen Neigungen. Krimi ohne Sicherheitsnetz.
4 (4) Greg Buchanan: Sechzehn Pferde
Aus dem Englischen von
Henning Ahrens
S. Fischer, 443 Seiten, 22 Euro
„Ilmarsh“, englische Ostküste. 16 Pferdeköpfe liegen verbuddelt im Kreis. Und durch
ein Stonehenge von Verbrechen an Seelen, Körpern und Tieren tapsen die beiden
Ermittler, der abgehalfterte Cop Alec und die Tierforensikerin Cooper, im dahinsiechenden
Land zwischen Marsch und weichender Zivilisation. Extraklasse.
5 (–) Åsa Larsson: Wer ohne Sünde ist
Aus dem Schwedischen von
Lotta Rüegger, Holger Wolandt
C. Bertelsmann, 590 Seiten, 22 Euro
Kiruna. Die Erz-Stadt Schwedens wird verlegt; Staatsanwältin Martinsson im
Clinch mit Vorgesetzten. Dabei bietet sich endlich die Chance, verzwickte
Familienprobleme zu lösen, zwei Morde aufzuklären, einen lokalen Drahtzieher und russische
Mafiosi dingfest zu machen. Boxen kommt auch nicht zu kurz. Superschwedin.
6 (–) Wolf Haas:
Müll
Hoffmann und Campe
288 Seiten, 24 Euro
Wien. Auf einem Mistplatz tauchen in einer Sperrmüllwanne ein menschliches Knie
und dann weitere Leichenteile auf. Nur das Herz ist unauffindbar. Die Kripo glaubt
an eine Beziehungstat. Aber Ex-Kollege und Neu-Müllmann Brenner ist sich da nicht
so sicher. Gewohnt beiläufig. Gewohnt komisch. Gewohnt gut.
7 (7) Mathijs Deen: Der Holländer
Aus dem Niederländischen
von Andreas Ecke
Mareverlag, 263 Seiten, 20 Euro
Nordsee zwischen Niederlanden und Deutschland. Auf einer Sandbank liegt die
Leiche von Klaus, strömungstechnisch undenkbar. Mit Freund Peter wollte er
den „Everest“ der Extremwattwanderer, die Querung nach Borkum, machen.
Atmosphärisch starker Mordfall für Kommissar Cupido. Wundersam.
8 (–) Kotaro Isaka: Bullet Train
Aus dem Japanischen von Katja Busson
Hoffmann und Campe
380 Seiten, 22 Euro
Tokio. Fünf Killer, ein Geldkoffer und der tote Sohn eines Gangsterbosses sind im
Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen auf dem Weg nach Morioka. Unweigerlich
werden sich ihre Wege und Taten kreuzen – und nicht alle werden lebend ankommen.
Ein komischer, temporeicher und sehr unterhaltsamer japanischer Genrespaß.
9 (–) Samira Sedira:
Wenn unsere Welt zerspringt
Aus dem Französischen von Alexandra
Baisch. Piper, 176 Seiten, 20 Euro
„Carmac“. Anna Guillot muss damit klarkommen, dass ihr Ehemann die Nachbarn
ermordet hat: fünf Menschen, reich, glamourös, Schwarz. Sediras Ich-Erzählerin
schildert die geladene Situation in dem abgelegenen Dorf mit schockierender Ausgewogenheit. Emotional intelligente Beobachterin zwischenmenschlicher Nuancen.
10 (–) Steph Post: Lightwood
Aus dem Englischen von
Kathrin Bielfeldt
Polar, 439 Seiten, 16 Euro
„Silas“, Nordflorida. Judah Cannon, frisch aus dem Knast, will neu anfangen. Doch
der dominante Vater zwingt ihn zurück in die Familiengang. Die bekommt es nach
einem dreisten Raubzug mit einer Motorradbande und einer kriminellen Pfingstpredigerin zu tun. Harter Country Noir mit viel Gewalt, aber auch mit zarter Liebe.
Die Krimibestenliste, wo kann man sie lesen, wer erstellt sie, wo wird sie veröffentlicht?
WO? außerhalb von WELTEXPRESSO?
