smileyDIE KRIMIBESTENLISTE im September 2025, Teil 7

Joachim Feldmann

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - „Atemberaubend gewöhnlich“! So charakterisiert Lady Ann Sercomb, gleichermaßen attraktiv wie wohlhabend, ihren zukünftigen Ehemann, den sie zwei Jahre später zum ersten Mal verlassen wird. Was ihre Freunde im Londoner Nobel-Stadtteil Mayfair nicht überrascht. Denn die Verbindung zu George Smiley, übergewichtig, von kleiner Statur und schlecht gekleidet, gilt von Beginn an als Mesalliance. „Die Sercomb heiratet einen Ochsenfrosch in Ölzeug und Südwester“, heißt es wenig schmeichelhaft. Dass sie ihn nach recht kurzer Zeit gegen einen gutaussehenden kubanischen Rennfahrer eintauscht, wundert niemanden. Schon eher, dass sie nach der Affäre zu ihrem Gatten zurückkehrt. Aber so weit ist es noch nicht. Bei seinem Eintritt in die Welt der Spionageliteratur ist George Smiley frisch getrennt.

johnSmiley: Porträt einer Romanfigur

Dirk Schmidt

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Na, ja, – da sitzt der Spion zur hohen Zeit des kalten Kriegs hinter dem eisernen Vorhang und was noch nicht schief gegangen ist, wird bald schief gehen. Unter anderem weil die bereits damals vorsintflutliche Sendeapparatur ihren Geist aufgibt. In Zeiten, in dem wir ihm theoretisch mittels Google Earth beim Funken zusehen könnten, und die Kollegen diverser CSIs in der Lage wären aus seinem Angstschweiß das entscheidende Indiz für einen Kriminalfall des 17. Jahrhunderts zu extrahieren, wirkt diese Wendung ähnlich altbacken wie der kurz darauf folgende Auftritt eines Deus Ex Machina in der Einsatzzentrale auf der anderen Seite der deutsch-deutschen Grenze. „In der Tür zum Dachboden erschien eine Gestalt. Sie trug einen teuren Mantel aus braunem Tweed mit etwas zu langen Ärmeln. Es war Smiley.“

returnDIE KRIMIBESTENLISTE im September 2025, Teil 5

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Hatten wir uns nicht erst neulich darüber ausgelassen, dass entführte und auf länger verschwundene Mädchen, oft tot, in den Krimis, in den Thrillern überhand nehmen? Auch diesmal ist Ellie Black auf einmal weg, sie ist 17 Jahre alt, hat einen Freund, aber das Ungewöhnliche ist, dass sie nach 2 Jahren wiederauftaucht, von alleine, mitten im Wald und sich an Waldbesucher wendet, ihren Namen sagt und dass nach ihr gesucht wird. Und was soll ich sagen, hier ist alles so ungewöhnlich und auf jeden Fall ganz anders als sonst, dass man gegen entführte Mädchen als Krimiplot einfach nichts sagen kann.

wut und liebe gebundene ausgabe martin suterMartin Suter liefert, was er verspricht und geht auf Lesereise

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Zugegeben, keine Weltliteratur, aber das ist auch gar nicht der Anspruch. Es gibt wenig Autoren, die sich so elegant im Zwischenreich der literarischen Unterhaltung bewegen wie Martin Suter: zwischen Plaudern, Rätseln, Psychologie, meist gehörigem Geld, schließlich sind wir in der Regel in der Schweiz, da gehört das Geld dazu, schönen Frauen, geschäftigen und dickes Money, Money, Money verdienenden Männern, welche Frau zu welchem Mann und umgekehrt, Kinder eher selten, dafür aber Kunst, ganz viel Kunst und auf jeden Fall Joie de vivre auf gehobenem Ambiente.

Ein Mord im NovemberDIE KRIMIBESTENLISTE im September 2025, Teil 6


Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Das einzige, was einen stören könnte, ist der nichtssagende Titel, denn dies ist ein atmosphärisch richtig starker Krimi der zum einen ein mehr als ungewöhnliches Ermittlerpaar in den altehrwürdigen Gemäuern der Universität Oxford agieren läßt, wobei ganz wichtig die potentiellen Geldgeber aus den reichen islamischen Staaten sind, hier ein Scheich, aber eben auch die Vorbehalte von ‚echten‘ Briten gegen das ‚ausländische Pack‘, das mit Geld Kultur kaufen will, entscheidend aber immer wieder dichotomisch die sozialen Unterschiede der handelnden Personen Ausgangspunkt der Konflikte wird. Aber die Morde finden aus anderen Gründen statt.