Lida Bach

„Ich weiß nicht, warum du das tust.“, stammelt der Jugendliche zu dem grauhaarigen Mann, mit dem er und seine Kumpanen aneinandergeraten sind. Niemand weiß, warum Joseph es tut. Paddy Considine, der in „Tyrannosaur“ nicht spielt, sondern sein kraftvolles Debüt als Regisseur in die Leinwand haut, weiß es nicht. Peter Mullan, der sich die Rolle der beängstigenden und angstvollen Hauptfigur wie eine zweite Haut anzieht, weiß es nicht. Der von Josephs unerwarteter Sanftheit bewegte und seiner plötzlichen Rohheit abgestoßene Betrachter weiß es nicht. Nur um eines gewiss: Wut.

 

Lida Bach

„Er prüft uns. Unser Herrgott prüft uns.“, sagt Reverend Moore (Dennis Quaid) zu Filmbeginn. Das Publikum in Bomont, Tennessee, prüft er mit einer tödlich endenden Tanzveranstaltung, das Publikum vor der Leinwand mit einer tödlich langweiligen Tanzveranstaltung. Das Ende der ersten ist der Anfang der zweiten. Craig Brewers Remake des Filmmusical, mit dem Herbert Ross 1984 einen der belangloseren Beiträge zur 80er-Jahre-Tanzfilmwelle vorlegte, beginnt mit einer Szene ähnlich einem MTV-Clip. Es ist die erste einer   minütigen Reihe von Sequenzen, deren Summe sich dramatisch so anspruchsvoll ausnimmt wie eine Nachmittagsshow auf besagtem Fernsehkanal unter dem Motto „Worst White Trash Videos“.

 

 

von Lida Bach    

                                                                                           

„Die Sprache habe ich immer bei mir.“, sagt „Valerie“. Die Sprache und die Kamera, mit der die alternde Protagonistin von Josef Rusnaks Filmmonolog ein Videotagebuch für ihren komatösen Partner (Guido Föhrweißer) aufnimmt. Das schleppende Textdrama, das für die Titelfigur zum seelischen Kehraus wird, ist der Abschluss einer Trilogie von Monolog-Filmen, die Hubertus Meyer-Bruckhardt 2002 mit Hannelore Elsner als zentraler Darstellerin von „mein letzter Film“ initiierte und Ben Becker als „Ein ganz gewöhnlicher Jude“ fortsetzte.

 

Lida Bach

„Und bitte lächeln! Als wär´s das letzte Mal...“ Den zweiten Satz sagt die Familie im Chor, die bald darauf keine Familie mehr ist, weil bedeutsame Worte wie diese im Film stets prophetischer Natur sind. Der Film, das ist Johannes Schmidts leise anrührendes Kinderdrama „Wintertochter“. Die „Wintertchter“, das ist Kattaka. Die vorigen Worte spricht nur sie, die eigenwillige Titelfigur (Nina Monka) der angenehm gereiften Geschichte für ein anspruchsvolles Kinderpublikum, obwohl ihr als erster die Freude vergeht.

 

Zum 25. Todestag ein liebevoller Fernsehfilm über Helmut Qualtinger von André Heller

 

von Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Hoffen wir, daß in einem der Programme dieses schöne, auch wahre, darum ebenso traurige wie  komische filmische Porträt, das André Heller über seinen Freund und vom ihm verehrten Kollegen Helmut Qualtinger zusammenstellte, hoffen wir, daß es bald wieder gezeigt wird, damit sich herumsprechen kann, daß man etwas versäumt, wenn man sich diese, die alten Zeiten genauso wie die alten Freunde und Feinde vereinigende Hommage nicht anschaut. Uns war ja schon allein bei der Ankündigung „Qualtinger“ am 29. September  – dem 25. Todestag und gerade 57 Jahre alt – im ZDFkultur  und am 1. Oktober bei 3sat selbstverständlich, diese Erinnerung von Heller anzuschauen. Aber erst nach dem Sehen weiß man, wie gut es Heller gelungen ist, die besondere Ausstrahlung des Unvergleichlichen wiederzugeben und wie berührend es ist, wenn seine Weggefährten, auch die Gegner, über ihn sprechen.