Die Krimibestenliste auf Deutschlandfunk Kultur
www.deutschlandfunkkultur.de
Die Krimibestenliste erscheint nicht mehr am ersten Sonntag des Monats in der Printausgabe: www.faz.net !!! Die zukünftigen Krimibestenlisten 2021 sind allerdings noch nicht einmal online für die FAS verfügbar. In der Vergangenheit veröffentlichte die FAS, die Sonntagszeitung der FAZ, an jedem ersten Sonntag im Monat die jeweilige Liste im Feuilletonteil. Noch einmal im Klartext: Leider gibt es die Liste ab 2021 noch nicht einmal im FAZ-Internet. Ob die FAZ und FAS wissen, welche Einbuße sie damit bei Krimilesern erfahren? Da muß man froh sein, daß der Deutschlandfunk Kultur die Kriminalromane als anspruchsvolles Genre noch nicht aufgegeben hat, sondern weiterhin jeden ersten Freitag im Monat die neue Liste bringt, die wir sobald wir können, nachveröffentlichen.
An jedem ersten Freitag des Monats geben also 18 Literaturkritiker und Krimispezialisten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz die Kriminalromane bekannt, die ihnen am besten gefallen haben. Die Krimibestenliste war zuvor eine Kooperation der Frankfurter Allgemeinen mit Deutschlandfunk Kultur, der Sender, der nun die Krimibestenliste alleine veröffentlicht und trägt. Das wäre schon für die Regierungskoalition in Sachsen-Anhalt ein wichtiges Argument, den Rundfunkgebühren zuzustimmen.
Tobias Gohlis, Sprecher der Jury
Volker Albers, „Hamburger Abendblatt“
Andreas Ammer, „Druckfrisch“, ARD
Gunter Blank, „Rolling Stone“
Thekla Dannenberg, „Perlentaucher“
Hanspeter Eggenberger, „Tages-Anzeiger“
Fritz Göttler, „Süddeutsche Zeitung“
Jutta Günther, „Radio Bremen Zwei“
Sonja Hartl, „Zeilenkino“, „Crimemag“, „Deutschlandfunk Kultur“
Hannes Hintermeier, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“
Alf Mayer, „CulturMag“, „Strandgut“
Kolja Mensing, „Deutschlandfunk Kultur“
Marcus Müntefering, „Der Spiegel“
Ulrich Noller, „Deutschlandfunk Kultur“, „Deutschlandfunk“, „SWR“, „WDR“
Frank Rumpel, „SWR“
Ingeborg Sperl, „Der Standard“
Sylvia Staude, „Frankfurter Rundschau“
Jochen Vogt, „NRZ“, „WAZ“
Wie funktioniert die Abstimmung?
Die Krimibestenliste wird im Auftrag von Deutschlandfunk Kultur durch eine Jury aus Kritikerinnen und Kritikern erstellt.
Es sind die obigen 19 Spezialistinnen und Spezialisten für Kriminalliteratur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die aus der laufenden Produktion monatlich jeweils vier Titel vorschlagen, die sie mit sieben, fünf, drei oder einem Punkt bewerten.
Der so gefundene Punktwert pro Titel wird mit der Zahl der für ihn abgegebenen Stimmen multipliziert. Daraus wird die monatliche Liste berechnet.
Jedes Jurymitglied darf insgesamt drei Mal für denselben Titel votieren. Voten für Titel, an deren Entstehung oder Vorbereitung man beteiligt war, sind verboten.
Die Titel dürfen nicht älter als zwölf Monate und keine Wiederauflagen, Sammelbände oder Anthologien sein. Unterschiede zwischen Hardcover, Paperback und Taschenbuch werden nicht gemacht.
Im Durchschnitt kommen fünf Titel neu auf die monatliche Liste. Die Ziffer in Klammern gibt den Rang des Vormonats an.
