Luna, Melo, Kukafka, Le Corre, Stassi, Raether, und Dahl müssen gehen

Serie: DIE KRIMIBESTENLISTE im Mai 2024, Teil 3  

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Also, gleich sieben auf einen Streich! Da kommen einem all die Sätze in den Sinn, die mit der Sieben zu tun haben. Es geht um die Krimis, die gerade noch im April auf der Krimibestenliste standen und auf einen Schlag weg sind. Warum das wichtig ist, merkt man eigentlich so richtig erst, wenn sie gehen: das war eine der stärksten Krimibestenliste aller Zeiten, die vom Apirl. Das waren wirklich ganz besonders eindrucksvolle Krimis, die es zu verabschieden gilt. Ain aller Kürze.

Gerade noch geschafft, die Kurve gekratzt, mit der Besprechung von Till Raethers letztem Auftritt seines Kriminalkommissars Danowski in DANOWSKI - STURMKEHRE. Das kommt sehr selten vor, daß eine Krimireihe um einen Kriminalbeamten mit seiner Kündigung endet. Aber das ist jetzt unerheblich. Wichtig dagegen ist es, daß Sie sich diesen ganz besonderen Krimi nicht entgehen lassen, der eigentlich auch Geschichtsdrama oder psychologissches Lehrstück ist. Sehr unterhaltsam auf eine ganz besondere Weise und eines der überraschendsten langen Enden. Er stand auf Platz 6, war erst im Vormonat dazugestoßen, wurde von der Wucht der Neuen so schnell verdrängt. 

Und nun von vorne. Ja, auch Abgetaucht von Louisa Luna ist sehr unterhaltsam, aber auch furchterrend, was die politische Zukunft, ach was, schon die Gegenwart angeht. Im Vergleich fällt einem auf einmal auf, daß Raethers Danowski irgendwie sehr privat bleibt, während Alice Vega sich mit Rechtsradikalen und Rassisten rumschlägt, mitten im Zentrum dessen, was uns heute politisch beunruhigt. Auch dieser Krimi kam erst im April auf die Liste. 

Dagegen konnte Patrícia Melo mit  Die Stadt der Anderen seit März dabei sein. Dieses Buch ist sehr viel mehr als ein Kriminalroman, nämlich eine gesellschaftliche Anaylse moderner Zeiten, was mit denen geschieht, die nicht mitkommen mit dem Streß des Überlebens in Großstädten. Dabei beeindruckt, wie sehr die Ärmsten der Armen für einander sorgen und sich wehren. Aber das Buch tut sehr weh, wenn man erkennt, daß solche Verhältnisse schwer zu ändern sind.

Nein, es wird nicht leichter! Aber seltsamer schon. Danya Kukafka hat sich mit 
Notizen zu einer Hinrichtung etwas Ungewöhnliches ausgedacht. Wann kann man schon mal die Gedanken eines Serienmörders erfahren. Aber will man das überhaupt? Im Nachhinein, in diesem Fall: Ja. Man lernt eine Menge von dem, was man eigentlich weiß, wie sehr Männer Gewalt als Lebensprinzip und auch Überlegensprinzip nutzen. Überleben dürfen sie, andere nicht. Trostlos, aber erkenntnisfördernd. Auch dieses Buch kam im März auf die Liste.

Ich sagte es doch, eine starker Monat, dieser April. Denn Durch die dunkelste Nacht von Hervé Le Corre ist ein besonders starkes Stück Literatur. Wie gut, daß die Krimibestenliste nicht nur die neuesten Sensationen bringt, sondern immer wieder auch Krimis auftauchen, die vor Jahren und Jahrzehnten entweder nicht durchschlugen oder nichts ins Deutsche übersetzt wurden. Dieser Krimi war seit März dabei. 

Und erneut kann man danke sagen, echt: Danke!, denn Die Seele aller Zufälle von Fabio Stassi ist einer der skurrilsten Romane, von Literatur durchgesotten, wenn Vince Corso, selbst ein Bücherabhängiger, einem in Alzheimer versinkendem Büchernarren, sein Geheimnis entreißen soll, nämlich, wo er das viele Geld versteckt hat, auf das die Schwester scharf ist. Und dann kommt alles ganz anders. Originell, verspielt. Witzig auch und eine Quelle von Hinweisen, was man wieder einmal lesen oder auch das erste Mal lesen sollte. Auch dieser Krimi war seit März auf der Liste. 

 Charles den Tex hat mit  Repair Club einen Spionageroman geschrieben, wie sie eigentlich gar nicht mehr üblich und möglich sind, weil die heutigen Spione keine Geheimnisse mehr haben, sondern schlicht entweder mit Technik oder mit Geld ihre Informationen abschöpfen. Hier erlebt man noch einmal, was früher los war. Eine sehr ungewöhnliche, mich fesselnde Geschichte. 

Bleibt Stummer Schrei von Arne Dahl! Selten schaffen es nordeuropäische Autoren auf die Krimibestenliste. Sehr selten. Die Thematik ist absolut von heute. Es geht um Umwelt und es geht um Terror, vor allem aber, wie ungewöhnlich die Lebenswege verlaufen können. Denn ein Prepper spielt eine wichtige Rolle. Ein Beispiel auch, was heutzutage Polizeiarbeit bedeutet, 

In der Tat, dies war ein besonders starker Monat, dieser April in der Geschichte der Krimibestenliste. Nur drei Krimis machen weiter. Schau'n wir mal, was die neuen bringen.