Foto:
Cover
Info:
Rezensionen der Vormonate
Besprechungen der Krimibestenliste in WELTEXPRESSO im August 2021
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/22932-sieben-neue-krimis-auf-der-liste
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/22931-saint-x-von-alexis-schaitkin-auf-platz-5
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/22991-abschied-groschupf-ani-niel-atkinson-peace-mair-fennely-franklin
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/23026-es-gibt-keine-wiederkehr-von-john-mair-im-elsinor-verlag
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/23032-crash-von-susanne-saygin-heyne-auf-platz-1
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/23060-liam-mcilvanney-ein-frommer-moerder-heyne-verlag-auf-platz-7
Besprechungen der Krimibestenliste in WELTEXPRESSO im September 2021
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/23119-schon-wieder-sieben-neue-krimis-auf-der-neuen-liste
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/23167-verabschiedung-von-sieben-krimis-auf-einen-streich
Besprechungen der Krimibestenliste in WELTEXPRESSO im Oktober 2021
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/23374-der-neue-ist-der-alte-aber-neu-garry-disher-mit-moder-bei-pulp-master
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/23375-zweimal-dabei-gewesen-der-ursula-effekt-von-mercedes-rosende
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/23378-moder-von-garry-disher-auf-platz-1
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/23456-reichtum-verpflichtet-von-hannelore-cayre-bei-ariadne
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/23518-der-sucher-von-tana-french-neu-auf-platz-4
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/23532-die-stadt-das-geld-und-der-tod-von-frank-goehre-auf-platz-10
Besprechungen der Krimibestenliste in WELTEXPRESSO im November 2021
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/23686-fuenf-neue-krimis-aus-fuenf-laendern-fuenf-krimis-treten-ab-darunter-leider-ritchie-girl-von-andreas-pflueger
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/23710-he-played-it-again-sam-john-le-carres-nachgelassener-silverview
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/23721-ritchie-girl-von-andreas-pflueger-im-oktober-neu-und-nun
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/23765-diese-frauen-von-ivy-pochoda-ars-vivendi-auf-platz-7
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/23825-der-schwaerzeste-winter-von-carlo-lucarelli
Besprechungen der Krimibesteniste in WELTEXPRESSO im Dezember 2021
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/23965-wir-sind-dieser-staub-von-elizabeth-wetmore-eichborn-verlag-auf-platz-1
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/23984-die-zwei-neuen-attica-locke-und-colin-niel
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/23982-wir-sind-dieser-staub-von-elizabeth-wetmore-jetzt-auf-platz-1
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/23983-katzbach
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/24204-die-schiere-wahrheit
Jahreskrimibestenliste 2021
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/24007-merle-kroegers-die-experten-wird-krimi-des-jahres
Besprechungen der Krimibestenliste in WELTEXPRESSO im Januar 2022
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/24211-unter-raubtieren-von-colin-niel-auf-platz-1
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/24212-unter-raubtieren-von-colin-niel-auf-platz-1-neu
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/24259-candice-fox-mit-606-suhrkamp-verlag-auf-platz-7
Besprechungen der Krimibestenliste in WELTEXPRESSO im Februar 2022
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/24525-die-fuenf-die-gehen-muessen
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/24524-fuenf-neue-aus-fuenf-laendern-2
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/24575-verrat-von-omar-shahid-hamid-aus-dem-draupadi-verlag-auf-platz-4
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/24576-immer-noch-verrat-von-omar-shahid-hamid
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Besprechungen der Krimibestenliste in WELTEXPRESSO im März 2022
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https://weltexpresso.de/index.php/buecher/24942-eingeaeschert-von-doug-johnstone-auf-platz-3
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Besprechungen der Krimibestenliste in WELTEXPRESSO im April 2022
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Wiener Leo-Perutz-Preis:
www.kriminacht.at
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/23466-anne-goldmann-gewinnt-mit-alle-kleinen-tiere
DIE KRIMIBESTENLISTE VOM APRIL 2022
1 (–) Riku Onda: Die Aosawa-Morde
Aus dem Japanischen
von Nora Bartels
Atrium, 368 Seiten, 22 Euro
„K.“ 1973 wird die betuchte Arztfamilie Aosawa bei einem Familienfest durch Cyanid
ausgerottet. 17 Tote, eine Überlebende: die zwölfjährige blinde Hisako. „Wenn etwas
Unfassbares passiert, brauchen die Menschen Antworten.“ Doch gibt sie der gesichtslose
Erzähler? Zettel, ein Gedicht, Zeugenaussagen – das Rätsel bleibt und fasziniert.
2 (–) Dror Mishani: Vertrauen
Aus dem Hebräischen
von Markus Lemke
Diogenes, 351 Seiten, 22 Euro
Tel Aviv. Zwar ist Avi Avraham befördert worden, will aber noch lieber Fälle von
nationaler Bedeutung bearbeiten. Stattdessen hat er es mit einer renitenten Großmutter zu tun
und mit einem verschwundenen Hotelgast. Avi wäre nicht der gefinkelte
Bulle, würde er nicht im Kleinkram große Zusammenhänge entdecken. Toll.
3 (–) Jan Costin Wagner:
Am roten Strand
Galiani Berlin
303 Seiten, 22 Euro
Wiesbaden. 24 Fälle sexualisierter Gewalt gegen Kinder. Die Ermittlungen offenbaren ein tief
gespanntes Netzwerk, gleichzeitig gibt es Mordanschläge auf die Täter.
Aber wer ist hier Täter, wer ist Opfer? Verstörend: Kommissar und Familienvater
Ben Neven kämpft selbst mit pädophilen Neigungen. Krimi ohne Sicherheitsnetz.
4 (4) Greg Buchanan: Sechzehn Pferde
Aus dem Englischen von
Henning Ahrens
S. Fischer, 443 Seiten, 22 Euro
„Ilmarsh“, englische Ostküste. 16 Pferdeköpfe liegen verbuddelt im Kreis. Und durch
ein Stonehenge von Verbrechen an Seelen, Körpern und Tieren tapsen die beiden
Ermittler, der abgehalfterte Cop Alec und die Tierforensikerin Cooper, im dahinsiechenden
Land zwischen Marsch und weichender Zivilisation. Extraklasse.
5 (–) Åsa Larsson: Wer ohne Sünde ist
Aus dem Schwedischen von
Lotta Rüegger, Holger Wolandt
C. Bertelsmann, 590 Seiten, 22 Euro
Kiruna. Die Erz-Stadt Schwedens wird verlegt; Staatsanwältin Martinsson im
Clinch mit Vorgesetzten. Dabei bietet sich endlich die Chance, verzwickte
Familienprobleme zu lösen, zwei Morde aufzuklären, einen lokalen Drahtzieher und russische
Mafiosi dingfest zu machen. Boxen kommt auch nicht zu kurz. Superschwedin.
6 (–) Wolf Haas:
Müll
Hoffmann und Campe
288 Seiten, 24 Euro
Wien. Auf einem Mistplatz tauchen in einer Sperrmüllwanne ein menschliches Knie
und dann weitere Leichenteile auf. Nur das Herz ist unauffindbar. Die Kripo glaubt
an eine Beziehungstat. Aber Ex-Kollege und Neu-Müllmann Brenner ist sich da nicht
so sicher. Gewohnt beiläufig. Gewohnt komisch. Gewohnt gut.
7 (7) Mathijs Deen: Der Holländer
Aus dem Niederländischen
von Andreas Ecke
Mareverlag, 263 Seiten, 20 Euro
Nordsee zwischen Niederlanden und Deutschland. Auf einer Sandbank liegt die
Leiche von Klaus, strömungstechnisch undenkbar. Mit Freund Peter wollte er
den „Everest“ der Extremwattwanderer, die Querung nach Borkum, machen.
Atmosphärisch starker Mordfall für Kommissar Cupido. Wundersam.
8 (–) Kotaro Isaka: Bullet Train
Aus dem Japanischen von Katja Busson
Hoffmann und Campe
380 Seiten, 22 Euro
Tokio. Fünf Killer, ein Geldkoffer und der tote Sohn eines Gangsterbosses sind im
Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen auf dem Weg nach Morioka. Unweigerlich
werden sich ihre Wege und Taten kreuzen – und nicht alle werden lebend ankommen.
Ein komischer, temporeicher und sehr unterhaltsamer japanischer Genrespaß.
9 (–) Samira Sedira:
Wenn unsere Welt zerspringt
Aus dem Französischen von Alexandra
Baisch. Piper, 176 Seiten, 20 Euro
„Carmac“. Anna Guillot muss damit klarkommen, dass ihr Ehemann die Nachbarn
ermordet hat: fünf Menschen, reich, glamourös, Schwarz. Sediras Ich-Erzählerin
schildert die geladene Situation in dem abgelegenen Dorf mit schockierender Ausgewogenheit. Emotional intelligente Beobachterin zwischenmenschlicher Nuancen.
10 (–) Steph Post: Lightwood
Aus dem Englischen von
Kathrin Bielfeldt
Polar, 439 Seiten, 16 Euro
„Silas“, Nordflorida. Judah Cannon, frisch aus dem Knast, will neu anfangen. Doch
der dominante Vater zwingt ihn zurück in die Familiengang. Die bekommt es nach
einem dreisten Raubzug mit einer Motorradbande und einer kriminellen Pfingstpredigerin zu tun. Harter Country Noir mit viel Gewalt, aber auch mit zarter Liebe.
Die Krimibestenliste, wo kann man sie lesen, wer erstellt sie, wo wird sie veröffentlicht?
WO? außerhalb von WELTEXPRESSO?
Die Krimibestenliste auf Deutschlandfunk Kultur
www.deutschlandfunkkultur.de
Die Krimibestenliste erscheint nicht mehr am ersten Sonntag des Monats in der Printausgabe: www.faz.net !!! Die zukünftigen Krimibestenlisten 2021 sind allerdings noch nicht einmal online für die FAS verfügbar. In der Vergangenheit veröffentlichte die FAS, die Sonntagszeitung der FAZ, an jedem ersten Sonntag im Monat die jeweilige Liste im Feuilletonteil. Noch einmal im Klartext: Leider gibt es die Liste ab 2021 noch nicht einmal im FAZ-Internet. Ob die FAZ und FAS wissen, welche Einbuße sie damit bei Krimilesern erfahren? Da muß man froh sein, daß der Deutschlandfunk Kultur die Kriminalromane als anspruchsvolles Genre noch nicht aufgegeben hat, sondern weiterhin jeden ersten Freitag im Monat die neue Liste bringt, die wir sobald wir können, nachveröffentlichen.
An jedem ersten Freitag des Monats geben also 18 Literaturkritiker und Krimispezialisten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz die Kriminalromane bekannt, die ihnen am besten gefallen haben. Die Krimibestenliste war zuvor eine Kooperation der Frankfurter Allgemeinen mit Deutschlandfunk Kultur, der Sender, der nun die Krimibestenliste alleine veröffentlicht und trägt. Das wäre schon für die Regierungskoalition in Sachsen-Anhalt ein wichtiges Argument, den Rundfunkgebühren zuzustimmen.
Tobias Gohlis, Sprecher der Jury
Volker Albers, „Hamburger Abendblatt“
Andreas Ammer, „Druckfrisch“, ARD
Gunter Blank, „Rolling Stone“
Thekla Dannenberg, „Perlentaucher“
Hanspeter Eggenberger, „Tages-Anzeiger“
Fritz Göttler, „Süddeutsche Zeitung“
Jutta Günther, „Radio Bremen Zwei“
Sonja Hartl, „Zeilenkino“, „Crimemag“, „Deutschlandfunk Kultur“
Hannes Hintermeier, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“
Alf Mayer, „CulturMag“, „Strandgut“
Kolja Mensing, „Deutschlandfunk Kultur“
Marcus Müntefering, „Der Spiegel“
Ulrich Noller, „Deutschlandfunk Kultur“, „Deutschlandfunk“, „SWR“, „WDR“
Frank Rumpel, „SWR“
Ingeborg Sperl, „Der Standard“
Sylvia Staude, „Frankfurter Rundschau“
Jochen Vogt, „NRZ“, „WAZ“
Wie funktioniert die Abstimmung?
Die Krimibestenliste wird im Auftrag von Deutschlandfunk Kultur durch eine Jury aus Kritikerinnen und Kritikern erstellt.
Es sind die obigen 19 Spezialistinnen und Spezialisten für Kriminalliteratur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die aus der laufenden Produktion monatlich jeweils vier Titel vorschlagen, die sie mit sieben, fünf, drei oder einem Punkt bewerten.
Der so gefundene Punktwert pro Titel wird mit der Zahl der für ihn abgegebenen Stimmen multipliziert. Daraus wird die monatliche Liste berechnet.
Jedes Jurymitglied darf insgesamt drei Mal für denselben Titel votieren. Voten für Titel, an deren Entstehung oder Vorbereitung man beteiligt war, sind verboten.
Die Titel dürfen nicht älter als zwölf Monate und keine Wiederauflagen, Sammelbände oder Anthologien sein. Unterschiede zwischen Hardcover, Paperback und Taschenbuch werden nicht gemacht.
Im Durchschnitt kommen fünf Titel neu auf die monatliche Liste. Die Ziffer in Klammern gibt den Rang des Vormonats an.
Foto:
Cover
Info:
Rezensionen der Vormonate
Besprechungen der Krimibestenliste in WELTEXPRESSO im August 2021
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/22932-sieben-neue-krimis-auf-der-liste
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/22931-saint-x-von-alexis-schaitkin-auf-platz-5
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/22991-abschied-groschupf-ani-niel-atkinson-peace-mair-fennely-franklin
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/23026-es-gibt-keine-wiederkehr-von-john-mair-im-elsinor-verlag
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/23032-crash-von-susanne-saygin-heyne-auf-platz-1
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/23060-liam-mcilvanney-ein-frommer-moerder-heyne-verlag-auf-platz-7
Besprechungen der Krimibestenliste in WELTEXPRESSO im September 2021
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/23119-schon-wieder-sieben-neue-krimis-auf-der-neuen-liste
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/23167-verabschiedung-von-sieben-krimis-auf-einen-streich
Besprechungen der Krimibestenliste in WELTEXPRESSO im Oktober 2021
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/23374-der-neue-ist-der-alte-aber-neu-garry-disher-mit-moder-bei-pulp-master
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/23375-zweimal-dabei-gewesen-der-ursula-effekt-von-mercedes-rosende
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/23378-moder-von-garry-disher-auf-platz-1
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/23456-reichtum-verpflichtet-von-hannelore-cayre-bei-ariadne
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/23518-der-sucher-von-tana-french-neu-auf-platz-4
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/23532-die-stadt-das-geld-und-der-tod-von-frank-goehre-auf-platz-10
Besprechungen der Krimibestenliste in WELTEXPRESSO im November 2021
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/23686-fuenf-neue-krimis-aus-fuenf-laendern-fuenf-krimis-treten-ab-darunter-leider-ritchie-girl-von-andreas-pflueger
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/23710-he-played-it-again-sam-john-le-carres-nachgelassener-silverview
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/23721-ritchie-girl-von-andreas-pflueger-im-oktober-neu-und-nun
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/23765-diese-frauen-von-ivy-pochoda-ars-vivendi-auf-platz-7
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/23825-der-schwaerzeste-winter-von-carlo-lucarelli
Besprechungen der Krimibesteniste in WELTEXPRESSO im Dezember 2021
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/23965-wir-sind-dieser-staub-von-elizabeth-wetmore-eichborn-verlag-auf-platz-1
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/23984-die-zwei-neuen-attica-locke-und-colin-niel
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/23982-wir-sind-dieser-staub-von-elizabeth-wetmore-jetzt-auf-platz-1
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/23983-katzbach
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/24204-die-schiere-wahrheit
Jahreskrimibestenliste 2021
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/24007-merle-kroegers-die-experten-wird-krimi-des-jahres
Besprechungen der Krimibestenliste in WELTEXPRESSO im Januar 2022
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/24211-unter-raubtieren-von-colin-niel-auf-platz-1
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/24212-unter-raubtieren-von-colin-niel-auf-platz-1-neu
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/24259-candice-fox-mit-606-suhrkamp-verlag-auf-platz-7
Besprechungen der Krimibestenliste in WELTEXPRESSO im Februar 2022
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/24525-die-fuenf-die-gehen-muessen
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/24524-fuenf-neue-aus-fuenf-laendern-2
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/24575-verrat-von-omar-shahid-hamid-aus-dem-draupadi-verlag-auf-platz-4
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/24576-immer-noch-verrat-von-omar-shahid-hamid
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/24610-totstueck-von-denise-mina-auf-platz-1
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/24620-das-schlupfloch-von-mike-nicol-neu-auf-platz-3
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/24671-drag-cop-von-candas-jane-dorsey-auf-platz-9
Besprechungen der Krimibestenliste in WELTEXPRESSO im März 2022
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/24878-fuenf-neue-krimis-fuenf-bisherige-muessen-gehen
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/24838-der-mann-der-zweimal-starb-von-richard-osman-neu-auf-platz
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/24913-sechzehn-pferde-von-greg-buchanan-neu-auf-platz-4
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/24936-der-hollaender-von-mathijs-deen
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/24942-eingeaeschert-von-doug-johnstone-auf-platz-3
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/24837-und-es-kommt-ein-neuer-winter-von-massimo-carlotto-auf-platz-9
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/25098-mein-leben-als-serienmoerder-von-josef-kleindienst-auf-platz-10
Besprechungen der Krimibestenliste in WELTEXPRESSO im April 2022
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/25106-acht-neue-krimis-aus-sieben-laendern-auf-der-liste
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/25112-die-lesenswerten-ausgeschiedenen
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/25115-vertrauen-von-dror-mishani-auf-platz-2
Wiener Leo-Perutz-Preis:
www.kriminacht.at
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/23466-anne-goldmann-gewinnt-mit-alle-kleinen-tiere